Vor vier Jahren kam die dritte Generation des Boxster auf den Markt, jetzt wurde sie überarbeitet. Foto: Porsche

Der Boxster stellt seit 20 Jahren den Einstieg in die Porsche-Welt dar. Knapp 300 000 Exemplare konnten die Zuffenhausener seither absetzen. Bisher waren alle mit Sechszylinder-Boxermotor ausgestattet - das ändert sich nun.

Anfang der 1990er Jahre befand sich Porsche in einer schweren Krise. Die Verkäufe stockten, die Modellpalette war veraltet - kurz: Es musste etwas geschehen. So wurde 1993 die Studie eines kompakten Mittelmotor-Zweisitzers präsentiert, die drei Jahre später als Boxster in den Verkauf ging. Bekanntlich hat sich das Unternehmen längst erholt und arbeitet gewinnbringender denn je, auch dank des Erfolgs dieses Roadsters. Vor vier Jahren kam die dritte Generation des Boxster auf den Markt, jetzt erfährt sie eine Überarbeitung. Im Inneren findet sich nun das aus dem 911 bekannte Unterhaltungssystem, welches über Tasten und den berührungsempfindlichen Bildschirm bedient wird. An der Außenhaut sind deutlichere Änderungen erkennbar, wobei die vorderen Kotflügel mit ihren scharfen Kanten der ganze Stolz der Karosseriebauer sind. Die Schürzen an Bug und Heck wurden überarbeitet, die Scheinwerfer leuchten gegen Aufpreis mit hellen Leuchtdioden, und zwischen den neuen Rückleuchten macht sich eine schwarze Leiste breit. Auf ihr prangt groß der Porsche-Schriftzug, darunter findet sich eine Ziffernkombination: Ab sofort ergänzen drei Zahlen die Modellbezeichnung des kleinen Porsche: 718 Boxster darf er sich nun nennen. Mit dem neuen Namen wird ein Bezug zum historischen Rennwagen Porsche 718 hergestellt, der mit seinem Vierzylinder-Boxermotor zwischen 1957 und 1964 zahlreiche Rennerfolge feierte.

Kraftvoller Vierzylinder

Wie ernst Porsche den neuen Namen nimmt, zeigt der Blick auf den Motor. Der 718 Boxster vertraut auf zwei Liter Hubraum aus vier Zylindern. Dank des Turboladers reicht das für eine Leistung von 220 kW (300 PS). Um im recht knappen Bauraum Platz für die abgasbetriebene Turbine zu schaffen, wurde kurzerhand die Sechszylinder-Maschine des 911 um zwei Töpfe gekürzt. Bereits bei 2000 Touren liegt damit das volle Drehmoment von 380 Newtonmetern an. Die Sorge vor einem verzögerten Ansprechverhalten ist überflüssig: Der Vierzylinder hängt spontan am Gas und erreicht mühelos weit über 7000 Umdrehungen. Noch eine Stufe kraftvoller geht der 2,5- Liter-Motor des 718 Boxster S zur Sache. Er wirft 37 kW (50 PS) mehr in die Waagschale, und sein Turbolader verfügt über eine variable Turbinengeometrie. Obschon man das typische Sechszylindersägen vermisst, spucken die kleinen Motoren große Töne.

Der gegen 2249 Euro Aufpreis erhältliche Sportauspuff macht allerdings auch bei geschlossener Abgasklappe mehr Lärm, als den Ohren guttut. Gelungen ist die neue Fahrwerksabstimmung mit ausreichendem Komfort bei hervorragender Straßenlage. Einen wichtigen Beitrag zur guten Beherrschbarkeit leistet die direktere und exakte Lenkung. Auf der Landstraße überzeugt neben der Kurventauglichkeit auch das serienmäßige Sechsgang-Schaltgetriebe mit knackigen Gangwechseln. Bei häufigem Einsatz im Berufsverkehr stellt das Siebenstufen-Doppelkupplungsgetriebe (Aufpreis 2862 Euro) allerdings eine durchaus lohnende Investition dar. Roadster und Coupé tauschen ihre Plätze im Preisgefüge: Künftig übernimmt der bisher etwas teurere Cayman die Rolle des Porsche-Einstiegsmodells. Zu Preisen ab 53 646 Euro ist der 718 Boxster kein Schnäppchen mehr. Für das zusätzliche S im Namen samt Mehrleistung muss der Preis eines Kleinwagens (12 495 Euro) eingeplant werden.