Der jüngste Bonobo-Nachwuchs von Urgroßmutter Chipita. Foto: Wilhelma/Birger Meierjohann

Große Überraschung in der Wilhelma: eine Bonobo-Urgroßmutter bringt im zoologisch-botanischen Garten ein Jungtier zur Welt.

Zum zweiten Mal binnen weniger Monate hat sich bei den Bonobos in der Wilhelma Nachwuchs eingestellt. Wie die Wilhelma mitteilt, hat die Menschenaffen-Dame Chipita kürzlich ihr drittes Baby zur Welt gebracht. Das Besondere dabei: „Die über 30 Jahre alte Chipita ist eine Urgroßmutter, deren letzte Geburt fast 20 Jahre zurückliegt“, erklärt Wilhelma-Sprecher Birger Meierjohann. Ihr erster Nachwuchs war die 2001 in der Wilhelma geborene Mixi. Sie lebt seit 2011 im Zoo Frankfurt, wo sie schon dreimal Mutter geworden ist. Der zweite Nachkömmling von Chipita ist Kasai, der seit seiner Geburt im Jahr 2004 in der Wilhelma zuhause ist. Er ist mehrfacher Vater – und sogar schon zweifacher Großvater.

Bonobo-Urgroßmutter Chipita hat eine bewegte Geschichte

Die Bonobo-Urgroßmutter Chipita selbst hat eine bewegte Geschichte hinter sich, deren Anfänge im Dunkeln liegen: Im Februar 1996 wurde sie im Alter von drei Jahren von Unbekannten in einer Kiste vor dem Eingang des Zoos von Lissabon abgestellt. „Man vermutet, dass sie über Angola nach Portugal geschmuggelt worden war“, erzählt Meierjohann. Da kein portugiesischer Zoo Bonobos hält, kam Chipita auf Empfehlung des Zuchtbuchführers des damals sogenannten Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) in die Wilhelma – wo sie sich bestens einlebte. Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin betont: „Bei den Ex-Situ Zuchtprogrammen des europäischen Zooverbandes EAZA ist die genetische Vielfalt innerhalb der Population von höchster Bedeutung. Dass eines unserer Gründertiere nach so vielen Jahren wieder Nachwuchs bekommen hat, ist daher eine große Bereicherung.“

Geschlecht des jungen Affen ist noch unklar

Das Geschlecht des Neugeborenen ist noch unbekannt, da sich der Säugling rund um die Uhr an seine Mutter klammert. Unklar ist, wer der Vater ist. Kerstin Ludmann, Kuratorin für Menschenaffen in der Wilhelma, erklärt: „Über eine Haarprobe ließe sich die Vaterschaft feststellen – aber das eilt noch nicht. Für die Planungen des Zuchtbuchführers ist es allerdings wichtig, wessen Gene das Jungtier trägt“.

Die Wilhelma engagiert sich nicht nur für die Erhaltungszucht der Bonobos, sondern auch für deren Schutz in ihrem natürlichen Lebensraum – den Regenwäldern in der Demokratischen Republik Kongo. Nahe der Hauptstadt Kinshasa kümmert sich die Organisation Lola ya Bonobo um Bonobowaisen, die ihre Mütter aufgrund von Wilderei verloren haben. Die Jungtiere werden dort aufgezogen und später mit hohem Aufwand in dem rund 475 Kilometer großen Schutzgebiet „Ekolo ya Bonobo“ in ihren natürlichen Lebensraum zurückgeführt.

Wiederansiedlungen und vielfach geglückte Auswilderungen

Zweimal konnten hier bereits Gruppen von Bonobos wieder angesiedelt werden: Zuletzt gelang 2022 mit Unterstützung der Wilhelma die Auswilderung von 14 Tieren, sodass heute rund 35 Bonobos in dem Reservat leben. Gleichzeitig arbeitet Lola ya Bonobo laut dem Zoo im Umfeld des kommunal organisierten Schutzgebiets eng mit der Bevölkerung zusammen. Seit 2013 fördert die Wilhelma dieses Projekt und konnte seitdem rund 86 000 Euro in die Artenschutzarbeit vor Ort stecken. Außerdem unterstützt die Wilhelma den Verein Bonobo alive, der im Gebiet des Salonga Nationalparks patrouilliert, um Wilderer aufzuspüren und darüber hinaus Bildungsmöglichkeiten sowie Infrastrukturmaßnahmen für die Menschen vorantreibt.