Das Virus lässt bei bestimmten Gütern die Nachfrage explodieren – selbst das wird inzwischen erfasst. Das Statistische Bundesamt liefert die Zahlen zur gefühlten Wahrheit.
Wiesbaden - Statistik überrascht nicht immer, aber sie kann ein Gefühl in Zahlen gießen. Was die meisten Bürger in den vergangenen Wochen an leeren Regalen ablesen konnten, ist jetzt amtlich bestätigt: Die Nachfrage der Deutschen nach Klopapier ist in der Coronakrise dreimal so hoch wie in normalen, fast möchte man sagen Friedenszeiten. Ähnlich sieht es beim Mehl aus, Reis und passierte Tomaten kommen dagegen „nur“ auf doppelt so viel Absatz wie sonst üblich. So meldet es das Statistische Bundesamt.
Nun zeigen die Zahlen der Statistiker zwar auch, dass in der backfreudigen Vorweihnachtszeit die Nachfrage nach Mehl stark anzieht. So heftig wie zuletzt war es aber offenbar nie. Noch extremer fiel nur der Kampf um Desinfektionsmittel aus: Anfang März wurde das Achtfache der normalen Menge verkauft – ehe die Volumina jüngst auf die Hälfte der normalen Werte absackten. Entweder hatten alle gemerkt, dass es doch gar nicht so viel zu desinfizieren gibt – oder aber es ging schlicht der Nachschub aus. Das Statistische Bundesamt neigt der zweiten Erklärung zu.
Kassen der großen Ketten angezapft
Um an die Zahlen zu kommen, zapfen die Wiesbadener Statistiker die Kassen großer Einzelhandelsketten an. Die so genannten Scannerdaten verraten, wie viel von bestimmten Produkten verkauft wurde. Sie können außerdem für die Preisstatistik genutzt werden. Das ist deshalb sinnvoll, weil sich Inflation mit der klassischen Methode – händische Erfassung durch Mitarbeiter – immer weniger zuverlässig ermitteln lässt. Die massenhaft an den Kassen anfallenden Daten bilden eine viel breitere und aktuellere Grundlage. Zudem lesen die Statistiker mittlerweile automatisiert Preise im Onlinehandel aus.
Teigwaren dagegen sind der Statistik zufolge derzeit nicht ganz so stark nachgefragt waren, wie man meinen möchte (plus 150 Prozent). Bei Äpfeln brach die Nachfrage regelrecht ein, während die Hefevorräte seit einem Ansturm Mitte März ähnlich wie Desinfektionsmittel einfach weggeshoppt wurden. Seifenhersteller leben dagegen gerade in der besten aller Welten: plus 337 Prozent. Beim Händewaschen macht uns Deutschen eben so schnell keiner was vor.