Foto: Pressefoto Baumann

Nach dem Fast-Abstieg in der Vorsaison hat Basketball-Bundesligist Neckar Riesen Ludwigsburg seine komplette Mannschaft ausgetauscht.

Ludwigsburg - Auf dem offiziellen Mannschaftsfoto sucht man ihn noch vergebens. Zwischen Trainer Steven Key und Co-Trainer Alan Ibrahimagic stehen 14 Basketballprofis mit dem gelben Trikot der Neckar Riesen, doch der prominenteste Neuzugang der Ludwigsburger fehlt. Nirgends ist Lucca Staiger zu sehen – und das aus gutem Grund: Denn als das Foto vor dem Bundesliga-Start aufgenommen wurde, war der 1,96-m-Hüne mit der deutschen Basketball-Nationalmannschaft noch in Sachen EM-Qualifikation unterwegs. Trotzdem wurde er als neue Schüsselfigur im Spiel der Barockstädter vorgestellt. „Er wird eine Führungsrolle bei uns einnehmen“, kündigte Riesen-Trainer Steven Key damals vollmundig an. Und das, obwohl Staiger bisher nie ein Führungsspieler war. Im Gegenteil: Bei seiner letzten Station bei Alba Berlin kam er über die Rolle des Ergänzungsspielers nicht hinaus.

Staiger: Vom Statisten zum Protagonisten

Aber gleich in seinem ersten Heimspiel für die Neckar Riesen bestätigte Lucca Staiger das in ihn gesetzte Vertrauen – auch wenn Wayne Bernard von Steven Key zum Kapitän ernannt wurde. „Es war nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für mich ein super Auftakt“, sagte der 24-Jährige, dem beim 74:56-Sieg gegen die Frankfurt Skyliners elf Punkte und fünf Rebounds gelangen. Angst, an den hohen Erwartungen in Ludwigsburg zu scheitern, hatte er zu keinem Zeitpunkt. „Ich bin doch hierher gekommen, um Verantwortung zu übernehmen. Das ist ja das, was ich wollte“, sagt der Angriffsspieler.

Vom Statisten zum Protagonisten: In Ludwigsburg hat er die Chance dazu. Staiger weiß das genau – spätestens seit den Gesprächen mit Trainer Steven Key vor der Saison. „Wir haben dieselben Ansichten. Das hat mir gezeigt, dass es hier passen könnte“, verrät der große Blonde. Und einmal in der Barockstadt angekommen, gab’s für ihn auch kein Zurück mehr. Noch bevor er mit der Nationalmannschaft auf Europa-Tour ging, bei der er in acht Qualifikationsspielen mit 79 Punkten als viertbester deutscher Werfer wie befreit aufspielte, bezog er eine Wohnung in Ludwigsburg. Der in Blaustein nahe Ulm aufgewachsene Staiger wollte sich ganz auf die neue Umgebung einlassen und so das Kapitel Alba Berlin abhaken. Denn der Blick zurück schmerzt den ehemaligen College-Spieler der Universität in Iowa.

Berlin ist Vergangenheit

Rückblende: Als die Albatrosse im Frühjahr um die Plätze für die Play-offs kämpften, spielte Staiger mit der zweiten Mannschaft gegen den Abstieg in der ProB. Im Schnitt brachte er es auf 9:36 Minuten in nur 22 Bundesliga-Spielen. „Zu wenig“, meint er heute knapp. Über seine Zeit in Berlin will der Drei-Punkte-Spezialist auch deshalb nicht mehr reden. „Das ist Vergangenheit“, wiegelt er ab.

Sein Fokus liege jetzt auf den Neckar Riesen. Und mit denen hat er in dieser Saison viel vor: „Wir können – wenn alles gut läuft – einen Platz im oberen Mittelfeld belegen.“ Eine forsche Aussage für einen, der bisher in der zweiten Reihe stand – und für ein Team, das in der vergangenen Runde nur knapp dem Abstieg entging. Doch es scheint, als habe Lucca Staiger den Rollenwechsel schon verinnerlicht – auch wenn er auf dem Mannschaftsfoto nicht drauf ist.