Zwei von drei Igelbabys kommen erst im August zur Welt. Foto: dpa

Experten raten in der Regel davon ab, untergewichtige Igel – man erkennt sie an der sogenannten „Hungerlinie“, einer Einbuchtung im Nacken – zu Hause einzuquartieren. Ihre Überlebensquote liegt dann nur bei 20 Prozent.

Berlin - Das Kernproblem der Igel ist: Das Leben lässt ihnen einfach keine Zeit. Der Stress beginnt schon mit der Geburt. Zwei von drei Igelbabys kommen erst im August zur Welt. Doch bis spätestens Ende Oktober müssen sie sich genügend Fettdepots für einen Winterschlaf zugelegt haben. Denn der kann fünf bis sechs Monate dauern.

Sie benötigen dazu ein Mindestgewicht von einem halben Kilo. Das müssen sie sich über Insekten sowie Fallobst, Samen und Nüssen anfressen. Ein schwieriges Unterfangen: Für bis zu vier von fünf Jungigeln ist der erste Winterschlaf auch gleich der letzte.

Trotzdem raten Experten in der Regel davon ab, untergewichtige Igel – man erkennt sie an der sogenannten „Hungerlinie“, einer Einbuchtung im Nacken – zu Hause einzuquartieren. Denn ihre Überlebensquote liegt dann ebenfalls nur bei 20 Prozent, weil sie es nicht mehr gewöhnt sind, in der freien Wildbahn Nahrung zu finden. Außerdem werden sie nach der Winterpause meist zu spät wieder in die Natur gelassen. Frei lebende Artgenossen haben dann bereits alle Reviere besetzt. „Nur wenn ein Igel auffallend unterernährt oder krank ist, sollte er versorgt oder einer Igelstation übergeben werden“, sagt Stefan Bosch von der Umweltorganisation Nabu. Kranke Tiere, die torkeln, Nahrung verweigern oder sich nicht mehr einrollen, wären auch ein Fall für den Tierarzt. Die Kosten muss meist der Igelfinder tragen.

Igeln über die Straße helfen

Ansonsten hilft man den Igeln besser, indem man abends etwas Katzentrockenfutter und eine Schale Wasser in den Garten stellt, vorzugsweise unter einer leicht gekippten Holzkiste. Diese bietet Schutz vor Katzen und Regen. „Auch selbst gezimmerte Igelhäuschen oder aus Holzbeton gefertigte Igelkuppeln eignen sich als Winterquartier“, sagt Stefan Bosch.

Wer Igeln in Straßennähe begegnet, sollte sie – sofern es keinen Verkehr gibt – diesen ruhig über die Straße helfen. „Am besten zu der Straßenseite, die das Tier aufsuchen wollte“, rät Flavia Zangerle vom Igelzentrum Zürich. Ihn irgendwo anders, weit weg vom Verkehr abzusetzen, hätte nur wenig Sinn. Igel sind standorttreu. Würde man sie aus ihrem gewohnten Areal herausreißen, gingen sie sofort auf Wanderschaft.

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