Gegen den langjährigen Trainer aus dem Fechtzentrum Tauberbischofsheim werden Missbrauchsvorwürfe erhoben. Foto: dpa

25 Jahre lang arbeitet ein Mann in Tauberbischofsheim mit Fechtern. Plötzlich gibt es Missbrauchsvorwürfe von Athletinnen. Der Coach muss gehen. Das Landesarbeitsgericht muss nun klären, ob die Kündigung rechtens war.

Stuttgart - Das Landesarbeitsgericht will am 28. Februar verkünden, ob die außerordentliche Kündigung eines Trainers am Fechtzentrum Tauberbischofsheim nach Missbrauchsvorwürfen rechtens ist. Das teilte die Kammer am Mittwoch nach der Anhörung eines mutmaßlichen Opfers mit. Dem Coach wird vorgeworfen, mehrere Athletinnen über Jahre hinweg sexuell belästigt zu haben. Er bestreitet das. Der Trainer, der in dem Prozess als Kläger auftritt, fordert seine vollständige Rehabilitierung, die Fortführung des Arbeitsverhältnisses und „harte Bestrafungen für die Falschaussagen“.

Am Mittwoch schilderte eine ehemalige Fecht-Europameisterin vor der Kammer ihre Erfahrungen mit dem Mann: Der Trainer habe sich 2003 in einem Hotelzimmer auf sie gelegt und sich vor und zurück bewegt, sagte die Zeugin unter Tränen. Damals sei sie 17 Jahre alt gewesen. „Ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper, ich war wie gelähmt“, sagte die 32-Jährige.

Der Fecht-Trainer, der 25 Jahre lang mit Athleten arbeitete, hatte zuvor vor dem Landesarbeitsgericht Stuttgart von einer „Intrige gegen seine Person“ gesprochen. Es sei „Wahnsinn“, dass die jungen Frauen zu diesem Zweck zu derartigen Falschaussagen gedrängt worden seien, sagte er.

Trainer hatte Kündigungsschutzklage eingereicht

Der Coach hatte gegen seine Entlassung eine Kündigungsschutzklage eingereicht. Dieser gab das Arbeitsgericht im August vergangenen Jahres statt. Dagegen ging der Landessportverband vor, er legte Berufung gegen das Urteil ein - daher die neuerliche Verhandlung.

Bis zur Urteilsverkündung will sich die Kammer erneut mit den Aussagen der Beteiligten und unklaren Sachverhalten befassen. Auch eine weitere Zeugin könnte befragt werden, hieß es am Mittwoch.

Das landesweit bekannte Fechtzentrum Tauberbischofsheim hatte im vergangenen Jahr nach 31 Jahren seinen Status als Olympiastützpunkt verloren - im Zuge der Neustrukturierung des Leistungssports in Deutschland. Grund dafür war unter anderem, dass in Tauberbischofsheim (Main-Tauber-Kreis) nur eine Sportart beheimatet ist, so der Landessportverband Baden-Württemberg damals.