Die Polizei umstellte die Randalierer, um sie der Reihe nach festnehmen zu können. Foto: Fotoagentur Stuttgart/Andreas Rosar

Wegen eines Steinwurfs gegen die Polizei kommt ein 26-jähriger Eritreer in Haft. 227 Personen sind bekannt, bleiben aber auf freiem Fuß. Ein Staatsanwalt erklärt, warum das so ist.

Die Zahlen sind beeindruckend: Insgesamt 228 Tatverdächtige hat die Polizei bereits am Samstag identifizieren können. Doch 227 von ihnen sind auf freiem Fuß geblieben. Nur einer kam in Untersuchungshaft.

Das hat klare Gründe, sagt Aniello Ambrosio, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart: Bei dem 26-jährigen Eritreer lag ein Haftgrund vor, außerdem habe man ihm bereits am Samstag den Verdacht einer konkreten Tat zuordnen können. „Der Mann, der auch schon an den Ausschreitungen in Gießen beteiligt war, hat keinen festen Wohnsitz in Stuttgart“, so der Sprecher der Ermittlungsbehörde. Außerdem habe man ihn als Tatverdächtigen eines Steinwurfs auf Einsatzkräfte der Polizei identifizieren können. Beides zusammen habe dazu geführt, dass die Staatsanwaltschaft gegen ihn einen Haftbefehl beantragte, den ein Richter in Vollzug setzte.

Die Ermittelnden müssen unzählige Videos auswerten

Die Ermittlungen gegen die weiteren 227 Tatverdächtigen führt eine 20-köpfige Ermittlungsgruppe namens Asmara bei der Polizei – benannt nach Eritreas Hauptstadt. Sie müssen nun eine Vielzahl von Videoaufnahmen auswerten, um einzelne Taten den einzelnen Verdächtigen zuordnen zu können. Der Innenminister Thomas Strobl (CDU) ist optimistisch, dass das in vielen Fällen gelingen werde: Er verglich das mit der „akribischen“ Arbeit nach der Krawallnacht im Sommer 2020. Damals habe man auch viele Aufnahmen gehabt und mehr als 100 Tatverdächtige identifizieren können. Gleichwohl könne man die Ausschreitungen am Samstag nicht mit der Krawallnacht vergleichen.