Wird die Straßenbahnfahrt durch Mannheim bald kostenlos sein? Foto: dpa

Was der kostenlose Nahverkehr kostet, hat Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer schon mal ausrechnen lassen. Ein fertiges Konzept liegt bereit. Doch bei den von Bund erwählten Testkommunen ist nun ausgerechnet die Nachbarstadt Reutlingen dabei.

Stuttgart - So schnell wird man Pilotprojekt. Eigentlich hatte die Reutlinger Baubürgermeisterin Ulrike Hotz (CDU) bei einer Besprechung im Bundesverkehrsministerium lediglich vorgeschlagen, Autobesitzern, die ihre alten Dieselfahrzeuge abgäben, eine Jahreskarte für den Nahverkehr zu spendieren. Jetzt soll Reutlingen als eine von fünf Städten in Deutschland zum Testgebiet für einen komplett kostenlosen Nahverkehr werden. „Wir begrüßen das“, sagte die Oberbürgermeisterin Barbara Bosch (parteilos). Allerdings gelte eine Bedingung: „Wer bestellt, bezahlt.“

Ihr Herrenberger Amtskollege Thomas Sprißler (Freie Wähler) erklärte, die Bekämpfung der Luftverschmutzung sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, ein Engagement des Bundes deshalb unumgänglich. Herrenberg vertritt im Portfolio der fünf Testkommunen die Kleinstädte mit Stickstoffproblem. Er wisse allerdings noch nicht, welche Maßnahmen in seiner Stadt umgesetzt würden.

Tübingen hat schon Ideen

Als dritte Stadt aus Baden-Württemberg rutschte Mannheim ins Testfeld. Wie ein kostenloser Nahverkehr aussehen könnte, lässt sich seit vergangener Woche allerdings in Tübingen beobachten – wenn auch nur samstags: Weil ein zentrales Parkhaus saniert wird, fahren die Busse den ganzen Tag über zum Nulltarif. „Es war voller“, sei der subjektive Eindruck der meisten Busfahrer gewesen, erklärte eine Sprecherin der Stadt.

Für Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) soll dies jedoch nur ein erster Schritt sein. „Wir sind meines Wissens die einzige Stadt im Land, die ein fertiges Konzept für den kostenfreien Nahverkehr hat“, sagte Palmer gegenüber unserer Zeitung. Im Jahr 2019 soll es der Wählerschaft zur Abstimmung vorgelegt werden. Kostenpunkt: 15,4 Millionen Euro. Allein 6,1 Millionen entfallen auf die notwendige Ausweitung des Angebots.

Jetzt hofft Palmer darauf, noch nachträglich in den Kreis der Pilotkommunen aufgenommen zu werden. Schließlich bilde man zusammen mit Reutlingen ein Oberzentrum. Allerdings hatte er im vergangenen Jahr schon einmal unabhängig von den jetzigen Plänen in Berlin um Unterstützung geworben. Das CSU-geführte Bundesverkehrsministerium hatte nicht einmal geantwortet.

Der VVS will von nichts wissen