Klassischer Kompost – verlässlicher Dünger. Foto: thomass - stock.adobe.com/Thomas Steil

Dünger und Schädlingsbekämpfer lassen sich leicht natürlich herstellen. Experten verraten, was von Knoblauchsud gegen Blattläuse und von Kaffeesatz für Tomaten zu halten ist und was wirklich nützt.

Stuttgart - Klein geschnittene Bananenschalen für die Rosen, Kaffeesatz für die Tomaten und Eierschalen fürs Basilikum: Schon wachsen und gedeihen die Pflanzen so, dass alle Nachbarn neidisch werden. Zumindest wenn man den Erzählungen der Oma oder den unzähligen Erfahrungsberichten in verschiedenen Gartenforen Glauben schenkt.

 

Experten dagegen meinen: Den Aufwand kann man sich sparen. „Die ökologisch sinnvollste natürliche Düngung für die Grundversorgung der Pflanzen ist Kompost“, sagt Christine Scherer von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau.

Denn anders als wenn man die Bananenschalen direkt zu den Pflanzen gibt, wurden diese über den Kompost bereits von den Bodenlebewesen zersetzt. „Dadurch stehen die Nährstoffe den Pflanzen sofort zur Verfügung, wenn man den Kompost aufbringt“, erklärt die Gartenexpertin Christine Scherer.

Pferdemist hilft nicht

Viel Komposterde muss es dafür gar nicht sein. Es reicht, im Frühjahr pro Quadratmeter drei Liter davon auf die Beete zu geben. Da Kompost recht wenig Stickstoff enthält, gibt man diesen zusätzlich noch über organische Dünger wie Hornmehl oder Schafwollpellets zu.

Von anderen tierischen Düngern wie beispielsweise Pferdemist, auf den so mancher Gartenbesitzer schwört, hält Christine Scherer dagegen nichts. „Den würde ich allenfalls auf den Komposthaufen dazugeben, wenn ich ihn sowieso habe. Düngt man damit allein, zieht das Gemüseschädlinge stark an.“

Noch mehr als Pferdemist stinken verschiedene Jauchen aus Brennnessel oder Schachtelhalm, zumindest während man sie ansetzt. „Nach eigenen Versuchen mit eindeutigen Ergebnissen rate ich davon ab, Pflanzen mit solchen Jauchen zu düngen“, sagt Harald Schäfer vom Landesverband der Gartenfreunde Baden-Württemberg.

Auch in der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau wird mit diesen Brühen nicht gearbeitet. „Der Aufwand ist enorm und wenn ich Kompost einsetze, kann ich mir das einfach sparen“, sagt Gartenexpertin Christine Scherer.

Mechanische Läuseabwehr

Auch gegen Läuse, Raupen und Schnecken kursieren natürliche Hausmittelchen. Ob es die Blattlaus aber wirklich stört, wenn sie mit Knoblauchsud besprüht wird, daran haben die Experten so ihre Zweifel. „Ich glaube vielmehr, dass der scharfe Wasserstrahl, mit dem gesprüht wird, die Tiere vertreibt und nicht die viel gerühmten Brühen“, sagt Harald Schäfer vom Landesverband der Gartenfreunde.

Auf mechanische Läuseabwehr wie den Gartenschlauch oder das schlichte Abstreifen und Zerdrücken mit den Fingern setzt auch Christine Scherer von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. „Das muss man eben frühzeitig machen, solange es noch nicht zu viele Tiere sind, und auch sehr regelmäßig.“

Außerdem lohnt es sich, auch einmal darüber nachzudenken, warum Blattläuse gerade im Frühjahr so häufig auftreten. Das liegt neben der günstigen Wetterlage und der Tatsache, dass austreibende Pflanzen für Läuse mit ihren Stechrüsseln besonders leicht auszusaugen sind, auch an der Entwicklung von Nützlingen: „Wie sollen sich denn Marienkäfer, Schweb- oder Florfliege sonst vermehren können, wenn sie nicht genug zu fressen finden?“, erklärt Harald Schäfer vom Landesverband der Gartenfreunde.

Igel anlocken!

Am besten legt man also seinen Garten gleich so an, dass sich Nützlinge darin mindestens so wohlfühlen wie die Schädlinge, die sie dann fressen. Das bedeutet, entsprechende Blumen zu pflanzen, Unterschlupf für die Tiere zu bieten und wilde Gartenecken. Da zieht dann vielleicht auch ein Igel ein, der sich der Nacktschnecken annimmt – und besser arbeitet als jedes Hausmittel wie Kaffeesatz, Bier oder Eierschalen.

Bis der Igel kommt, ist auch bei Schnecken Handarbeit die wirksamste Abwehr. Harald Schäfer bietet den schleimigen Tieren extra Unterschlupfmöglichkeiten unter Brettern in der Nähe seines Gemüses. „Da kann ich sie vor der abendlichen Fresstour ganz leicht absammeln.“

Ob die Tiere dann getötet oder in einer entfernten Gartenecke wieder ausgesetzt werden, muss jeder Gartenbesitzer selbst entscheiden.

Anfällig für Schädlinge wie Läuse und Schnecken sind Pflanzen übrigens besonders dann, wenn sie schwach sind. Sei es, weil ihnen guter Boden oder Dünger fehlt, der Standort schlecht gewählt ist oder sie gerade frisch gepflanzt wurden und noch keine richtigen Wurzeln haben.

In der freien Natur überleben solche Pflanzen dann einfach nicht. Vielleicht sollte man an die Geheimwaffe natürliche Selektion im Garten auch ab und an mal denken, bevor man stinkende Jauchen ansetzt oder Kaffeesatz verteilt.