Steffen Wannenmacher hat eine der BHZ-Wohngemeinschaften bezogen. Foto: Georg Friedel

Das Behindertenzentrum Stuttgart (BHZ) hat im Neubaugebiet auf dem Krankenhaus-Areal in Feuerbach zwölf Wohnplätze für Menschen mit Hilfsbedarf geschaffen. Eingezogen sind Beschäftigte der BHZ-Werkstätten und Bewohner von BHZ-Heimen.

Feuerbach - Vor kurzem wurde das Projekt „Inklusives Wohnen im Feuerbacher Balkon“ mit einem kleinen Festakt eröffnet. Im Haus Kitzbüheler Weg 11 leben zwölf Bewohner mit Behinderungen in verschieden großen Wohngemeinschaften zusammen. Betrieben wird das neue Wohnprojekt vom Behindertenzentrum Stuttgart (BHZ), Bauträger ist das Siedlungswerk. Das BHZ hat die Wohnungen angemietet.

Das Haus liegt in der Mitte des neuen Quartiers. Auf dem Gelände wird seit etwa zweieinhalb Jahren gebaut. 160 Wohnungen entstehen hier. Die Samariterstiftung gestaltet ein Krankenhausgebäude um und will dort bis Ende des Jahres ein „Service- und Quartiershaus“ mit 30 Wohnungen für Senioren einrichten. In der Mitte des Quartiers hat zudem vor wenigen Wochen das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) eine Kindertagesstätte mit 45 Plätzen eröffnet.

Begegnungsmöglichkeiten sollen geschaffen werden

Auch Treffpunkte und Begegnungsmöglichkeiten sollen geschaffen und ein ehrenamtlichen Netzwerk soll geknüpft werden. „Wir freuen uns darauf und wollen uns in die Quartiersarbeit einbringen“, sagt Isolde Vogt, die Wohnbereichsleiterin des BHZ. Ein Dutzend stationäre Wohnplätze werden im Haus Kitzbüheler Weg 11 geschaffen. Fünf neue Wohngemeinschaften werden in dem Gebäude eingerichtet – mehrere WGs mit zwei sowie eine mit drei und eine mit fünf Bewohnern. Jeder hat sein eigenes Zimmer, es gibt eine gemeinsame Küche und Gemeinschaftsräume. Im ersten Obergeschoss des Gebäudes befindet sich das Büro und ein Besprechungsraum. Dort wird ein Stützpunkt für eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung eingerichtet. Etwa acht Mitarbeiter werden sich um die Behinderten mit Pflegebedarf kümmern: „Wir richten auch einen Nachtdienst ein und werden 24 Stunden vor Ort präsent sein“, sagt Vogt.

Seit einem Jahr wird das Wohnprojekt vorbereitet

Einziehen werden bisherige Bewohner der BHZ-Wohnheime und Beschäftige der BHZ-Werkstätten. Seit einem Jahr treffen sie sich regelmäßig im Föhrichhof in Feuerbach, um sich auf ihr neues Leben in mehr Selbstständigkeit vorzubereiten. Steffen Wannenmacher ist einer von ihnen. Mit einem Freund wird er in die 3er-WG ziehen. Der 38-Jährige leidet an einer Tetraspastik und ist auf einen Rollstuhl als Fortbewegungsmittel angewiesen. Sein Gehirn bekam bei der Geburt nicht genügend Sauerstoff. „Bei mir sind Zellen abgestorben, die den Bewegungsapparat steuern“, sagt er. Wannenmachers Körper mag geschädigt sein, aber sein Geist ist hellwach. Er wirkt in der Öffentlichkeitsarbeit des BHZ mit und lebt seit 16 Jahren im Wohnheim Birkach. „Jetzt will ich mal was Neues ausprobieren.“

Er steuert den Rolli in sein neues Zuhause, überwindet einen abgesenkten Bordstein problemlos und bugsiert sein Elektrogefährt in den etwas schmalen Aufzug. Die Türrahmen in seiner Wohnung sind breit genug, der Rolli passt gut durch. Im Bad trennt nur ein klitzekleiner Absatz die Dusche vom übrigen Bereich, alles ist barrierefrei ausgestattet, auch auf den Balkon kommt Wannenmacher ohne Hilfe.

Der Traum von der eigenen Wohnung

Gehandicapte Menschen träumen davon, eine eigene Wohnung zu haben und darin möglichst selbstständig leben zu können. Umso schöner, wenn im selben Haus auch Nichtbehinderte leben. „Den Inklusionsgedanken zu verwirklichen, bedeutet mitten im Stadtbezirk zu wohnen. Feuerbach ist ein Stadtbezirk, der solchen Ideen sehr offen begegnet“, sagt der BHZ-Geschäftsführer Albert J. Ebinger. Im Föhrichhof betreibt das BHZ seit 2008 ein ähnliches Wohnprojekt. Dort leben im „Appartementhaus Föhrichhof“ 13 Personen weitgehend selbstständig.