Hat für das Neubaugebiet auf der grünen Wiese gestimmt: Stuttgart OB Fritz Kuhn (Grüne). Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Im Neubaugebiet Langenäcker-Wiesert in Stammheim ist seit Februar 2014 Platz für 320 Wohnungen. Ein Rechtsstreit über die Umlegung der Flächen verhindert den Bau bis heute.

Stuttgart - Bauwillige, Architekten und Handwerker sind in den Startlöchern. Sie warten auf die Entscheidung für das Neubaugebiet Langenäcker-Wiesert. Am Freitag dieser Woche will das Landgericht Stuttgart bekannt geben, ob die von der Stadt vorgenommene und von einem Wohnungsbauunternehmen aus dem Landkreis Ludwigsburg angegriffene Neuzuteilung der bisherigen Wiesen und Äcker in Stammheim rechtmäßig war. 320 Wohnungen sollen dort nach dem Neuzuschnitt entstehen können, 90 will die Stadt für junge Familien fördern.

Bereits im Februar 2014 hat der Gemeinderat die umstrittene Bebauung genehmigt. OB Fritz Kuhn (Grüne) stimmte für das Neubaugebiet und hatte sich damit gegen die Grünen-Fraktion gestellt. In der Abwägung zwischen Naturschutz und sozialen Aspekten stimme er zu, „unter ökologischen Aspekten aber nicht gerne“, hatte Kuhn gesagt.

Die Interessenten stehen Schlage

Es sollte der Startschuss für eines der letzten Neubaugebiete auf der grünen Wiese sein. Verwaltung und Gemeinderat setzen seit Jahren auf Innen- statt Außenentwicklung, also auf die neue Nutzung alter Industriebrachen wie zum Beispiel im Feuerbacher Schoch-Areal. Die Planungen für das Gebiet Langenäcker-Wiesert haben einen langen Vorlauf. 1995 entstand der Rahmenplan, 2005 wurde das Gebiet, dass von drei Seiten von älteren Wohnbaugebieten umschlossen ist, im Bezirksrathaus vorgestellt.

Im Rathaus in der Kornwestheimer Straße liefen nach der Entscheidung des Gemeinderats die Telefone heiß. Rund 200 Familien aus Stammheim und der Umgebung stehen inzwischen für ein Stück Scholle Schlange. Bezirksvorsteherin Susanne Korge fertigte eine Liste, die Reihenfolge der Namen hat allerdings keine rechtliche Bindungswirkung, die Liste dient nur der Information der Interessenten. Alle warten auf das Urteil der Baulandkammer.

Baubeginn in 2016 „utopisch“

Manch ein Grundstücksbesitzer im Neubaugebiet hat sich in den letzten Wochen gefragt, ob er auf seiner Fläche noch schnell die laut Naturschutzgesetz Ende Februar ablaufende Fällperiode nutzen und die bisherige Apfelbaumwiese für die Bagger bereit machen soll. Matthias Bertram, stellvertretender Leiter des Amtes für Stadtplanung und Stadterneuerung, rät davon ab: „Der Umlegungsplan ist wegen des Rechtsstreits nicht in Kraft, nach dem Urteil steht jeder Seite die Revision offen“, sagt er.

Im Gebiet müsse erst die Infrastruktur, also Wasser, Abwasser, Kabeltrassen und Straßen aufgebaut werden. „Auch wenn die Umlegung ab März rechtssicher sein sollte ist es völlig utopisch, dass noch in diesem Jahr gebaut werden kann, ich würde noch eine Apfelernte einfahren“, rät Bertram.

Keine Reaktion auf Angebot der Stadt

Ursprünglich hatten zwei Grundstücksbesitzer gegen die Neuverteilung geklagt. Mit einem wurde die Stadt sich einig, sie kaufte ihm die Flächen ab. Dem Wohnungsbauunternehmen Layher habe man auch ein Angebot gemacht, das nur städtisches Land betroffen hätte. „Wir wollen keine der anderen Vereinbarungen zum Flächentausch in Frage stellen und haben ein reines Gewissen“, so Bertram. Es sei aber zu keiner Rückmeldung gekommen. Layher äußerte sich bisher nicht öffentlich. Die Stadt sieht im Verfahren Grundsatzfragen berührt und schließt nicht aus, dass der Streit in die nächste Instanz gehen könnte. Dann wäre noch manche Apfelernte möglich.