Am kommenden Freitag erscheint ihr neues Album „Seelenbeben“. Der Titel ist Programm bei Andrea Berg. Foto: dpa

Nur wenige Schlagerstars polarisieren wie Andrea Berg. Doch das schert den Rotschopf wenig. Auch auf ihrem neuen Album, das am Freitag erscheint, herrscht Liebesfreud und -leid in guter Schlagermanier.

Aspach - Deutschlands Schlagerqueen Andrea Berg hat mittlerweile fast die Hälfte ihres Lebens im Musikbusiness verbracht, mehr als ein Dutzend Alben veröffentlicht. Berg ist ein Routinier, doch Routine mag die 50 Jahre alte Sängerin nicht. „Ich versuche, mein persönliches Seelenbeben jeden Tag ins Gleichgewicht zu bringen und kaum habe ich es gefunden, wird mir die Routine zu langweilig“, sagt die Künstlerin, die in Aspach nahe Stuttgart lebt. Mit der Wortschöpfung „Seelenbeben“ hat sie deshalb auch ihr neues Album (8. April) betitelt. Und dennoch: Das Werk bietet überraschend wenig Überraschendes, sondern übermäßig routinierten Schlager. Das Gewohnte eben.

Liebe, Leidenschaft, Sehnsucht und Glück

Die Texte spiegeln wider, was „Seelenbeben“ für Berg bedeutet: Unerfüllte Liebe, Leidenschaft, Sehnsucht und unendliches Glück - Themen wie für das Schlagergeschäft gemacht. „Ich will brennen, mich und das Leben spüren. Ich will geliebt werden, nicht verändert oder gezähmt“, kommentiert Berg euphorisch. Die Plattenfirma spricht enthusiastisch von Bergs „vielleicht persönlichstem“ Album. „Es ist gefühlt das, was man beim Film Directors Cut nennt“, sagt Berg selbst. Wie zum Beweis ist die Platte erstmals auf ihrem eigenen Label „Bergrecords“ (Vertrieb: Sony Music) veröffentlicht.

Deutlich hörbar sind aber auch die Einflüsse der beiden Produzenten Dieter Bohlen und René Baumann alias DJ BoBo. Die Vorab-Single „Diese Nacht ist jede Sünde wert“ etwa ist ein klassischer Song aus der Hitschmiede des Pop-Titanen Bohlen, der sich als Produzent für Semino Rossi, Beatrice Egli und eben Berg seit einiger Zeit wieder vermehrt im Schlager engagiert: Rhythmische Beats gepaart mit Synthesizern und der klaren, femininen Stimme von Berg sind deutlich herauszuhören.

Bohlen hält, was er verspricht

Die Bohlen-Kompositionen auf dem Album halten, für was Bohlen-Kompositionen eben stehen. Sie gehen derart schnell ins Ohr, dass sie - ob im Bierzelt, im Auto oder beim Après-Ski - bald jeder mitsingen kann. Es sind gefällige Melodien mit einschmeichelnden Refrains, aber eben keine neuen musikalischen Errungenschaften. Die Songs, die unter dem Produzenten Baumann entstanden sind, unterscheiden sich in kleinen Nuancen davon.

Auch die Texte der Wahl-Baden-Württembergerin Berg bieten keine bahnbrechenden Überraschungen, keine Revolution ihres Stils. Das verraten schon die Titel der 14 neuen Songs, die etwa „Sternenträumer“ oder „Du bist das Feuer“ lauten. Das sind Herzschmerz-Geschichten gepaart mit den schlagertypischen Kalendersprüchen à la „Gib den Traum nicht auf“. Ein „Mut-Macher-Lied“ nennt die Plattenfirma etwa den ersten Song des Albums, „Lust auf pures Leben“. Was mehr will das Schlagerherz?

Eine der erfolgreichsten deutschen Künstlerinnen

Die gelernte Arzthelferin und Operationsschwester Berg vertraut einmal mehr ihrem Erfolgsrezept, das sie seit Jahren an die Spitze der Charts katapultiert. Und der Erfolg der Liebhaberin von Lack, Leder, Strapsen und High Heels ist eindrucksvoll: Kommerziell ist sie neben den Konkurrentinnen wie Helene Fischer und Beatrice Egli nach wie vor eine der erfolgreichsten deutschen Künstlerinnen überhaupt.

Auf mehr als 900 Wochen, das sind mehr als 17 Jahre, taxiert ihre Plattenfirma die Zeit, in der die gebürtige Krefelderin schon in den offiziellen Album-Hitlisten gestanden hat. „Du hast mich tausendmal belogen“ soll die meistgekaufte Schlager-Single in den Download-Shops sein. Dazu kommen seit Bergs erster Single im Jahr 1992 gut 100 Gold- und Platinauszeichnungen, sechs Echos, Goldene Hennen, Goldene Stimmgabeln und etliche weitere Preise.

Rote Haare und nette Nachbarin

Dazu pflegt die rotmähnige Berg das Image der nahbaren und herzlichen Nachbarin von nebenan. Dafür lieben sie ihre zahlreichen Fans, die auch dieses Jahr im Sommer wieder nach Aspach pilgern werden. Dort betreibt Berg mit ihrem zweiten Ehemann - dem Sportmanager und Hotelier Uli Ferber - nicht nur ein Hotel. Auch eine Arena gehört zum Berg-Ferber’schen Imperium. Jährlich werden dort Open-Air-Konzerte mit imposanten Bühnenshows zelebriert, zu denen Bergs gewagte Outfits gehören wie der simple Viervierteltakt zum Schlager.

Das Tragen von Miniröcken werde sie sich auch mit 50 nicht verbieten lassen, sagte sie kürzlich dem Magazin „Bunte“. Wie zum Beweis präsentiert sie sich auch auf dem „Seelenbeben“-Cover in einem besonders tief und hoch ausgeschnittenen, rassig-roten Walle-Kleid. Alles wie immer also.