An der westlichen Grenze des Stadtteils Korntal nahe des Grünen Heiner entsteht das Neubaugebiet Korntal-West. Foto: Werner Kuhnle

Anwohner aus dem Stadtteil Korntal von Korntal-Münchingen haben Sorge, dass das Neubaugebiet Korntal-West zu Verkehrsproblemen vor allem in den umliegenden Straßen führt. Einige werden jetzt laut.

Korntal-Münchingen - Das Neubaugebiet Korntal-West bereitet den Anwohnern Bauchweh. „Es ist schön geplant, aber in der Umsetzung eine Zumutung“, sagt Andreas Ziegler, der im Namen von Anwohnern spricht. Sie seien keine Gegner des Projekts, betont der 43-Jährige – zumal die Stadt Wohnraum schaffen müsse. Doch sie fürchten, dass vielen Korntalern noch gar nicht bewusst sei, dass das Baugebiet „wesentlich mehr Menschen betrifft als nur die direkten Anwohner, vor allem in der Charlottenstraße“. Das wollen sie ändern, deshalb werden sie laut.

Verkehrssituation schon heute „nicht optimal“

Sorgen macht ihnen besonders der Verkehr: Der Baustellenverkehr für die Erschließung des Gebiets – einer Route gab der Gemeinderat jetzt grünes Licht – sowie der zusätzliche Verkehr durch die rund 1000 neuen Bewohner. Schon heute sei die Verkehrssituation „nicht optimal“, klagt ein Anwohner, regelmäßig staue es sich Richtung Autobahn und Stuttgart. Die Korntaler wünschen sich ein neues Verkehrsgutachten inklusive Parkraumkonzept, eines, das die Lage im ganzen Ort betrachtet. Das vorliegende Gutachten tue dies nicht. Auch finden sie das Baugebiet zu dicht besiedelt, zu hochpreisig, zu wenig grün. Bis Ende Juli konnte die Öffentlichkeit zum Entwurf des Bebauungsplans und zu wichtigen Unterlagen für das Baugebiet Stellung nehmen. Dies taten jene Korntaler. Zum Beispiel mit Blick auf die Verkehrsführung.

Die neuen Bewohner fahren künftig über die Uhlandstraße nach Korntal-West rein und wieder raus, die des mittleren und nördlichen Teils nutzen vor allem die Neuhaldenstraße und, um diese zu entlasten, die Landhausstraße. „Ein Unding“, sagt Andreas Ziegler, die Landhausstraße sei für so viele Autos viel zu schmal. Auch für die neuen Bewohner sei die Lösung „unbefriedigend“: Im Wohngebiet würde dann zusätzlicher Verkehr durch eine verkehrsberuhigte Zone geführt. „Den Höhenweg auszubauen, wäre doch viel sinnvoller. Dies würde alle entlasten – die neuen Bewohner, die Neuhalden- und die Landhausstraße“, meint Ziegler.

Stadtverwaltung lässt Kritik nicht gelten

Die Stadtverwaltung lehnt den Vorschlag ab. „Ein Ausbau des Höhenwegs für den Autoverkehr ist angesichts der prognostizierten Verkehrsmengen nicht erforderlich und würde zusätzlichen Verkehr in die Wilhelmstraße bringen“, heißt es auf Anfrage. Die geplanten Zu- und Abfahrten seien ausreichend, außerdem kürzer als eine Anbindung über den Höhenweg: Man müsse nicht erst nach Norden fahren, um dann in südliche Richtung auf die Charlottenstraße zu kommen.

Auch die Kritik lässt die Verwaltung nicht gelten. „Das städtische Verkehrsnetz kann den Verkehr nach allen Gutachten problemlos aufnehmen“, teilt sie mit. „Ganz sicher“ sei die Verkehrssituation nicht in ganz Korntal schwierig: Aufgrund des überörtlichen Verkehrsnetzes fließe vergleichsweise wenig Durchgangsverkehr durch den Ort. Die Rückstaus auf der Zuffenhauser Straße in Richtung Stuttgart seien „sehr ärgerlich“ und ließen sich „hoffentlich perspektivisch“ lösen. „Hier ist im Wesentlichen die Landeshauptstadt als Verursacherin in der Pflicht“, erklärt die Verwaltung.. Dagegen existiere bereits ein gesamtstädtisches Mobilitäts- und Parkraumkonzept. Es werde nach und nach ergänzt.

Über den Baustellenverkehr ist keiner glücklich

Dass für die Erschließung die prognostizierten vier Lastwagen täglich über die Charlottenstraße rein ins Gebiet fahren und raus Richtung Süden über die Hermann-Hesse-Straße und den Isolde-Kurz-Weg übers Feld in das Weilimdorfer Gewerbegebiet – darüber ist indes keiner glücklich. Renate Haffner (SPD) nannte die Lösung „die beste von den schlechten Lösungen“. Denn egal, wie die Lkw zur Baustelle gelangen: Sie rauschen immer an Anwohnern vorbei. Allerdings ist bei der nun beschlossenen Route laut dem Bürgermeister Joachim Wolf (parteilos) die Sicherheit noch das Problem: Der Baustellenverkehr passiert direkt die Haltestelle Gymnasium. Daher sollen die Schüler über einen Parkplatz geführt werden. Die Vorschläge der Anwohner, die Laster etwa über den Lotterweg zu leiten, ließen sich wegen der Bahnübergänge nicht umsetzen.

Auch Gemeinderäte monieren teuren Wohnraum

Zu wenig bezahlbaren Wohnraum in Korntal-West moniert die SPD seit Jahren. Der Stadt gehört gut ein Drittel des Nettobaulands und ein Drittel der 160 Grundstücke. Die Verwaltung weist hierbei auf das Grundsatzkonzept für die Vergabe der städtischen Bauplätze hin mit der Ziel, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die genauen Verkaufsbedingungen müsse der Gemeinderat noch festlegen. Grundsätzlich entstehe Wohnraum für Familien „in großem Umfang“. Schon in der Vergangenheit seien die Neubauten im Ort „recht hochpreisig“ verkauft oder vermietet worden – „dennoch wurden zahlreiche Familien fündig“.

Die Anwohner wissen, dass sie an den Plänen für das Gebiet kaum rütteln können. Doch vielleicht, so hoffen sie, können sie „an den Rändern“ noch was bewegen.