Die Suche nach den Standorten für die gelben Stationen der Post gestaltet sich schwierig. Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Es wird immer mehr online bestellt. Der zunehmende Lieferverkehr ist vor allem in der Innenstadt ein Problem. Für Abhilfe sollen nun 100 weitere Paketstationen sorgen.

Bis zum Jahr 2035 will die Stadt klimaneutral werden. Neben dem Individualverkehr muss dazu auch der Lieferverkehr in der Stuttgarter Innenstadt seinen Beitrag leisten. Doch auch für die Geschäfte und Firmen in der City gewinnt das Internetgeschäft beständig an Bedeutung. Was soll man also in Zeiten von boomendem Onlinehandel und Just-in-time-Lieferung im Kampf gegen den steigenden Lieferverkehr in der Stuttgarter Innenstadt tun? Aus Sicht der Stadt könnten dabei mehr als 100 weitere Paketstationen helfen.

Das Problem: Gerade in den Zentren ist der Platz rar gesät. „Daher gehen wir nun auf die Kommunen zu, um die idealen Standorte zu finden“, betonte Martin Fichtner, der regionale Politikbeauftragte für Baden-Württemberg der Deutschen Post DHL Group, im städtischen Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik. Im Blickfeld stehen dabei unter anderem Stellflächen an Mobilität-Hubs, Park-&-Ride-Plätzen, an den Bädern, den Bürgerbüros, dem Eigenbetrieb Leben und Wohnen und an Glascontainern.

30 Prozent der CO2-Emissionen könnten eingespart werden

Bislang gibt es 85 Paketstationen in Stuttgart, 79 davon sind von der Deutschen Post. Das Ziel: Das Netz soll in Verhandlungen mit der Stadt „um weitere 133 Standorte ausgebaut werden“, sagt Fichtner. Die Intention dahinter ist einfach. Die Post will die in Stuttgart „sehr anspruchsvollen Kunden“ zufriedenstellen. Bereits heute wird mehr als ein Drittel aller Pakete an eine alternative Zustelladresse – sprich: eine Paketstation – geliefert. Diese ist frei wählbar. Mit dem Ausbau des Netzes könnten somit noch mehr Kunden erreicht werden, da die Wege zum Abholen kürzer werden. Viele Lieferfahrten der heute in Stuttgart eingesetzten 33 Paket-Laster könnten dann eingespart werden, schließlich fasse eine einzelne Station rund 50 Pakete. Laut Deutscher Post würden so rund 30 Prozent der CO2-Emissionen eingespart.

Die Stadt dürfe aber nicht zugepflastert werden

Entsprechend positiv nahmen die Gemeinderäte die Pläne auf. Kritik entzündete sich hingegen an der Wahl der möglichen Standorte. „Es dürfen keine öffentlichen Flächen geopfert werden“, stellte Lucia Schanbacher (SPD) klar. Vor allem auf die Kooperation der verschiedenen Firmen pochte SÖS-Gemeinderat Luigi Pantisano. „Wir dürfen uns nicht von den Anbietern die ganze Stadt zupflastern lassen“, sagte er und wünschte sich einen klaren Kriterienkatalog vonseiten der Verwaltung. Auch Veronika Kienzle, die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte, sieht darin ein Dilemma: „Niemand findet Glascontainer schön, wenn nun an vielen Orten noch ein gelber Kasten hinzukommt, macht es das nicht besser.“ Vielmehr wünscht sie sich eine engere Zusammenarbeit mit den großen Einzelhandelsketten statt des Aufbaus der Stationen auf öffentlichen Flächen.

„Wir stehen in intensivem Austausch mit allen Anbietern, auch hinsichtlich möglicher Kooperationen, zum Beispiel an Mobilitätsschwerpunkten“, versprach Ines Aufrecht, die Leiterin der Abteilung Koordination S 21/Rosenstein und Zukunftsprojekte.