Nach dem Unfall mit einem Rettungswagen in Dagersheim am Montag berichten die DRK-Verantwortlichen, dass sich die Einsatzkräfte nach wie vor regelmäßig über fehlende Rettungsgassen oder die Behinderung durch Gaffer ärgern müssen.
Kommt der Notruf, muss es schnell gehen. In besonders dringenden Fällen schalten die Rettungskräfte bekanntermaßen Blaulicht und Martinshorn an, um zügig voranzukommen. Dass es dabei durchaus zu gefährlichen Verkehrssituationen kommen kann, liegt in der Natur der Sache. Alle anderen Verkehrsteilnehmer sind angehalten, aus dem Weg zu gehen, zur Seite zu fahren, den Platz freizumachen. Das gelingt meistens, aber manchmal auch nicht – wie am Montagnachmittag in Dagersheim.
Warum der Opel-Fahrer in der Hauptstraße etwa auf Höhe des Gemeindehauses so überraschend wenden wollte, erst kurz nach rechts und dann hart nach links fuhr, bleibt sein Geheimnis. Jedenfalls hatte der 41-Jährige am Steuer den direkt nachfolgenden Rettungswagen trotz Blaulicht nicht wahrgenommen und schnitt ihm durch sein Manöver den Weg ab. Der Fahrer des DRK-Rettungswagens konnte nicht mehr ausweichen und krachte in das Auto. Er selbst wie auch seine zwei DRK-Kollegen und der Opel-Fahrer wurden alle leicht verletzt. Sachschaden: über 100 000 Euro.
Keine gültige Fahrerlaubnis
Die herbeigerufenen Polizisten hatten schnell den Verdacht, dass der Opel-Fahrer unter Einfluss von Betäubungsmitteln stand – also wurde eine Blutuntersuchung angeordnet, deren Ergebnis aber noch aussteht. Nicht genug, der 41-Jährige besitzt zudem gar keine gültige Fahrerlaubnis. Also nur ein Ausnahmefall? Jein, sagt DRK-Pressesprecher Wolfgang Heubach.
„Es gibt keine besondere Häufung solcher Unfälle“, so Heubach, „aber dennoch bleibt das Thema, wie sich die anderen Verkehrsteilnehmer einem Rettungswagen im Einsatz gegenüber verhalten, akut.“ Man weise seit Jahren darauf hin, dass die Autofahrer den Einsatzkräften rechtzeitig Platz machen und insbesondere auf der Autobahn eine Rettungsgasse bilden müssen. Zudem habe man zigfach appelliert, dass die Einsätze nicht durch Schaulustige behindert werden dürften. „Gefühlt ist die Sensibilität diesbezüglich zwar etwas gewachsen“, sagt Wolfgang Heubach, „doch viel zu oft berichten unsere Rettungskräfte noch von negativen Erlebnissen.“ Hinzu kommt, dass die Sanitäter viel häufiger als früher auch mal angepöbelt und beleidigt werden.
Sicherheitstraining für DRK-Fahrer
Immerhin – für einen solchen Fall wie den in Dagersheim steht ein Ersatzfahrzeug auf den Wachen bereit, so kann der nächste Rettungswagen umgehend los. Zudem bietet das Deutsche Rote Kreuz seinen Fahrer einmal im Jahr ein Sicherheitstraining an, „das sehr gut angenommen wird“, wie Heubach weiß. So könnten gefährliche Situationen wie Ausweichmanöver extra geübt werden.
So weit sollte es möglichst gar nicht erst kommen. Daher werden die Rettungsorganisation in ihren Appellen nicht müde. „Wer einen Rettungswagen im Einsatz wahrnimmt, sollte umgehend die Straße freimachen, rechtzeitig ausweichen und die Arbeit keinesfalls behindern“, so Heubach.