Anwälte hatten in einem Brandbrief geschrieben, die Entziehunganstalt im „Faulen Pelz“ in Heidelberg habe Wachpersonal Drogen angeboten. Der Drogentod eines Insassen im Februar setzt die politische Führung nun unter Druck.
Nach dem Drogentod eines Insassen in der Entziehungsanstalt „Fauler Pelz“ in Heidelberg hat der Vorsitzende des Sozialausschusses im Landtag, Florian Wahl (SPD), Aufklärung in dem Fall gefordert. „Es steht die Frage nach der Verantwortung des Sozialministers im Raum, dass solche Drogen den Weg in den Maßregelvollzug finden“, sagte Wahl am Donnerstag. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Heidelberg bestätigt, dass ein 27-jähriger Insasse am 14. Februar „infolge einer Intoxikation mit einem synthetischen Cannabinoid“ gestorben war. Trotz einer Obduktion war zunächst die Todesursache unklar gewesen.
Die Staatsanwaltschaft untersucht nach eigenen Angaben nun, wie die Drogen in die Einrichtung kommen konnten. Es gebe derzeit keinen konkreten Beschuldigten, sagte der Sprecher.
Synthetisches Cannabis wirkt Forschern der Universitätsklinik Ulm zufolge stärker und ist schädlicher als das natürliche.
„Skandalöse Zustände“
Ende Februar hatten Strafverteidiger ein Schreiben an mehrere Landtagsfraktionen verschickt. 21 Anwälte hatten den Brief über „unwürdige und skandalöse“ Zustände im „Faulen Pelz“ unterzeichnet. Sie kritisierten unter anderem einen erheblichen Mangel an Therapieangeboten und Pflegekräften sowie aggressive Sicherheitskräfte, die selbst Drogen anböten, sowie massive bauliche Mängel der Einrichtung. Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) wies die Vorwürfe im Sozialausschuss des Landtages zurück.
Das Sozialministerium hatte im März auf eine Anfrage der AfD hin mitgeteilt, dass seit Inbetriebnahme der Einrichtung im vergangenen Sommer dreimal Drogen gefunden worden seien - dabei habe es sich offenbar um Cannabinoide und Haschisch gehandelt. Zudem seien mehrfach Insassen positiv auf Drogen getestet worden, darunter auch Kokain und synthetische Cannabinoide.
Das ehemalige Gefängnis „Fauler Pelz“ wird seit August als Einrichtung für den Maßregelvollzug genutzt und verfügt über 80 Plätze. Die Nutzung des ehemaligen Gefängnisses für den Maßregelvollzug ist als Zwischenlösung bis zum Sommer 2025 geplant. Im Maßregelvollzug werden suchtkranke und psychisch kranke Straftäter untergebracht und therapiert.