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Leinen los: Die Schleuse in Hessigheim ist repariert, die Zwangspause für 15 Neckarschiffer vorbei. 

Hessigheim - Auf dem Neckar herrscht wieder Betrieb: Mit einem Rund-um-die-Uhr-Einsatz hat ein Reparaturteam am Wochenende das bereits in Einzelteile zerlegte Tor der Hessigheimer Schleuse neu errichtet. Die Zwangspause für 15 notgedrungen ankernde Schiffe ist seit Sonntag vorbei.

Ein Frachter aus Holland war am Sonntag das erste Schiff, für das sich die Tore der Hessigheimer Schleuse nach der siebentägigen Hängepartie wieder öffneten. Um 13.30 Uhr fuhr die Parforce in die rechte Kammer ein, wenige Minuten später konnte sich der normalerweise mit Schrott, Kies und Sand über den Rhein schippernde Kapitän endlich auf die Heimreise machen. Der durch ein defektes Schleusentor versperrte Wasserweg zwischen Plochingen und Mannheim ist nach einer Woche wieder frei, die auf dem Neckar gefangenen Lastkähne können die Leinen wieder lösen.

Unerwartete Erfolgsmeldung

"Die Reparaturmannschaften haben gezaubert", jubelte Walter Braun, Chef des Stuttgarter Wasser- und Schifffahrtsamts, über die vorzeitige Fertigstellung der Schleusenkammer. Nachdem vermutlich ein im Wasser treibender Baumstamm das etwa 20 Tonnen schwere Tor des linken Hebewerks beschädigt hatte, war bei der Behörde erst mit einer deutlich längeren Zwangspause gerechnet worden. Erst am Freitag dieser Woche sollte der Bypass für die Neckarschiffer ursprünglich in Betrieb gehen. "Durch die kompetente Arbeit der Reparaturmannschaften aus unserem Bauhof in Heilbronn und der beiden Außenstellen in Lauffen und Marbach hat beim Zusammenbau alles super gepasst. Das Tor war sofort dicht, das zeitaufwendige Spiel der Dichtproben und das wiederholte Leerpumpen der Kammer konnten entfallen", erklärt Behördenleiter Braun die unerwartete Erfolgsmeldung.

Ein 400-Tonnen-Kran hatte das bereits in Einzelteile zerlegte Tor der rechten Schleusenkammer nach dem eiligen Zusammenbau wieder an Ort und Stelle gehievt - der aus Zwölf-Stunden-Schichten bestehende Kraftakt der Arbeiter hatte sich gelohnt. Laut dem Hessigheimer Schleusenwärter Helmut Scheller waren zwei Kranschiffe und gut zwei Dutzend Helfer im Einsatz, um das Tor einzusetzen. "Wir haben fast alle Neckarschiffer und ihre Reedereien telefonisch informiert, dass die Schleuse wieder befahrbar ist", erklärte Scheller am Sonntagnachmittag.

Die Hessigheimer Schleuse wird pro Tag von etwa 20 Frachtkähnen passiert. Weil die rechte Schleusenkammer wegen lange geplanter Reparaturarbeiten seit Frühjahr trockengelegt war, legte der Ausfall der zweiten Zwillingskammer die Neckarschifffahrt lahm. Mehrere Reedereien haben eine Forderung nach Schadenersatz angekündigt, laut dem Stuttgarter Reederei-Chef Dirk Götz ist allein in seinem Unternehmen durch die Zwangspause für sieben Schiffe ein Schaden von 250.000 Euro entstanden. Um den Neckar zu umgehen, mussten die Firmen teilweise einen Pendelverkehr per Lastwagen zwischen dem Stuttgarter und dem Mannheimer Hafen einrichten.