Die einstige Industrieruine der Metallgießerei ist verschwunden. Foto: factum/Granville

Das Wohnquartier auf dem einstigen Leibfried-Gelände ist nahezu autofrei geplant. Auf ihm sollen mindestens 120 Wohnungen entstehen.

Herrenberg - Die Vermarktung dürfte mühelos gelingen. „Wir haben jetzt schon eine sehr große Resonanz“, sagt jedenfalls Bianca Reinhardt Weith. Sie leitet die baden-württembergische Landesniederlassung der Instone Real Estate. Das Unternehmen wird auf dem einstigen Gelände der Metallgießerei Leibfried 120 bis 140 Wohnungen bauen lassen. Erst Ende 2021 sollen die künftigen Bewohner einziehen können. Trotzdem kursieren die Neubauten im Internet schon heute als Tipp.

Der Baubürgermeister Tobias Meigel lobte die Pläne bei einem Pressegespräch als „tolles Quartier“. Anlass war die Entscheidung eines Architektenwettbewerbs. Das Tübinger Büro Hähnig Gemmeke hat ihn für sich entschieden. Dies „mit einer unaufgeregten, aber hochqualitativen Architektur“, wie Meigel urteilt, „und vor allem mit seiner Freiflächenkonzeption“.

Auf einem zentralen Platz sollen die Bewohner ihre Freizeit verbringen

Deren Kern ist ein zentraler und begrünter Platz, auf dem nicht nur die neuen Bewohner ihre Freizeit verbringen sollen, sondern auch die der umliegenden Gebiete. Das Baugelände ist etwa so groß wie ein Fußballplatz. 10 000 Quadratmeter Wohn- und Bürofläche sollen auf ihm entstehen.

Im neuen Gebiet werden allenfalls vereinzelt Autos zu sehen sein. Die komplette Fläche wird mit einer Tiefgarage unterkellert, deren Einfahrt am Rand des Quartiers geplant ist. Nur auf einer Sackgasse sollen die Bewohner einiger Reihenhäusern am Rand des Gebiets ihre Grundstücke anfahren können. Den größten Teil der Fläche werden bis zu viergeschossige Wohnbauten einnehmen. Ein Bürohaus am nördlichen Rand soll die Bewohner vom Lärm benachbarter Betriebe schützen.

Die Stadt muss eigens für die Pläne ihre Baurecht ändern

Um die Verwirklichung der Architektenentwürfe zu ermöglichen, wird die Stadt eigens ihr Baurecht für das Gelände ändern. Das langwierige Verfahren ist der Hauptgrund dafür, dass der Bau nicht vor dem nächsten Frühjahr beginnen kann. Im November vergangenen Jahres hatte der Abriss der Industrieruine begonnen, die 25 Jahre leergestanden hatte. Inzwischen „ist der Schandfleck verschwunden“, sagte Meigel. Die Fläche ist eingeebnet, allerdings liegen die Fundamente noch. Dies nicht zuletzt, damit kein Regenwasser Umweltgifte in die Tiefe befördert. Seiner einstigen Verwendung gemäß, ist das Gelände belastet. Das Erdreich muss ausgehoben und als Sondermüll entsorgt werden, womöglich über das Bodenniveau der künftigen Tiefgarage hinaus. Die Instone Real Estate hat in Herrenberg bereits das Quartier am Schillerplatz mit 63 Wohnungen und einem Geschäftshaus verwirklicht.