Das Büsnauer Wiesental ist seit 1989 Naturschutzgebiet und Heimat zahlreicher Tier- und Pflanzenarten. Foto: Sandra Hintermayr

Der Naturschutzbund kritisiert die Mäharbeiten im Büsnauer Wiesental und andernorts. Einmaliges Mähen nehme Insekten den Lebensraum und Vögeln die Nahrung. Das Wetter bereite bei der diesjährigen Mahd Probleme, erklärt die Stadt.

Büsnau - Auf den ersten Blick ist das gemähte Grün im Wiesental für die Vögel von Vorteil. Sie finden leichter Insekten als im hohen Gras. Doch der Schein trügt: Das gemähte Gras bietet den Insekten weniger Lebensraum und Nahrung, was sich wiederum auf die Mägen der Vögel auswirkt. Zudem gibt es Vogelarten wie den Stieglitz, der sich fast ausschließlich vegetarisch ernährt. „So, wie jetzt gemäht wurde, ist das Käse“, kritisiert Ulrich Tammler, der Vogelexperte des Stuttgarter Naturschutzbunds Nabu, das einmalige Mähen im August. Besser wäre das zweimalige Mähen; einmal im Frühsommer, einmal im Spätsommer. Auch für die pflanzliche Artenvielfalt sei das essenziell. „Es wäre wichtig, den zweiten Teil erst zu mähen, wenn der erste wieder nachgewachsen ist und erneut blüht“, sagt Tammler.

Das Regierungspräsidium Stuttgart hat das Büsnauer Wiesental 1989 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Eigentümer ist das Land, welches einen Teil der Wiesen an drei Landwirte verpachtet hat. Für die Pflegeverträge ist die Landeshauptstadt als untere Naturschutzbehörde zuständig. „Derzeit laufen drei verschiedene Verträge im Rahmen der sogenannten Landschaftspflegerichtlinie in diesem Gebiet, deren Ziel generell eine extensive Wiesenbewirtschaftung ist“, erklärt Ulrich Reuter vom Amt für Umweltschutz auf Anfrage.

Sonderauflagen für Trollblume und Ameisenbläuling

Normal sei die zweimalige Mahd. Ausnahmen bilden Flächen, auf denen die Trollblume wächst und solche, auf denen der dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea) vorkommt, eine Schmetterlingsart. Auf Flächen mit der Trollblume darf erst ab Juli gemäht werden, für das Wohl des Schmetterlings nicht zwischen Ende Juni und Anfang September. An Flächen mit Artenschutz-Spezialanforderungen sollen breite Säume mit Vegetation zum Beispiel an Gräben stehen gelassen werden. „In normalen Jahren besteht somit kaum die Gefahr, dass alle Wiesen zur gleichen Zeit gemäht werden“, erklärt Reuter.

Auf den Flächen ohne besondere Anforderungen legen die Landwirte die Termine für die Mahd selbst fest. „In diesem Jahr gab es wegen des nassen Frühjahrs allerdings generell Probleme mit der ersten Mahd“, sagt Reuter. „So musste diese wegen mangelnder Befahrbarkeit der Flächen auch in einigen Maculinea-Teilbereichen zeitlich nach hinten geschoben werden. Zum Schutz des Ameisenbläulings wurden zusammen mit der unteren Naturschutzbehörde Flächen mit guten Wiesenknopf-Vorkommen ausgegrenzt, die erst im September gemäht werden, damit dieser Schmetterling seinen Lebenszyklus erfolgreich abschließen kann“, sagt der Mann vom Amt für Umweltschutz.

Ob die Landwirte die gepachteten Flächen entsprechend der Richtlinien mähen, werde stichprobenartig kontrolliert. Allerdings habe in diesem Jahr im Wiesental noch keine Überprüfung stattgefunden. „Nur die Sonderauflagen für den Ameisenbläuling wurden von der unteren Naturschutzbehörde kontrolliert“, sagt Reuter.

Biotoppflegekonzept für das Feuerbachtal

Neben dem Wiesental hat der Nabu-Experte das Mähverhalten in der ganzen Stadt beobachtet, etwa im Unteren Feuerbachtal. Auch dort sei die komplette Fläche auf einmal gemäht worden. „Offenbar hat die Stadt kein Geld für ein artenförderndes Mahdkonzept“, kritisiert Tammler. Einige der Wiesenflächen im Feuerbachtal lägen im Zuständigkeitsbereich der Stadt, bestätigt Walter Wagner vom Gartenamt. „Es wurde ein Biotop-Pflegekonzept erstellt, welches die Bewirtschaftung der Flächen vorschreibt. Da halten wir uns auch daran“, so Wagner. So sei das zweimalige Mähen im Frühsommer und dann noch einmal im September vorgeschrieben.

Jedoch werde ein großer Teil der Flächen nicht vom Betriebshof, sondern von Fremdfirmen gepflegt, da die Stadt nicht genügend Personal hat, um sich um alles selbst zu kümmern. „Anscheinend haben die in diesem Jahr der Einfachheit halber alles auf einmal gemäht“, vermutet Wagner. Er verspricht, dass das Gartenamt im kommenden Jahr auf die Firmen zugeht und deren Mitarbeiter erneut auf das Biotop-Pflegekonzept hinweist.