American Football ist in Deutschland immer noch ein Sport für Liebhaber. Foto: dpa

Ein deutscher Footballspieler schickt sich an, den Sprung in die beste Liga der Welt zu schaffen. Moritz Böhringer (22) von den Schwäbisch Hall Unicorns könnte bald in der National Football League (NFL) in den USA auflaufen.

Schwäbisch Hall/Florida - Es wäre eine Sensation: Moritz Böhringer (22) von den Schwäbisch Hall Unicorns könnte den Sprung in die NFL schaffen. Der Passempfänger vom amtierenden deutschen Vizemeister aus Hohenlohe wurde zu den „NFL Pro Days“ eingeladen, um dort vorzuspielen. Bei diesen Trainingseinheiten, die von Anfang März bis Anfang April an diversen Orten in den USA stattfinden, halten die amerikanischen Proficlubs Ausschau nach Talenten. Bei Interesse können diese dann für die Draft, die alljährliche Spielerauswahl nominiert werden.

Böhringer ist der Durchstarter des Jahres

Dass Böhringer aktuell dort ist, ist in mehrerlei Hinsicht eine Überraschung. Es kommt zum einen nur höchstselten vor, dass ein Spieler aus der „German Football League“ (GFL) zu diesen Sichtungscamps eingeladen wird, da die GFL im internationalen Vergleich höchstens zweitklassig ist. Zum anderen begann Böhringer erst vor gerade einmal fünf Jahren mit dem Sport. Bei seinem ersten Verein Crailsheim Titans sorgte er dermaßen für Furore, dass ihn die Unicorns unbedingt verpflichten wollten. 2015 wechselte er schließlich nach seinem rasanten Aufstieg zu den Unicorns. Dort setzte er sich schnell durch: Böhringer legte mit 70 Catches für 1.461 Yards und 16 Touchdowns überragende Statistiken auf und sicherte sich den Titel „Rookie des Jahres“ – wurde also zum besten Nachwuchstalent der Liga gewählt. Derzeit ist er auch als einer von fünf GFL-Spielern für die Wahl zum Spieler des Jahres 2015 nominiert.

Schon kein Geheimtipp mehr

Mit seinen Körpermaßen (102 kg bei 195cm Körpergröße) bringt Böhringer nahezu ideale Voraussetzungen für die stärkste Liga der Welt mit. Zudem läuft er die 40 Yards in nur 4,39 Sekunden – ein Wert, mit dem er sich auch vor den Besten seines Fachs nicht verstecken muss. Unter den Experten der Branche galt Böhringer lange als Geheimtipp, auch die Ligaseite „NFL.com“ betitelte ihn kürzlich noch als „NFL’s draft biggest sleeper“. Doch diesen Status hat er nun schon nicht mehr: In dieser Woche zierte er die Titelseite von NFL.com, inklusive einem Video mit seinen besten Szenen. „Wenn Du auf der Startseite von NFL.com auftauchst, dann bist Du alles andere als geheim“, kommentiert Unicorns Headcoach Siegfried Gehrke. Berichten zufolge haben nun bereits die Arizona Cardinals, die Green Bay Packers, die Denver Broncos und die Minnesota Vikings die Fühler nach dem Receiver ausgestreckt.

Böhringer wäre der fünfte Deutsche in der NFL

Würde der Wide Receiver tatsächlich den Sprung in die NFL schaffen, wäre er nicht der einzige Deutsche in der besten Liga der Welt. Mit Markus Kuhn (New York Giants), Sebastian Vollmer (News England Patriots) und Björn Werner (zuletzt Indianapolis Colts, aktuell vertragslos) sind bereits drei seiner Landsleute in der NFL etabliert. Kasim Edebali (New Orleans Saints) gelang 2014 der Sprung in die NFL. In zweierlei Hinsicht wäre Böhringer aber dennoch einzigartig: Er wäre der erste deutsche Offensivspieler in der Liga – und der erste aus dem Ländle. An diesem Donnerstag wird sich Böhringer den Scouts beim Pro Day vorstellen.

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