Zwei Tonnen Mehl verarbeitet Florian Dieringer mit seinen Mitarbeitenden täglich. Demnächst dürften noch mehr dazu kommen. Am 24. April eröffnet der 35-jährige Bäckermeister und Konditor in Aichwald seine neunte Filiale.
Florian Dieringer steht vor einem schwarzen Glascontainer. Noch ist der Platz davor auf dem Gelände von Reutter Reifen Baustelle, aber Dieringer kennt den Container ganz genau. Rund zweieinhalb Jahre hat er während des Umbaus seines Hauptgeschäftes in Esslingen als Provisorium gedient. Doch warum ihn nicht weiter benutzen? Dieringer sperrt den Container auf, in dem ein gut 35 Quadratmeter großer Laden eingerichtet ist.
Dahinter befindet sich ein knapp 20 Quadratmeter großer Raum mit Backofen. Dort sollen nicht nur Brezeln gebacken, sondern auch belegte Brötchen und kleine Gerichte vorbereitet werden. Der Bäckermeister möchte eine Heißtheke anbieten, mit Nudelgerichten, Leberkäse und kleinen Fleischgerichten. Seine Zielgruppe sind nicht nur die Menschen im Gewerbegebiet, sondern auch alle, die durch die Durchgangsstraße von Aichwald nach Esslingen vorbeikommen. Wenn die Kunden morgens zur Arbeit fahren, sollen sie kurz stoppen und abends natürlich auf dem Heimweg. Mit den Parkplätzen vor dem Laden, sei es der ideale Ort zum Halten. Fünf Vollzeitkräfte möchte er beschäftigen, noch hat er sein Team nicht komplett beisammen.
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Bislang gibt es in Aichwald nur eine Familienbäckerei. Die drei Geschwister Stolle haben 2010 den elterlichen Betrieb übernommen. Sie betreiben drei Geschäfte in Aichwald und eines in Baltmansweiler. Eine Filiale ist in Aichschieß. Wie sehen sie die Pläne von Dieringer? Klar sei es eine Konkurrenz, aber dies müsse nichts Schlechtes sein, sagt Tanja Stolle. Derzeit sei es schwierig einzuschätzen, was passiert. In Aichschieß gab es schon einmal eine Filiale eines anderen Backbetriebs, aber das sei eher eine Kette gewesen, sagt sie. Florian Dieringer zeigt sich zuversichtlich. Er kennt einen ihrer Brüder von der Ausbildung.
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Die 25 Brotsorten und 25 bis 30 Brötchensorten, Kuchen und süßes Gebäck will Dieringer aus der Backstube in der Pliensauvorstadt liefern. Bis zu 3000 Brote, zwischen 5000 und 6000 Brötchen und 1500 Kuchen und süße Stückchen stellen dort 18 Mitarbeitende, darunter fünf Bäckermeister und seit Oktober auch ein Konditormeister und Schokoladensommelier her. „Der ist für die süßen Sachen zuständig“, sagt Dieringer. Außerdem habe er zurzeit drei Auszubildende, darunter zwei Geflüchtete und eine Frau. Die beiden Männer würden im Sommer fertig und er hoffe, dass sie bleiben. Die Frau wollte zunächst nur Backhelferin werden, aber er habe sie motiviert, noch ein Jahr weiter zu lernen und sich zur Bäckerin auszubilden. Es sei schwierig, Auszubildende für das Bäckerhandwerk zu bekommen. Fände er welche, würde er sie sofort einstellen.
Viele junge Menschen seien durch die Arbeitszeiten abgeschreckt. Derzeit beginne der erste Mitarbeitende in der Backstube um 0.40 Uhr, die nächste Schicht starte zwischen 2 Uhr und 3 Uhr, der Konditor zwischen 5 Uhr und 5.30 Uhr. Ziel ist es, die Backstube so auszurichten, dass durch Technisierung mehr tagsüber fertiggestellt werden könne. Dazu möchte er eine Manufaktur mit Einblick für die Kunden bauen und weiter auf handwerkliche Tradition setzen. Seit vier Jahren sucht der Bäckermeister, der auch für die SPD im Esslinger Gemeinderat sitzt, jedoch vergeblich ein Grundstück.
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Doch jetzt werde er erst einmal in Aichschieß eröffnen. Dafür hat er seinen Parteifreund Nicolas Fink gewonnen. Für die Aichwalder soll es ein Wiedersehen mit ihrem ehemaligen Bürgermeister geben, der heute Abgeordneter im Landtag von Baden-Württemberg ist. Er wird am Eröffnungstag mitverkaufen. Nicht gegen Geld, sondern gegen Spenden für ein soziales Projekt in Aichwald.
Coronakrise lässt den Umsatz sinken
Familienbetrieb
Florian Dieringer ist seit 2010 in dritter Generation Bäckermeister. 1961 fing sein Großvater Otto Dieringer in Metzingen mit einem Pachtgeschäft an. 1970 kaufte er in Esslingen eine Bäckerei in der Olgastraße, das sein Sohn Thomas Dieringer 2002 übernahm. Der heute 60-jährige ist noch offiziell am Ruder. Sobald Florian Dieringer seine Vision einer Manufaktur umgesetzt hat, soll das Geschäft an ihn übergeben werden.
Beschäftigte
Dieringer beschäftigt 80 Mitarbeitende in Backstube und Verkauf. 2020 ging infolge der Coronakrise der Umsatz um 45 Prozent, 2021 um 30 Prozent zurück. Besonders die Cafés in der Ritterstraße und der Bahnhofsstraße in Esslingen litten unter Lockdowns und Coronabeschränkungen gelitten. Durch den Verkauf von Backwaren an Menschen im Homeoffice sei dies nicht zu kompensieren gewesen. Für 2022 erhofft sich Dieringer den Normalzustand.