Vom Hochbehälter Mühlbachhof an der Parlerstraße wird das Wasser 2,6 Kilometer zum Hochbehälter Kanonenweg am Urachplatz gepumpt. Foto: Google Earth

Im Stuttgarter Nord sollen Rohre für eine 2,6 Kilometer lange Wasserleitung gelegt und ein Hochbehälter gebaut werden. Das Großvorhaben wird von den Bewohnern einiges abverlangen.

Stuttgart-Nord - Baulärm, Dreck, Straßensperrungen und reduzierte Parkmöglichkeiten: Das Bauvorhaben, das die Netze BW dem Bezirksbeirat Nord jetzt vorgestellt hat, wird den Anwohnern im Stuttgarter Norden einiges an Geduld abverlangen. Denn immerhin sollen sich der Bau des Hochwasserbehälters und die Verlegung der Rohre für eine 2,6 Kilometerlange Trinkwassertransportleitung drei Jahre hinziehen. Der Baustart soll im Jahr 2022 sein.

 

Der neue Hochbehälter fasst insgesamt 1000 Kubikmeter

Standort für den neuen Wasserhochbehälter wird der Albrecht-Dürer-Weg 63. Grund für den Neubau: Der alte Hochbehälter ist in die Jahre gekommen. Die erste Wasserkammer mit einem Fassungsvermögen von 1000 Kubikmetern (also eine Million Liter) stammt aus dem Jahr 1928. Die zweite Wasserkammer mit 140 Kubikmetern wurde 1971 gebaut. Obwohl mit dem Zuwachs an Einwohnern in der Versorgungszone zwischen 2011 und 2019 die Einwohnerzahl um 25 Prozent auf rund 14 200 Einwohner auch der Trinkwasserbedarf in den Spitzenzeiten um 36 Prozent gestiegen ist, werden die beiden neuen Behälter jeweils nur ein Fassungsvermögen von 500 Kubikmeter haben. „Der Schwerpunktbehälter Mühlbachhof an der Parlerstraße, von dem das Wasser in die Behälter am Albrecht-Dürer-Weg gepumpt wird, ist mit 22 000 Kubik mehr als ausreichend“, sagt Albert Geiger von der Netze BW.

Die Pläne für den Bau des neuen Hochwasserbehälters am bereits bestehenden Standort sind derzeit im Genehmigungsverfahren. Gebaut werden soll ein sogenannter „Systembehälter“. Geiger: „Die Stahlbehälter sind in einem Betonbau. Das ganze ist etwa so wie ein Keller.“ Für das Vorhaben sollen 25 Bäume gefällt werden. Außerdem will die Netze BW 100 Quadratmeter Fläche von der Stadt kaufen, um Grundstücksabstände einhalten zu können. Um die Baustelle einzurichten und Unfälle zu vermeiden, wird der Albrecht-Dürer-Weg und der Wegbereich zum Park gesperrt. Für die Fußgänger wird eine Umleitung eingerichtet. Autos kommen dort dann nicht mehr bis zu den Häusern. Die Parkplätze zwischen dem Albrecht-Dürer-Weg 52 und der Hermann-Kurz-Straße 50 entfallen. Entspannung gibt es laut Geiger, wenn der Betonbau fertig gestellt ist und die Innenarbeiten beginnen.

Die Trinkwassertransportleitung bringt das Wasser mit einem maximalen Druck von 12 Bar 2,6 Kilometer vom Schwerpunkthochbehälter Mühlbachhof über die Heilbronner- und Wolframstraße, den Schlossgarten und die Cannstatter Straße bis zum Schwerpunkthochbehälter Kanonenweg am Urachplatz im Stuttgarter Osten. 2200 Leitungsmeter wurden 1928 verlegt, damals aus Gusseisen. Das Problem bei diesem Material: „Es neigt zum Brechen“, sagt Geiger.

Bezirksvorsteherin fordert umfassende Informationen für die Anwohner

Erneuert werden 935 Meter zwischen der Parler- und der Heilbronner Straße im Norden sowie 550 Meter zwischen der Heilmannstraße und dem Urachplatz in Stuttgart-Mitte. Verlegt werden sollen die Rohre in offener Bauweise. Dafür werden auf dem Trassenabschnitt Stuttgart-Nord 14 Gruben ausgehoben. Dass es dabei „verkehrstechnische Probleme“ gibt, räumt Geiger ein. Gebaut wird deshalb in Abschnitten.

Anna Kedziora (Freie Wähler) zeigte sich überrascht, dass der neue Betonbau,, der maximal 3,25 Meter über der Geländeoberkante liegen soll, so lange dauert. Der Betonbau sei in etwa anderthalb Jahren fertig. Erst dann könne mit dem Innenausbau begonnen werden, sagt Geiger. Ralph Wöhrle (Grüne) und Jürgen Klaffke („Die Fraktion“) wiesen auf die Einschränkungen für die Bürger durch die Baumaßnahme hin.

Bei den „wirklich großen Einschnitten“ die auf die Anwohner zukommen, sei eine rechtzeitige und umfassende Information der Bürger wichtig, stellte Bezirksvorsteherin Sabine Mezger fest. Dies sicherte Geiger zu, sie soll erfolgen, sobald die Pläne von den Behörden genehmigt sind.