Durchgezwängt zwischen Wohnhäusern und Busdepot: die Konrad-Zuse-Straße wird bis Mitte 2016 verlängert. Foto: factum/Granville

Wenn die Verbindung von der Konrad-Zuse-Straße zur Calwer Straße steht, könnte es am Elbenplatz noch ein bisschen ruhiger werden. Damit wird eine Umfahrung umgesetzt, die seit mehr als einem Viertel Jahrhundert in der Planung ist.

Böblingen Unter Alexander Vogelgsang trug das Projekt noch den Namen Palmerstraße. Aber unter Böblingens früherem Oberbürgermeister kam der Durchbruch nicht zustande. Erst jetzt wird er gebaut: Im kommenden Sommer steht die Verbindung zwischen der Konrad-Zuse-Straße vom heutigen Bauende auf Höhe des Flugfeld-Parkhauses und der Calwer Straße. Damit wird die Innenstadt noch ein Stück weit mehr vom Verkehr entlastet. „Es ist ein verkehrsplanerisches Highlight, die Straße jetzt aufzumachen“, sagt Gunnar-Steffen Kimmel vom Amt für Stadtentwicklung und Städtebau. Immerhin wird seit mehr als einem Viertel Jahrhundert nach der Verbindung zwischen der Wolfgang-Brumme-Allee und der Calwer Straße entlang der Bahnlinie im Flugfeld gesucht.

Ampel regelt Verkehr an der Einmündung

Rund 1,65 Millionen Euro kostet die Verlängerung der Konrad-Zuse-Straße, mit der im Oktober begonnen wurde. „Wenn das Wetter weiterhin mitspielt“, rechnet Lisa Kuttler damit, dass der erste Teil noch im Dezember asphaltiert wird. Ein weiteres halbes Jahr wird es der Sprecherin des Zweckverbandes Flugfeld zufolge dauern, bis der Durchstich passierbar ist. Die Konrad-Zuse-Straße mündet dann bei der Bahnbrücke in die Calwer Straße ein, eine Ampel wird den Verkehrsfluss regeln. Das Depot für die Regionalbusse, das die Ausfahrt bisher nutzte, erhält eine neue Zufahrt zur Calwer Straße. Und die Ensinger Straße, die noch aus dem Flugfeld auf die zweispurige Straße zwischen Böblingen und Sindelfingen führt, wird davon abgehängt. Für die Anwohner sind das gute Nachrichten, denn dadurch wird es künftig auch in der Liesl-Bach-Straße ruhiger zugehen.

Für den Durchbruch haben sich die Verkehrsplaner von der Ideallösung Palmerstraße längst verabschiedet: Die parallel zur Bahnlinie verlaufende Strecke hätte direkt gegenüber der Hanns-Klemm-Straße auf die Calwer Straße treffen sollen. Doch die Streckenführung scheiterte an den Besitzverhältnissen und der Wohnbebauung. Unter anderem hätte ein dort ansässiges Porzellangeschäft weichen müssen. „Wir haben jetzt eine Lösung gefunden, die Straße durchzuzwängen, ohne dass die bestehende Nutzung über Gebühr beeinträchtigt wird“, erklärt Gunnar-Steffen Kimmel den Plan. Damit ist neben der Flugfeldallee eine zweite Querspange zwischen den beiden Hauptverkehrsachsen geschaffen worden. Die Verbindung war auch deshalb notwendig, weil die Talstraße auf der anderen Seite der Gleise zur verkehrsberuhigten Einbahnstraße wurde.

Die Lage in der Innenstadt hat sic hschon beruhigt

Die neue Querspange ist der vorerst letzte Schritt, Böblingen aus dem Klammergriff des Verkehrs zu befreien. Einst führten alle Wege über den Elbenplatz – die Wolfgang-Brumme-Allee, die Calwer Straße und die Herrenberger Straße. Die Ostumgehung über die Thermalbadkreuzung und der Ausbau der Bundesstraße 464 nach Holzgerlingen hat die Lage in der Innenstadt schon beruhigt: Im Jahr 1990 fuhren einer Hochrechnung zufolge innerhalb von 24 Stunden 28 000 Fahrzeuge zwischen Elbenplatz und Friedrich-List-Platz, 17 Jahre später waren es 24 800 Autos – trotz Verkehrswachstums. Auf der Wolfgang-Brumme-Allee waren 1990 noch fast 30 000 Autos unterwegs, 2007 nur 21 000. „Wenn die Umgehungen nicht gebaut worden wären, hätten wir heute eine Zahl von Autos, die dort gar nicht realistisch fahren könnten“, sagt der Verkehrsplaner.

Die innerstädtische Verkehrsführung vergleicht Gunnar-Steffen Kimmel mit einer Leiter: Die unterste Sprosse ist der Elbenplatz, dann folgen die Talstraße und die beiden Strecken durch das Flugfeld. Da die Talstraße zur verkehrsberuhigten Einbahnstraße wurde, sollen die nördlicheren Sprossen Autofahrern als Alternative dienen, die nicht durch die Stadtmitte müssen. „Die Menschen sind immer auf der Suche nach dem schnellsten Weg“, sagt er. Als Beispiel dient ihm die Flugfeld-Allee, die anfangs eine Sackgasse war und nun von doppelt so viel Verkehr frequentiert wird wie vor fünf Jahren. Der Verkehrsplaner hofft, mit dem Durchstich an der Calwer Straße die Zahl an Autos auf dem aktuellen Stand halten zu können. „Wir werden nicht verkehrsfreie Zone werden“, sagt er.