Joe Biden, Präsident der USA (Archivfoto). Foto: dpa/Manuel Balce Ceneta

US-Präsident Joe Biden hat Israels Pläne für eine mögliche Besetzung des Gazastreifens als „großen Fehler“ bezeichnet. Die Hamas repräsentiere nicht das gesamte palästinensische Volk.

US-Präsident Joe Biden hat eventuelle Pläne Israels zu einer möglichen Besetzung des Gazastreifens als „großen Fehler“ bezeichnet. In einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der CBS-Nachrichtensendung „60 Minutes“ antwortete Biden auf die Frage, ob er eine Besetzung des Gazastreifens durch den Verbündeten unterstützen würde, mit den Worten: „Ich denke, das wäre ein großer Fehler.“ 

Biden sagte zudem, die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas repräsentiere „nicht das gesamte palästinensische Volk“. Eine Invasion des Küstenstreifens und die „Ausschaltung der Extremisten“ seien aber eine „notwendige Voraussetzung“, fügte er hinzu.

Auf die Frage, ob die Hamas vollständig beseitigt werden müsse, antwortete Biden: „Ja, das glaube ich.“ Es müsse aber eine „palästinensische Behörde“ geben, sagte Biden in dem CBS-Interview. „Es muss einen Weg zu einem palästinensischen Staat geben.“

Mehr als 2600 Menschen getötet – die meisten von ihnen Zivilisten

Die Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet. Sie feuerte tausende Raketen ab und drang mit hunderten Kämpfern auf israelisches Staatsgebiet ein. Bei brutalen Angriffen in mehreren Orten in Südisrael töteten Hamas-Mitglieder mehr als 1400 Menschen, die meisten von ihnen Zivilisten. Sie verschleppten zudem bis zu 150 Menschen in den Gazastreifen, darunter zahlreiche Kinder. 

Als Reaktion nahm die israelische Armee den Gazastreifen unter Dauerbeschuss und riegelte das Palästinensergebiet vollständig ab. Die Lieferung von Treibstoff, Lebensmitteln und Trinkwasser wurde gestoppt. Nach israelischen Angaben wurde am Sonntag die Wasserversorgung im Süden des Gazastreifens wiederhergestellt.

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden wurden bei den Angriffen mehr als 2600 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Hilfsorganisationen warnten vor einer humanitären Katastrophe. Sie befürchteten eine Eskalation der Kampfhandlungen und verwiesen darauf, dass die Hamas-Mitglieder sich auch in einem von der Zivilbevölkerung bewohnten Gebiet aufhielten.

Rund eine Million Menschen in dem Küstenstreifen auf der Flucht

Israel rief die Bewohner im Norden des Gazastreifens zudem zur Flucht in den südlichen Teil des Küstenstreifens auf. Nach UN-Angaben sind bislang rund eine Million Menschen in dem Küstenstreifen auf der Flucht. Die israelische Armee bereitet sich eigenen Angaben zufolge auf eine Bodenoffensive in dem Palästinensergebiet vor. 

Israel besetzte den Gazastreifen während des Sechstagekrieges im Jahr 1967. In einem einseitigen Schritt zog Israel 2005 seine Truppen aus dem Gazastreifen ab und löste die dortigen jüdischen Siedlungen auf. 

2006 verfügte Israel nach der Entführung des israelischen Soldaten Gilad Schalit durch die Hamas eine Luft-, Land- und Seeblockade des Gazastreifens. Das Land verstärkte die Blockade, nachdem die radikalislamische Hamas 2007 die Kontrolle über den Gazastreifen übernahm.