Ohne ihn wären die Briten womöglich noch in der EU: Nigel Farage Foto: dpa/Michael Kappeler

Viele kennen Nigel Farage noch als einen der größten Kämpfer für den EU-Austritt. Jetzt geht der Rechtspopulist in das britische Dschungelcamp nach Australien – für eine höchst lukrative Gage.

Angst vorm Dschungel? Habe er keine, erklärt Nigel Farage auf diesbezügliche Fragen. Notfalls esse er auch Känguruhoden oder lege sich in einen mit Kakerlaken gefüllten Sarg, befindet der 59-Jährige. An Phobien leide er glücklicherweise auch nicht. Höchstens, lacht er, sei er allergisch gegen Landsleute, die sich verzweifelt in die Vor-Brexit-Zeit zurück sehnten. Immerhin betrachtet der frühere Vorsitzende Ukips und der Brexit-Partei das Zustandekommen des Referendums von 2016 und den Sieg der Brexiteers in jenem Sommer als sein ganz persönliches Verdienst.

 

Als wie erfolgreich sich der britische Austritt aus der EU letztlich erwiesen hat, fragt sich allerdings auch Farage dieser Tage. Am Ende sei der Brexit „gescheitert“, fürchtet er: weil die regierenden Konservativen alles vermasselt hätten. Offenbar reut es Farage, sich vor zwei Jahren aus der Frontlinie der Politik zurück gezogen zu haben. Schon seit einiger Zeit hat er immer wieder mal die Stimmung für eine mögliche Rückkehr getestet – mit Klagen über die beharrlich hohe Zuwanderungsrate nach England, Kritik an Covid-Lockdowns und abfälligen Bemerkungen zu den Gefahren des Klimawandels.

Auftritt für ein besseres Image

Beim rechten Fernsehsender GB News hat er sich als Moderator permanente Präsenz verschafft. Und nun will der 59-Jährige also, wie der Sender ITV bestätigt, vom kommenden Sonntag an „in den Dschungel“ gehen – zur Teilnahme an der Realityshow „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“, die in Großbritannien „I’m A Celebrity . . . Get Me Out Of Here!“ heißt und deren Kulisse der australische Urwald ist. Eine Million Pfund (etwa 1,14 Millionen Euro) soll Farage als Honorar erhalten, berichten britische Medien.

Der frühere Chef der Ukip-Partei musste wie alle Campteilnehmer für die Dreharbeiten nach Australien reisen. Die bunt gemischte Truppe, aus der Farage als bekanntester Kopf herausragt, erwarten allerhand erniedrigende Prüfungen mit hohem Ekelfaktor – wobei die Zuschauer darüber entscheiden können, wer am härtesten rangenommen wird. Farage macht sich offenbar keine Illusionen, dass er bei dem Spießrutenlauf glimpflich davonkommen dürfte: „Angesichts der Tatsache, dass mich Millionen Menschen hassen, rechne ich damit, dass die Leute mich diese Prüfungen absolvieren lassen.“ Aber vielleicht liege darin ja auch eine Chance. „Ich hoffe, dass all jene, die mich hassen, mich danach ein bisschen weniger hassen als vorher. Aber das ist ein Glücksspiel.“

Farage war mit Ex-Premier Boris Johnson einer der lautstärksten Verfechter des EU-Austritts. Kritiker werfen den Politikern vor, ihren Wahlkampf vor dem Brexit-Referendum auf Lügen und falschen Angaben aufgebaut zu haben.

Nach Einschätzung von Analysten sowie von Behörden hat der Brexit der britischen Wirtschaft enorm geschadet. Inzwischen räumte Farage ein: „Der Brexit hat gezeigt, dass unsere Politiker genauso nutzlos sind wie die (EU-)Kommissare in Brüssel.“ Vor einigen Jahren hatte er angekündigt, er werde Großbritannien verlassen, falls der Brexit nicht funktioniere. In sozialen Medien wurde zwischenzeitlich spöttisch seine Auswanderung erwartet.

Kakerlaken und Känguruhoden

Mithilfe des Auftritts im Dschungelcamp will Farage nach eigenen Worten ein jüngeres Publikum erreichen und sein Image aufpolieren, da er zu Unrecht als „bösartig, engstirnig und fies“ wahrgenommen werde. „Immerhin verfolgen zehn Millionen junge Leute dieses Programm“, hofft er auf neue Zielgruppen. Publizität ist für Farage alles – und dafür nimmt er selbst die Kakerlaken und die Känguruhoden – und ein paar Wochen ohne Bier und Zigaretten – in Kauf.