In zwei Jahren sollen 17.000 Jobs abgebaut werden - auch viele Stellen in Deutschland in Gefahr.  

Bruchsal/München/Helsinki - Von den am Mittwoch angekündigten Streichungen von 17 000 Stellen beim schwächelnden Telekommunikationskonzerns Nokia Siemens Network (NSN) könnte auch der Standort Bruchsal betroffen sein. „Wir werden in den nächsten Monaten entscheiden, wo es Streichungen gibt“, sagte eine Sprecherin des Konzerns. „Erst wollen wir mit allen Betriebsräten reden.“ Das werde jedoch einige Monate dauern. In Bruchsal (Kreis Karlsruhe) war erst im Dezember des vergangenen Jahres mitgeteilt worden, dass die Zahl der Belegschaft in den kommenden Jahren von rund 900 auf 700 sinken werde. Der Standort sollte im Gegenzug bis 2014 gesichert sein.

Auch die IG-Metall rechnet mit Stellenabbau in Deutschland

Doch neuerliche Abbaupläne bereiten den Beschäftigten in Deutschland Sorgen. Laut informierten Branchenbeobachtern könnte es um mehr als ein Drittel der zuletzt gut 9000 Stellen gehen. Weltweit hatte NSN zuletzt rund 74.000 Beschäftigte. Auch die IG Metall rechnet damit, dass in Deutschland tausende Arbeitsplätze betroffen sein werden. „Die neuerlichen Abbaupläne sind eine Kampfansage an die Belegschaft“, kritisierte der NSN-Beauftragte der Gewerkschaft, Michael Leppek. Die IG Metall werde diesen Plänen nicht tatenlos zusehen.

Seit dem Start von NSN mehr als 5000 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut

Seit dem Start von NSN im April 2007 seien in Deutschland bereits mehr als 5000 Arbeitsplätze abgebaut worden - über Aufhebungsverträge, Ausgliederungen und zuletzt sogar über betriebsbedingte Kündigungen. Das NSN-Geschäft werde komplett auf schnelle mobile Internet-Netze ausgerichtet, kündigte das Gemeinschaftsunternehmen von Nokia und Siemens am Mittwoch an. Andere Unternehmensbereiche wie etwa das Festnetz-Geschäft werden entsprechend weichen müssen. Die jährlichen Ausgaben sollen bis Ende 2013 um eine Milliarde Euro gekappt werden. Bis dahin soll auch der Abbau der 17.000 Jobs abgeschlossen sein.

NSN muss mit starkem Wettbewerb in der Branche kämpfen

Angaben zu den betroffenen Ländern soll es erst im Zuge des Umbaus geben. Derzeit könnten dazu keine Details genannt werden, hieß es in einer Telefonkonferenz. Man müsse erst Verhandlungen mit den direkt Betroffenen führen. Dennoch: „NSN ist ein europäisches Unternehmen. Wir rechnen damit, dass dies in den kommenden Jahren auch so bleibt.“ NSN hatte Siemens und Nokia in den vergangenen Jahren hohe Verluste eingebracht und kämpft mit einem starken Wettbewerb in der Branche. Unter anderem Rivalen aus China wie Huawei werden immer stärker und bringen die Preise unter Druck.

Ericsson ist Spitzenreiter in der Branche

Der schwedische Konkurrent Ericsson hält fest die Spitzenposition in der Branche. Erst im September mussten Nokia und Siemens eine Milliarde Euro in das Unternehmen einschießen. Ein Versuch, NSN zu verkaufen, wurde im Sommer aufgegeben. In der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte, wonach Nokia und Siemens einen Ausstieg aus dem Joint-Venture erwägt hätten. Auch ein Börsengang wurde dabei immer wieder als mögliches Szenario genannt. Die Zukunft der Industrie liege in mobilen Breitband-Netzen und -Diensten - „und wir wollen in diesen Bereichen unumstritten führend sein“, erklärte NSN-Chef Rajeev Nuri.

Zugleich müsse man Schritte ergreifen, um konkurrenzfähiger und profitabler zu werden. „Diese geplanten Einschnitte sind bedaurlich, aber notwendig.“ Von den Sparmaßnahmen sollen alle möglichen Bereiche betroffen sein, wie etwa Einkauf, Immobilien oder IT-Versorgung.