Eine Überraschung war es nicht, höchstens die Deutlichkeit: New York hat einen neuen Bürgermeister gewählt und zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder einen Demokraten. Und der gibt sich nach seinem Erfolg betont links.

Eine Überraschung war es nicht, höchstens die Deutlichkeit: New York hat einen neuen Bürgermeister gewählt und zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder einen Demokraten. Und der gibt sich nach seinem Erfolg betont links.

New York - Bill de Blasio wird neuer Bürgermeister von New York. Der in Deutschland kaum bekannte Demokrat gewann am Dienstag (Ortszeit) die Wahl in der größten Stadt der USA gegen seinen republikanischen Herausforderer Joe Lhota. Der Nachwahlbefragung und ersten Hochrechnungen zufolge stimmten fast drei Viertel der New Yorker für den 52-Jährigen, nur etwa 24 Prozent für seinen sieben Jahre älteren Rivalen. Damit wird De Blasio der erste demokratische Bürgermeister von New York seit 20 Jahren. Er folgt am 1. Januar dem Milliardär Michael Bloomberg nach, der nach drei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte.

Bei praktisch allen Wählergruppen lag der Demokrat dem Sender NY1 zufolge deutlich vorn. Lediglich bei den Wählern, die vor allem auf Erfahrung setzten, habe Lhota geführt. In seinem Heimatstadtteil Brooklyn und auch in der Bronx fuhr De Blasio Ergebnisse von deutlich mehr als 80 Prozent ein. In Manhattan und Queens waren es erheblich weniger, aber immer noch etwa zwei Drittel. Er wurde gerade auch von den Minderheiten gewählt - bei den Schwarzen von 96 Prozent.

De Blasio gab sich nach dem Erfolg für amerikanische Verhältnisse betont links. Auf seinem Rednerpult bei der Siegesfeier stand das rote Wort „Fortschritt“, immer wieder betonte er den Wert einer starken Regierung, die sich um die Angleichung der Lebensverhältnisse bemühen müsse. „Wir werden keinen New Yorker zurücklassen“, sagte er.

„New York hat laut und deutlich für den Wandel gestimmt. Aber jetzt fängt die Arbeit erst an.“ Ungleichheit zu bekämpfen sei nicht einfach und sei es nie gewesen. „Die Menschen dieser Stadt haben den Weg des Fortschritts gewählt. Wir werden ihn als eine einige Stadt gehen.“ Anschließend sagte er das Gleiche in Spanisch. Immer wieder betonte er Solidarität: „Wir werden gemeinsam erfolgreich sein.“

Sein Konkurrent Lhota hatte De Blasio, „unserem nächsten Bürgermeister“, schon lange vor der ersten Hochrechnung gratuliert. „Wir sind eine Stadt“, sagte der 59-Jährige. „Wir New Yorker wollen sichere Straßen und die beste Bildung für unsere Kinder“, sagte er und fasste damit die wichtigsten Wahlziele der beiden Kandidaten zusammen - innere Sicherheit (Lhota) und Bildung (De Blasio). „Es war ein guter Kampf. Lasst uns morgen wieder an die Arbeit gehen.“

De Blasio ist ein politisches Ziehkind der Clintons

De Blasio ist ein politisches Ziehkind der Clintons. Unter Präsident Bill Clinton war er von 1997 an Beauftragter für regionalen Wohnungsbau in New York und New Jersey, für dessen Frau Hillary managte er ihre erste Senatskampagne. Später war er Mitglied des Stadtrates und seit 2010 Bürgerbeauftragter. Jetzt löst der betont links auftretende De Blasio den Milliardär Bloomberg ab, der nach zwölf Jahren als Stadtoberer nicht wieder kandidieren durfte.

De Blasio hatte in Umfragen anfangs weit hinten gelegen. In Werbespots setzte er auf Angriffe gegen seinen Hauptkonkurrenten Lhota und auf seine Familie. Weil der Weiße De Blasio mit einer schwarzen Frau verheiratet ist, machte ihn das besonders bei Einwanderern und Minderheiten populär. Zuletzt hatten Umfragen bereits den Erdrutschsieg vorausgesagt. Nach Rudolph Giuliani (1994 bis 2001) und Bloomberg (2002 bis 2013) wird New York damit vom 1. Januar an wieder einen demokratischen Bürgermeister haben.

Auch im Bundesstaat Virginia gewannen die Demokraten, hier wird Terry McAuliffe neuer Gouverneur. Er ist ein enger Vertrauter der Clintons, für ihn hatte auch Präsident Barack Obama Wahlkampf gemacht. In New Jersey vor den Toren New Yorks wurde Chris Christie im Amt bestätigt. Weil der Republikaner im traditionell demokratisch wählenden New Jersey deutlich gewinnen konnte, wird er als Bewerber für die Präsidentschaftswahl 2016 gehandelt.

Die Stadt Boston wählte auch einen neuen Bürgermeister, hier löst der Demokrat Martin Walsh Amtsinhaber Thomas Menino ab, der die Stadt 20 Jahre regiert hatte. Die Demokraten unter den Wahlsiegern des Abends bekamen noch am gleichen Abend Glückwünsche von Präsident Obama, nur Christie ging leer aus.