Bundespräsident Joachim Gauck ist verabschiedet worden. Foto: dpa

Die Bundeswehr und Joachim Gauck: Das war fünf Jahre lang ein durchaus harmonisches Verhältnis. Nun auch musikalisch. Kein Missklang trübt den Abend. Nur die Kanzlerin fehlt - aber sie ist entschuldigt.

Berlin - Es war ein Abschied ganz nach Gaucks Geschmack. Wehmut und ein bisschen Nostalgie, aber auch Genugtuung und Zufriedenheit schwebten über dem Park von Schloss Bellevue, als das Stabsmusikkorps der Bundeswehr für Joachim Gauck zum Großen Zapfenstreich aufspielte. Fackelträger säumten den Weg, die Prominenz der Berliner Politik, Diplomaten, aber auch geladene Bürger nahmen ihre Plätze ein.

Ein Volkslied, ein Kirchenlied und einen DDR-Hit hatte sich Gauck für das Musikprogramm ausgesucht. „Über sieben Brücken musst du gehn“: Der Karat-Song, etwas gewöhnungsbedürftig interpretiert, war für viele der Höhepunkt der Veranstaltung, vielleicht auch für den Bundespräsidenten, der von Sonntag an „a.D.“ sein wird. Schon in der Bonner Villa Hammerschmidt im September 2016 war Gauck bei diesem Lied aus DDR-Zeiten zu Tränen gerührt. Auch diesmal war er bewegt.

Harmonie prägte den Abend: Kein Vergleich zu 2012, als Demonstranten mit Trillerpfeifen, Tröten und Vuvuzelas Christian Wulff den Abschied vom höchsten Staatsamt vermiesten. Sein Rücktritt machte damals den Weg frei für Gauck. Aber auch damals, es war der 8. März, war es wie heute ungemütlich kalt im Park von Schloss Bellevue, Windböen machten den Fackeln zu schaffen und man könnte die Frage stellen, warum es Bundespräsidenten mit ihrem Abschied nicht halten wie die Queen in London, die ihren Geburtstag aus Wettergründen statt im April erst im Sommer feiert.

Dass Kanzlerin Angela Merkel bei Gaucks Zapfenstreich nicht dabei sein konnte, lag an ihrem Besuch bei US-Präsident Donald Trump, der nun fast zeitgleich an diesem Freitag in Washington stattfand. Vizekanzler Sigmar Gabriel vertritt sie, zahlreiche Minister sind gekommen, auch Angehörige der Familie.

Der Große Zapfenstreich ist ein altmodisches militärisches Zeremoniell

Der Große Zapfenstreich ist ein altmodisches und fast bizarres militärisches Zeremoniell, aber angemessen erschien es an diesem Abend auch deshalb, weil Gauck in seiner Amtszeit ein besonders gutes und enges Verhältnis zur Bundeswehr gepflegt hat. Gleich zu Beginn besuchte er die Führungsakademie in Hamburg, dann deutsche Soldaten in Afghanistan, in Mali und der Türkei.

Evangelische Friedensverbände bedauerten, dass er nicht auf den militärischen Pomp verzichtet hat. Und erinnerten daran, dass Bundespräsident Gustav Heinemann 1974 statt des Zapfenstreichs zu einer Bootsfahrt einlud. Das hätte aber kaum zu Gauck gepasst. Die internationale Verantwortung Deutschlands, notfalls auch militärisch, war ja genau sein Thema.

„Über sieben Brücken musst du gehn, sieben dunkle Jahre überstehn, siebenmal wirst du die Asche sein, aber einmal auch der helle Schein.“ Nicht nur der scheidende Bundespräsident, auch viele der 600 Gäste im Schlosspark, hätten den Hit der DDR-Band Karat mitsingen können. Für Gaucks andere beiden Wunschlieder traf das vermutlich nicht zu: „Freiheit, die ich meine“ und „Ein feste Burg ist unser Gott.“

Aber so fügt sich alles. Freiheit, Verantwortung, christliche Werte - das waren Schlüsselbegriffe der fünf Jahre Gauck. Am Ende geht er, Arm in Arm mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt, noch einmal langsam den Weg vom Park zurück ins Schloss. Beifall brandet auf. Er verabschiedet sich mit einem guten Gefühl.