Seit Dezember 2023 weist die Beschilderung an den Stadtwerke-Parkplätzen deutlich auf die neue Regelung hin, die Kontrollen sind wohl deutlich engmaschiger. Foto: Eibner/Michael Memmler

Auf vier Parkplätzen von den Stadtwerken Böblingen übernimmt seit Dezember 2023 die Firma Park and Control die Kontrolle der Parkscheine. Sie nimmt ihre Aufgabe ernst, wie die Zahl der Verstöße zeigt. Am Goldberg-Parkplatz schossen die Kontrolleure allerdings übers Ziel hinaus.

Parksünder in Böblingen leben seit dem vergangenen Dezember riskanter als noch zuvor. Der Grund: Auf vier von den Stadtwerken betriebenen Parkplätzen hat seitdem die Firma Park and Control die Überwachung der Parkflächen übernommen. Dazu gehören das Parkhaus und die Freifläche an der S-Bahn-Haltestelle Goldberg, auf der Hulb, die Parkfläche „Am Käppele“ sowie die Hautana-Tiefgarage. Auf diesen Flächen kontrolliert Park and Control seitdem engmaschig – und hunderte Scheibenwischer wurden in den zwei Monaten als Befestigung einer gelben Zahlungsaufforderung zweckentfremdet.

 

Ein Strafzettel bedeutet 35 Euro Vertragsstrafe

Wer es seitdem auf den vier Stellplätzen versäumt hatte, einen Parkschein gut sichtbar hinter die Windschutzscheibe zu klemmen oder dies virtuell per Handy-App zu erledigen, handelte sich schnell ein sprichwörtliches Knöllchen von Park and Control ein, das mit 35 Euro zu Buche schlägt. Zwar war das Parken auf den Stadtwerke-Parkplätzen schon immer gebührenpflichtig, doch der ein oder andere Fahrzeughalter nahm es damit in der Vergangenheit nicht so genau – und kam oft ungeschoren davon. Der Grund für die laxen Kontrollen sind die Strukturen im Hintergrund. Die Überwachung dieser privaten Parkflächen oblag nämlich den Stadtwerken Böblingen, die selbst aber keine Kontrolleure im Einsatz hatten. Und der Gemeindevollzugsdienst der Stadt? „Generell ist es so, dass die Stadt auf den von den Stadtwerken betriebenen Parkflächen Verstöße nicht oder nur sehr sporadisch kontrolliert“, sagt Robert Patak, der Leiter des Bereichs Liegenschaften bei den Stadtwerken. Dies liege zum einen an der nicht gegebenen Zuständigkeit, zum anderen am Mangel an Personal.

Böblingens Pressesprecher Gianluca Biela sagt zwar, die Stadt könne grundsätzlich dort kontrollieren und dies sei im Falle des Parkplatzes „Am Käppele“ durchaus geschehen, doch generell sei dies Sache des Eigentümers, also der Tochtergesellschaft. Und an die entlegeneren Plätze entlang der S-Bahn-Linie verirrte sich der Vollzugsdienst nur selten bis gar nicht.

Knöllchen bringen „Lerneffekt“

Robert Patak von den Stadtwerken: „Die Bürgerinnen und Bürger haben sich wohl daran gewöhnt, dass ein Parkverstoß nicht geahndet wird.“ Dadurch sei in den vergangenen Jahren „ein nicht unerheblicher wirtschaftlicher Schaden zulasten der Stadt“ entstanden. Damit soll jetzt Schluss sein.

Allein für den vergangenen Dezember listen die Stadtwerke 765 aufgenommene Parkverstöße auf den vier Parkplätzen auf, die meisten davon auf der Freifläche „Am Käppele“ mit 285 Knöllchen, obwohl es dort nur 26 Stellplätze gibt. Macht bei je 35 Euro Vertragsstrafe im Dezember insgesamt 26 775 Euro. Im Januar heftete Park and Control 455 Strafzettel an die Scheiben, ein Rückgang um mehr als ein Drittel. „Man sieht an den Zahlen, das bereits ein Lerneffekt einsetzt und die Parkverstöße zurückgehen“, sagt Patak.

Am Käppele allerdings wurden im Januar noch immer 275 Parkverstöße begangen, der Lerneffekt der dort Parkenden hielt sich offenbar in Grenzen. Auf der Hulb und in der Hautana-Tiefgarage gingen die Zahlen aber tatsächlich sehr deutlich zurück: Von 128 auf 37 (Hulb) und von 108 auf 19 (Hautana), wie die Stadtwerke vorrechnen. Beim Park-and-Ride-Parkplatz am Goldberg allerdings schossen die Kontrolleure zum Teil übers Ziel hinaus. Denn dort besteht eine Sonderregelung für alle Dream-Bowl-Besucher.

Sie müssen fürs Parken nichts bezahlen. Um dies kenntlich zu machen, erhalten sie am Empfangstresen einen Gratis-Parkschein für ihr Auto. Er gilt für die Dauer des Aufenthalts – eine Zeitbegrenzung besteht nicht. Doch bis Ende Januar scheint Park and Control davon nichts gewusst zu haben. Reihenweise erlebten Bowling-Gäste eine böse Überraschung.

Park and Control gelobt Besserung

Auf Nachfrage sagt Park and Control als Tochterunternehmen des Stuttgarter Apcoa-Konzerns, dass man nachbessern wolle: „Am Montag, 29. Januar, fand ein Termin vor Ort mit der Geschäftsleitung des Bowling-Centers und dem Ansprechpartner der Stadtwerke Böblingen statt.“ Offenbar sei der Automat im Bowling-Center zwischendurch defekt gewesen, die Kontrolleure vor Ort nicht informiert worden. Damit dies nicht mehr vorkomme, seien „ entsprechende Maßnahmen besprochen und eingerichtet“ worden, sagt Park and Control.

Scheinbar greifen diese noch nicht durchgehend. Ein Dream-Bowl-Besucher, der ordnungsgemäß seinen Schein auslegte, wandte sich empört an unsere Zeitung. „Ich war am 1. Februar mit vier Arbeitskollegen beim Bowlen, alle hatten den Gratis-Parkschein im Auto, drei haben einen Strafzettel bekommen“, sagt der Mann aus Dettenhausen, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Zwei Knöllchen seien „auf Kulanz“ storniert worden; der dritte Kegler darf sich Hoffnung machen. Doch der Ärger bleibt.