Fatemeh Naiimi hat im Iran bereits als Köchin gearbeitet, ihre Söhne Ilija und Elyas werden im neuen Restaurant helfen. Foto: /Kathrin Haasis

Im Vereinslokal von der SG West stehen künftig Fatemeh Naiimi und Reza Taghinia am Herd und am Grill. Mit persischer Küche wollen sie die Fußballspieler und die Nachbarschaft als Gäste gewinnen. Für den Sportverein ist das Ehepaar ein Glückstreffer.

Fatemeh Naiimi macht ihr Hobby wieder zum Beruf: das Kochen. Spätestens Anfang Juni übernimmt sie die Küche im Vereinslokal der Sportgemeinschaft West. Seit August stand die Gaststätte im Stuttgarter Westen leer, die Suche nach einem Nachfolger für Voglia di Pizza zog sich hin. „Wir wollen es ausprobieren“, sagt die 41-Jährige. Persische Gerichte wie Reis mit Fleischspießen, gegrilltes Gemüse, Falafel oder Lammkoteletts werden unter anderem auf ihrer Speisekarte stehen. „Es wird auf jeden Fall etwas Spezielles sein“, sagt sie.

 

Im Iran arbeitete Fatemeh Naiimi bereits als Köchin, vor neun Jahren verließ sie mit ihrer Familie aus politischen Gründen den islamischen Staat. Ihr Mann Reza Taghinia wird für das Grillen zuständig sein. Nur der Name für das neue Lokal steht noch nicht fest. Eigentlich hätte es Fanus heißen soll, was Laterne auf Deutsch bedeutet, aber der Name ist anderweitig vergeben.

Lange Schnitzelkönig, dann Pizzeria, jetzt persische Spezialitäten

Über die anstehende Wiedereröffnung der Gaststätte ist der Verein ziemlich glücklich: „Es ist eher schwierig, gerade einen Pächter zu finden“, erklärt das Vorstandsmitglied Klaus Hellmick. Dabei legt sich die SG West ins Zeug, um gute Bedingungen zu schaffen, renoviert die Toiletten im Haus und hat eine Grillhütte auf Vordermann gebracht. Und dass sich der Standort mit Erfolg betreiben lässt, haben die Vorgänger gezeigt: Der Schnitzelkönig war bis zu seinem Umzug in die Forststraße 15 Jahre lang beim Fußballplatz, im Jahr 2018 zog Mimo Pesare mit seinem Pizzaofen ein. In den sechs Jahren dazwischen wäre der Sportverein allerdings fast in die Zahlungsunfähigkeit geschlittert, weil zwei Pächter mit ihren Konzepten scheiterten und Mieteinnahmen ausblieben.

Ein bisschen Skepsis herrschte noch, ob persische Spezialitäten zu einem Fußballverein passen, erzählt Klaus Hellmick, „weil man sich Schnitzel mit Pommes vorstellt“. Aber alle seien zu dem Schluss gekommen: Es passt hervorragend. Kebab, Reis, Spieße und am Spieltag im Fladenbrot etwas auf die Hand – „das schmeckt jedem“, findet er. Pommes frites und Bratwurst soll es mindestens am Wochenende auch geben. Der Vereinsvorstand ist sich sicher, dass die Gaststätte wieder ein Erfolg werden kann, allein „der Biergarten hat ein Wahnsinnspotenzial“. Für die nächsten fünf Jahre mit der Option auf Verlängerung hat die Familie die Gaststätte gepachtet.

Momentan wird renoviert, spätestens im Juni eröffnet

Momentan ist Reza Taghinia mit ein paar Helfern damit beschäftigt, das Lokal zu renovieren. Frisch gestrichen wird es, der Boden aufpoliert, Tische und Stühle müssen gekauft werden. Er hat die vergangenen fünf Jahre Küchenerfahrung im Mos Eisley, im Fischlabor und in der Kneipe Trude gesammelt. Als Einstieg in die Selbstständigkeit bietet sich der Standort für ihn an – mit einer relativ günstigen Pacht und keinem anderen iranischen Restaurant in der Umgebung.

Spätestens im Juni soll alles fertig sein, pünktlich zum Start der Fußball-Europameisterschaft. Einen Mittagstisch wird das Ehepaar anbieten und abends bis 22 Uhr oder später ihr Restaurant geöffnet lassen. Der 23-jährige Sohn Elyas und sein jüngerer Bruder Ilija werden am Wochenende im Betrieb helfen. Die beiden Töchter sind erst sieben und fünf Jahre alt. „Wir wollen in Deutschland Fuß fassen“, sagt Reza Taghinia. „Wir bleiben hier“, sagt Fatemeh Naiimi.