Für Sebastian Vettel wäre gerade in Hockenheim ein Erfolg ein wichtiger Fingerzeig für den Rest der Saison. Foto: EPA

Viermal ist der Formel -1-Weltmeister Vettel in seinem Heimatland gestartet, gewonnen hat er noch nie.

Hockenheim - Bei der Fußball-Europameisterschaft hoffte Sebastian Vettel vor dem Halbfinale, dass die deutsche Mannschaft die schwarze Serie gegen Italien beenden würde und tippte optimistisch 2:1 für Jogi Löws Mannen. Doch er lag falsch. An diesem Sonntag (14 Uhr/RTL) wünscht sich der Heppenheimer nun wieder einmal, dass ein Fluch im Sport gebrochen wird – viermal ist er bei einem Großen Preis in Deutschland gestartet, seine Bilanz beim Heimrennen ist genauso niederschmetternd wie die der Fußballer gegen Italien bei großen Turnieren: null Siege. „Mein Ziel ist es, in Hockenheim zu gewinnen“, sagt der Red-Bull-Pilot. Deutschland ist eine der letzten Anti-Vettel-Bastionen – nach seinem Heimatland ist der Weltmeister nur in Kanada und Ungarn sonst noch sieglos. Hockenheim, so scheint es, sträubt sich wie der Nürburgring gegen den schnellsten Autofahrer der Nation.

Ein Werbespot zeigt den 25 Jahre alten Hessen, der lediglich 45 Kilometer vom badischen Motodrom entfernt aufwuchs, wie er verträumt auf der Tribüne sitzt oder sehnsüchtig wie ein Bub zum Logo des Hockenheimrings blickt. „Das Heimgefühl gibt dir ein Extra-Bisschen, das dir ein Wohlgefühl verschafft. Es wäre wirklich etwas Besonderes, hier einmal zu gewinnen“, sagt der Titelverteidiger, „das Motodrom hat viel Ähnlichkeit mit einem Fußballstadion, da kommt eine ganz besondere Stimmung auf. Eine Menge Freunde und meine Familie werden hier sein, mehr Punkte als anderswo gibt es hier allerdings auch nicht.“

Doch das Rennen ist mehr als ein Heimspiel, es könnte zudem eine Weichenstellung für den weiteren Verlauf der Saison bringen. Hockenheim ist der letzte Grand Prix in der ersten Saisonhälfte, und der Titelverteidiger liegt mit 29 Punkten Rückstand auf WM-Spitzenreiter Fernando Alonso und mit 16 Zählern hinter seinem Teamkollegen Mark Webber aktuell nur auf Platz drei der WM-Gesamtwertung. Zum einen sollte der Ferrari-Mann aus Spanien nicht noch weiter entwischen, zum anderen muss Vettel vor allem auch im eigenen Rennstall um seinen Status kämpfen – wenn die Lücke zu Webber weiter anwächst, könnte der Australier im Titelrennen gegen Alonso irgendwann die Unterstützung seines Teamkollegen anfordern.

Neunmal triumphierte Schumi in Deutschland, darunter fallen auch die fünf Erfolge beim Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring

Vettel wäre froh, hätte er etwas ganz Bestimmtes von seinem einstigen Vorbild Michael Schumacher – zum Beispiel dessen ausgezeichnete Heimbilanz. Der Altmeister ist dabei der absolute Gegenentwurf zum Jungstar – der Kerpener hat stattliche 206 Formel -1-Rennen mehr auf dem Buckel, und er ist dabei der Pilot, der am häufigsten vor den eigenen Fans gesiegt hat. Neunmal triumphierte Schumi in Deutschland, darunter fallen auch die fünf Erfolge beim Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring. Selbst nach so vielen Jahren ist es für den Mercedes-Fahrer etwas Besonderes, in Hockenheim zu starten. „Einen Heimvorteil gibt es für Rennfahrer vielleicht nicht, aber Heimatgefühle“, sagt der 43-Jährige, „natürlich fühlt man als deutscher Fahrer eine andere Vorfreude, wenn man zum Grand Prix von Deutschland antritt. Die Unterstützung der Zuschauer pusht die Motivation automatisch noch etwas höher.“ Um die Stimmung noch ein wenig optimistischer zu gestalten, hat Schumacher seinen Anhängern einen Platz auf dem Podium in Aussicht gestellt. Auf dem Podium stand Vettel in seiner Heimat auch schon – 2009 war er Zweiter, 2010 Dritter; im Jahr 2008 landete er auf Platz acht, in der vergangenen Saison auf Rang vier. Es wird Zeit für den jungen Hessen und für seine Fangemeinde.

Lediglich im Fußball ist der Hobby-Kicker Vettel gegenüber den Freizeit-Spieler Schumacher im Vorteil: Vettels Lieblingsclub Eintracht Frankfurt ist wieder in der Bundesliga angekommen, der 1. FC Köln von Schumi spielt dagegen in der kommenden Saison nur in Liga zwei.