Die neu eröffnete Oper in Oslo. Foto: dpa

Allein die Fahrt durch den Fjord, an dessen Ende Oslo liegt, ist die Reise wert.

Oslo nähert man sich am besten vom Wasser her, mit der Fähre aus Kiel oder Dänemark. Allein die letzten 100 Kilometer durch den Fjord, an dessen Ende sich die norwegische Hauptstadt schmiegt, sind die Reise wert. Die Sicht ist klar, das Meer spiegelglatt. Die Asche des seit Wochen vor sich hin brodelnden isländischen Gletschervulkans Eyjafjallajökull ist weit weg und mit ihr auch die Angst, ich könnte es nicht zum vereinbarten Zeitpunkt nach Oslo schaffen.

Stattdessen weht mir der mit Salzwasser geschwängerte Wind um die Nase. Die Sonne steht noch hoch am Himmel um diese Jahreszeit, dabei ist der Nachmittag schon alt. Vorbei an der wundersamen Gefängnisinsel Bastøy, wo es keine Mauern, keine Zellen und keine Zäune gibt und Norwegens Schwerverbrecher bei einer Partie Tennis auf die Freiheit warten. Selbst US-Regisseur und Berufspolemiker Michael Moore staunte nicht schlecht, als er vor einigen Jahren für seinen Film "Sicko" die Insel und anschließend die norwegische Kapitale besuchte und anschließend fragte: Norwegen, das glücklichste Land der Welt?

Anders, ein norwegischer Journalistenkollege, kann nur lachen, wenn er diese Frage hört. "Ich bitte dich. Von allem, was Michael Moore sagt und schreibt, muss man 50 Prozent abziehen, und selbst dann ist man der Wahrheit noch nicht nahe." Typisch Anders. Bescheiden eben. Ganz in der skandinavischen Tradition des vom dänisch-norwegischen Autor Aksel Sandemose 1933 in seinem Buch "Ein Flüchtling kreuzt seine Spur" entwickelten Jantegesetzes, demzufolge es verpönt ist, sich selbst zu erhöhen oder besser darzustellen als andere.

Dabei kann man schon bei der Ankunft am Hafen sehen, dass Norwegen und seine Hauptstadt vor allem eines sind: reich, sehr reich. Riesige Öl- und Gasvorkommen vor der Küste des Landes spülen seit Jahren ungeheure Summen in die Kassen. Der mit Einkünften aus dem Verkauf fossiler Brennstoffe gefütterte Staatsfonds ist inzwischen auf knapp 350 Milliarden Euro angewachsen – trotz Finanz- und Wirtschaftskrise.