Hans-Peter Geh, hier auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1997, vergrößerte als Direktor der Württembergischen Landesbibliothek deren Bibel-Sammlung um wichtige Werke. Jetzt ist Geh im Alter von 89 Jahren gestorben. Foto: Kraufmann/Susanne Kern

Er wäre gern Diplomat geworden, bekannte Hans-Peter Geh einmal. Als Direktor der Landesbibliothek Württemberg hat der nun im Alter von 89 Jahren Verstorbene mit Büchern viel bewegt.

Das hätte Hans-Peter Geh gefallen: In jedem Winkel der neuen Württembergischen Landesbibliothek wird an Arbeitstischen studiert und gepaukt. Dass es diesen Neubau gibt, ist vielleicht auch ein bisschen Gehs Verdienst. Von 1970 bis 1997 hat er als Direktor seine Bibliothek nicht nur als Ort der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung vorangebracht, sondern sie immer auch als Hort der Bildung und Kultur verstanden. Die Zugänglichkeit wissenschaftlicher Informationen war für ihn wesentliches Merkmal moderner Gesellschaften. Der gebürtige Hesse, 1934 in Frankfurt am Main geboren, ist am vergangenen Donnerstag im Alter von 89 Jahren verstorben, wie die Württembergische Landesbibliothek nun meldet.

Als Hans-Peter Geh 1970 nach Stuttgart kam, durfte er den Neubau der Landesbibliothek in Betrieb nehmen. Die Umstellung auf Datenverarbeitung und die Schließung der im Krieg entstandenen Lücken im Bestand war ihm ebenso ein Anliegen wie der Ankauf wichtiger Schriften. Der Erwerb einer Gutenberg-Bibel 1978 sowie von Handschriften und Drucken aus der Donaueschinger Hofbibliothek Anfang der 1990er Jahr brachten sein Haus ins Rampenlicht. Es gelang ihm zudem, fast alle Handschriften Hölderlins in Stuttgart zusammenzuführen.

Der entgangene Coup

An ein Objekt kam Geh zu seinem Bedauern nicht heran: Die erste Weltkarte, auf welcher der Name Amerika auftauchte und die aus württembergischen Adelsbesitz stammte, musste er Bill Clinton überlassen. „Der damalige US-Präsident hatte so eindringlich darum gebeten, dass die Bundesrepublik und das Land Baden-Württemberg den USA eine Sondergenehmigung zum Kauf der Karte erteilten“, blickte Geh 2018 auf den ihm entgangenen Coup zurück. „Gegen zehn Millionen US-Dollar Kaufpreis und zwei Staatsoberhäupter war ich machtlos.“

„Hans-Peter Geh hat das deutsche Bibliothekswesen in herausragender Weise im internationalen Rahmen repräsentiert“, sagt Wissenschaftsministerin Petra Olschowski und würdigt damit Gehs Engagement in internationalen bibliothekarischen Vereinigungen. Ihm sei zu verdanken, so Olschowski, dass die Württembergische Landesbibliothek heute international beachtliches Ansehen besitze. Zu seinen internationalen Aktivitäten zählte auch die Mitarbeit an der Neugründung der Bibliotheca Alexandrina; sie wurde 2002 in Ägypten in der Nähe der berühmten antiken Bibliothek eröffnet.