Bisher haben sich die Funktionsträger aus der Fußball-Bundesliga zum Thema Clemens Tönnies größtenteils zurückgehalten. Nun warben ein Trainer und drei Manager zumindest darum, die Entschuldigung des Schalker Club-Chefs anzunehmen.
Düsseldorf - Kein Verständnis für die Aussage, aber auch nicht für die Reaktionen: Trainer Friedhelm Funkel und drei Manager aus der Fußball-Bundesliga haben sich dafür ausgesprochen, Schalkes Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies wegen dessen als rassistisch erachteter Aussagen über Afrika zu vergeben. Nachdem sich die meisten Funktionäre in der Diskussion bisher größtenteils zurückgehalten hatten, warb Funkel auf dem „Rheinischen Fußballgipfel“ der „Rheinischen Post“ in Düsseldorf in einem flammenden Plädoyer darum, Tönnies’ Entschuldigung anzunehmen.
Die weiteren Podiums-Teilnehmer Max Eberl, Armin Veh und Simon Rolfes stimmten ihm im Grundsatz durchweg zu. „Clemens hat sich in der Wortwahl vergriffen. Aber was da medial draus gemacht wird, ist mir persönlich viel zu viel. Er wird ja regelrecht geschlachtet“, sagte Funkel: „Da bringen Leute mit einem Samurai-Schwert Menschen um, darüber wird zwei Tage berichtet, dann ist es vergessen. Er wird nun in eine Ecke gedrängt, in die er sich selbst gebracht hat, in die er aber nicht gehört.“ Tönnies sei „ein Mensch, der viel geleistet hat, der nun einen schweren Fehler gemacht hat, diesen aber eingesehen hat. Diese Entschuldigung sollte man akzeptieren.“
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Funkels Rede sei „genau das Plädoyer, das ich auch abgegeben hätte“, sagte Eberl. Der Manager von Borussia Mönchengladbach betonte,„dass es nicht so ist, dass wir das gutheißen. Wir können jede Empörung verstehen, denn wir waren auch empört, als wir das gehört haben. Aber man muss einem Menschen die Möglichkeit geben, wieder aufzustehen.“
Hat sich entschuldigt
Kölns Sportchef Veh erklärte, Tönnies sei „nicht bekannt dafür, dass er Rassist wäre. Er hat etwas gesagt, was man nicht sagt. Aber im Endeffekt ist er das nicht, was er gesagt hat.“ Veh weiter: „Er ist 63, hat schon ein Leben hinter sich. Wenn aus diesem Leben ein Satz herauskommt und ich mit diesem einen Satz mein ganzes Leben kaputtmache, dann ist das maßlos übertrieben.“
Es gehöre „zum Geschäft, dass man sich entschuldigen kann, wenn man etwas Falsches gesagt hat. Diese Entschuldigung muss irgendwann angenommen werden, und dann geht es weiter.“
Tönnies lässt Amt drei Monate ruhen
Dem schloss sich auch Leverkusens Sportdirektor Rolfes an. „Wenn man Fehler macht, in welcher Form auch immer, muss es die Möglichkeit geben, dass es nach einer Entschuldigung weitergeht“, sagte der Ex-Nationalspieler: „Die Einteilung in Schwarz und Weiß in der Öffentlichkeit ist zu extrem. Die Diskussion über inhaltliche Themen bleibt oft auf der Strecke.“
Tönnies hatte Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert und empfohlen, lieber 20 Kraftwerke in Afrika zu finanzieren. „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren“, hatte Tönnies gesagt. Als Folge lässt er sein Amt drei Monate ruhen.