Der Neubau für Frauenklinik und Olgahospital liegt hinter dem Katharinenhospital Foto: Storck / StN-Bearbeitung: Lange

Es wird ernst: Der Wasserschaden ist behoben und das Klinikum Stuttgart steht erneut kurz vor dem großen Umzug. Um die Sicherheit der Patienten sorgen sich die Mitarbeiter am meisten.

Es wird ernst: Der Wasserschaden ist behoben und das Klinikum Stuttgart steht erneut kurz vor dem großen Umzug. Um die Sicherheit der Patienten sorgen sich die Mitarbeiter am meisten.

Stuttgart - Über 3000 Plakate und 30 000 Handzettel hat das Klinikum Stuttgart in den vergangenen Wochen an insgesamt 2400 niedergelassene Ärzte verschickt und in den Krankenhäusern aufgehängt und verteilt. Die Botschaft darauf ist lebenswichtig: Der große Umzug von Olgahospital und Frauenklinik steht in wenigen Wochen bevor. Ist er vollzogen, stehen an den alten Standorten keine Ärzte mehr bereit.

Im Klinikum laufen derzeit die Vorbereitungen auf Hochtouren. Am 17. Mai wird die Frauenklinik und am 24. Mai das Olgahospital mit Patienten, Mitarbeitern und Inventar in den Neubau am Katharinenhospital umsiedeln. „Es ist sicherlich einer der größten Umzüge eines Kinderkrankenhauses in der Republik“, sagt Dr. Martin Kroll, Oberarzt der Neugeborenenabteilung. Auf Erfahrungswerte anderer Kliniken könne er kaum zurückgreifen, da bei anderen Klinikumzügen meist externe Firmen zuständig waren. Das Klinikum Stuttgart setzt dagegen größtenteils auf einen Umzug in Eigenregie. Beim Güterumzug und bei der Planung im Vorfeld helfen jedoch zwei externe Firmen.

Dr. Martin Kroll gehört zum Kernprojektteam und ist für Umzug und Inbetriebnahme mit besonderem Augenmerk auf die Patienten zuständig. Neben ihm gehören auch Konrad Restle, der sich um die bauliche Seite kümmert, und Pflegedienstleiterin Eike Grosse zum Team. So weit wie jetzt waren das Team und alle Mitarbeiter des Klinikums vor gut sieben Monaten fast schon einmal. Der Umzug der Frauenklinik und des Olgahospitals in den Neubau am Katharinenhospital war für den ursprünglich geplanten Termin im November vergangenen Jahres bereits akribisch vorbereitet, da passierte das Unglück, das alles über den Haufen warf: Im September 2013 platzte eine zentrale Wasserleitung und setzte sechs Stockwerke unter Wasser. Bis Mitte März dauerte es, den Wasserschaden zu beheben. Wie viel mehr der bis dato 347 Millionen Euro teure Neubau durch die Baupanne und die damit einhergehende Verzögerung kosten wird, steht derzeit noch nicht fest.

Klar ist aber, dass der verschobene Termin einen erheblichen Mehraufwand für die Klinikmitarbeiter bedeutete. „Der Frust war anfangs sehr groß, da wir praktisch wieder von null beginnen mussten“, sagt Kroll. Verträge mit Umzugsfirmen und Lieferverträge mussten storniert werden, Dienst- und Urlaubspläne für den alten Standort neu geschrieben werden. Außerdem wurden die aufwendigen Schulungen der Mitarbeiter wiederholt. „Die Mitarbeiter müssen sich nach dem Umzug sofort im Neubau zurechtfinden“, erklärt Eike Grosse die Notwendigkeit der insgesamt acht Schulungen für jeden der 1500 Mitarbeiter. Als Gedächtnisstütze erhalten die Mitarbeiter außerdem noch kleine Broschüren, in denen die Stockwerke eingezeichnet sind. Immerhin umfasst der Neubau 3000 Räume.

Das Kernprojektteam plant den Umzug bereits seit mehr als zwei Jahren. Nun, da es in die heiße Phase geht, steht die Vorbereitung der Patienten an oberster Stelle. Sie werden mit Informationen versorgt, die den Ablauf des Umzuges genau erläutern. Darin erfahren die Patienten beispielsweise, dass sie nur ein Gepäckstück mitnehmen dürfen und dass am Umzugstag eine Besuchssperre herrscht. Neben Plakaten und Handzetteln ist aber das persönliche Gespräch mit Patienten, die über einen längeren Zeitraum im Krankenhaus bleiben müssen, unerlässlich. „Sie sind gespannt auf den Neubau“, beschreibt Kroll die momentane Stimmung unter den Patienten.

Noch läuft der Betrieb in den Krankenhäusern normal, doch spätestens eine Woche vor dem Umzug sollen Ärzte noch einmal genau überprüfen, welche Patienten nach Hause gehen können. „Wenn es der Gesundheitszustand erlaubt, können manche Patienten mit Unterstützung des Kinderarztes vielleicht ein oder zwei Tage früher entlassen werden“, sagt Kroll. Planbare Operationen werden eine Woche vor und am Tag des Umzugs nicht mehr durchgeführt. Für Notfälle stehen am Umzugstag an beiden Standorten Operationssäle mit dem notwendigen Personal zur Verfügung. Erst wenn der Umzug abgeschlossen ist, schließt die Ambulanz am alten Standort.

„Unsere größte Angst ist, dass einem Patienten etwas passieren könnte“, sagt Dr. Martin Kroll. Die Sicherheit stehe daher für ihn und sein Team an erster Stelle. An zweiter Stelle komme aber die Schnelligkeit. Für einen reibungslosen Ablauf sind die Ampelschaltungen an dem Umzugstag mit der Kolonne der Krankenwagen abgestimmt. Streckensperrungen wird es jedoch nicht geben. Der Umzug der Frauenklinik soll bereits bis 12 Uhr vollzogen sein. „Gegen 11.30 Uhr planen wir einen Umtrunk im Neubau“, sagt Kroll mit einem Schmunzeln. Wann der zweite Umzug mit dem Olgahospital beendet sein wird, ist dagegen wegen der Intensiv-Patienten schwerer kalkulierbar. Das Umzugsteam hofft jedoch, dass gegen 16 Uhr auch der letzte kleine Patient im Neubau ein Zimmer bezogen hat.