Blick auf eine der drei Rutschen im Fellbacher Hallenbad Foto: Leif Piechowski

Das neue kombinierte Hallen-Freibad F3 in Fellbach erfreut sich großer Beliebtheit: Seit der Eröffnung im September 2013 kamen knapp 200 000 Besucher.

Fellbach - In einer Art Raketenstart werden die temposüchtigen Besucher des neuen Fellbacher Kombibads durch die Loopingrutsche geschleudert. Ein Alleinstellungsmerkmal, ja eine Attraktion, wie es sie in anderen Bädern des Großraums Stuttgart kein zweites Mal gibt. Was sicher der Hauptgrund dafür ist, dass die Verantwortlichen nach den ersten gut sechs Monaten Betrieb im neuen F3 – das Kürzel steht für Fellbacher Freizeit- und Familienbad (dreimal F gleich F3) – mehr als zufrieden sind. 195 000 Besucher wurden seit dem Eröffnungswochenende Mitte September 2013 gezählt, erläutert Marcus Steinhart, Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft Kombibad Fellbach am Dienstag im Rathaus der Kappelbergstadt.

Die Neugier auf dieses außergewöhnliche Angebot direkt vor den östlichen Toren der Landeshauptstadt hat offenkundig zu Rückgängen in manchen der etablierten Bädern in der Nachbarschaft geführt. „Die Öffnung des Fellbacher F3 haben wir insbesondere im Oktober und November auch hier gemerkt“, erläutert Anke Senne, Geschäftsführerin der Bäderbetriebe Stuttgart auf Nachfrage. Gerade im Leuze gab es weniger Besucher, „das war wohl zurückzuführen aufs Fellbacher Bad, das hat sich aber mittlerweile einnivelliert“, so Senne.

Gespannt beobachte man nun, wie sich die Freibadsaison entwickle, wenn in Fellbach auch der Außenbereich geöffnet wird. „Klar, der Kuchen ist begrenzt“, sagt Senne, doch Konkurrenz belebt das Geschäft, und aus diesem Grunde habe man ja im Leuze in die Winzersauna und in das Warmsprudlerbecken investiert. Zu schaffen macht den Leuze-Verantwortlichen aber neben dem neuen Nebenbuhler auch die Situation unmittelbar in der Nachbarschaft. Damit meint Senne die Großbaustelle des Leuzetunnels. „Das gleiche Phänomen hatten wir beim Umbau unserer Warmbadehalle. Auch da kamen die Rückmeldungen: Durch die Baustelle ist es den Gästen beim Baden zu laut – und das schreckt eben potenzielle Besucher ab.“

Im vergangenen Jahr lag der Zuspruch im Leuze bei 766 691 Besuchern. Auf solche Zahlen wird man in Fellbach vorerst nicht kommen. Dennoch: „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit der am 1. Mai beginnenden Freibadsaison am Ende auf 400 000 Besuchern im Jahr kommen werden“, prognostiziert Bäderchef Steinhart. Damit liegt man allerdings noch unter jenen 620 000 Besuchern, die im Durchschnitt im Fildorado in Filderstadt-Bonlanden gezählt werden – jenes Bad galt in Fellbach eine Zeit lang als Referenzgröße, an dem man sich in Sachen Attraktivität und Zuspruch orientieren wollte.

So oder so sind die Fellbacher überzeugt, tatsächlich „das modernste Erlebnisbad der Region“ (so Oberbürgermeister Christoph Palm) auf die Wiese hinterm Jugendhaus mit Blickrichtung Bad Cannstatt gestellt zu haben. Dadurch ist das Bad über die U1 auch für Stuttgarter bequem erreichbar. „Rund ein Drittel der Besucher kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln“, berichtet F3-Marketingfrau Birgit Steinegger.

Geiz ist geil? Nicht in Fellbach: Das Gesamtprojekt liegt bei 42,691 Millionen Euro, so Baubürgermeisterin Beatrice Soltys. Einige „Kinderkrankheiten“ (Soltys), die etliche Bürger in Leserbriefen an die Lokalzeitung anprangerten, wurden behoben. Es gibt mittwochs die geforderte Damensauna ebenso wie donnerstags ab 7 Uhr einen Frühschwimmertag im Sportbereich. Weniger Aufregung gibt’s mittlerweile auch bezüglich der durchaus zünftigen Preise: Zwei Erwachsene mit zwei Kindern im Alter von sieben und acht Jahren kommen bei vierstündigem Aufenthalt auf fast 50 Euro. Noch zwei Portionen Pommes und Getränke in der Gastronomie, da reiche das Budget nicht mehr aus; „das ist für uns unerschwinglich“, monierte eine Bürgerin.

Allerdings gebe es hierfür auch einen besonderen Gegenwert, so die Betreiber. Ein Kinobesuch bewege sich für eine Familie in ähnlichen Dimensionen. Die Zusammensetzung der Besucher zeige jedenfalls, dass dies hier, anders als die Unkenrufe im Vorfeld behaupteten, „kein Bad für die oberen Zehntausend ist“, so Manager Steinhart.