Noch ist die Ursache des Feuers im Europa-Park nicht geklärt. Doch es gibt erste Kostenschätzungen für den Wiederaufbau der zerstörten Gebäude auf dem Gelände.
Rust - Auch zwei Tage nach dem Großbrand im Europa-Park bei Rust ist dessen Ursache noch unklar. Yannick Hilger, der Sprecher der Polizeidirektion Offenburg, sagte am Montag, Kriminaltechniker und Sachverständige seien vor Ort. Einen konkreten Hinweis, warum das Feuer am Samstagabend gegen 18.20 Uhr ausgebrochen ist, gebe es aber nicht. Er sprach von einem hohen Sachschaden – darüber hinaus sei aber auch ein ideeller Verlust zu beklagen: Viele Menschen verbänden mit der sehr beliebten und jetzt komplett vernichteten Attraktion „Piraten von Batavia“ schöne Kindheitserinnerungen; die Bootsfahrt durch die Kolonialstadt Batavia hat 1987 ihren Betrieb aufgenommen.
Das Feuer ist in einer Halle entstanden, die zu den Themenbereichen Niederlande und Skandinavien gehört. Der Europa-Park entführt die Besucher in 15 europäische Länder, indem er typische Gebäude nachgebaut hat. So gibt es eine spanische Stierkampfarena, eine norwegische Stabkirche aus Holz oder ein kleines schweizerisches Bergdorf.
Evakuierung verlief besonnen
In der Halle lagerten Kostüme für Musicals und Kleidung für die Mitarbeiter; das Feuer zerstörte mehrere Gebäude. Da das Feuer mitten im Park ausbrach, sehen es viele Beteiligte als großes Glück an, dass niemand ernsthaft verletzt wurde – sieben Feuerwehrleute erlitten leichte Rauchvergiftungen. Es kam auch nicht zu einer Panik, obwohl die Rauchsäule unübersehbar war. Am Samstag waren 25 000 Menschen im Park, er wäre offiziell gegen 20 Uhr geschlossen worden.
Zunächst sei der Bereich Niederlande evakuiert worden, dann Skandinavien und etwa eine Stunde nach dem Ausbruch des Brands auch der restliche Park, sagte Engelbert Gabriel, der Sprecher der Geschäftsführung des Europa-Parks. „Unsere umfangreichen Notfallpläne haben sich jetzt wirklich bezahlt gemacht“, resümierte Gabriel: „Ein Riesenkompliment an alle Besucher und an unsere Mitarbeiter – alle haben sehr besonnen reagiert.“
Als „ausgesprochen ruhig und kontrolliert“ beschreibt der Rottenburger Dennis Brinkmann die Situation. Der 28-Jährige mit einer Jahreskarte für den Park war am Samstag nur wenige Hundert Meter von der Rauchsäule entfernt. „Ich hatte keine Sekunde Angst“, sagt Brinkmann, der als ehrenamtlicher Feuerwehrmann häufig an Unglücksorten im Einsatz ist: „Glücklicherweise zog der Rauch nach oben ab, es war völlig windstill.“ Zusammen mit seiner Freundin ging Brinkmann bis zum abgesperrten Bereich und kehrte dann um. Das Personal habe zu diesem Zeitpunkt nicht Bescheid gewusst, was genau passiert war.
„Wir wurden zum Haupteingang hinausgelotst, die Mitarbeiter hatten die Lage im Griff“, lobt der Rottenburger den Ablauf, es sei ein Bereich nach dem anderen geräumt werden. Durchsagen habe er nicht gehört, sagt Brinkmann. Für den Fan von Freizeitparks ist klar: „Wir werden dort wieder hinfahren.“
Am Montag blieben in den Bereichen Niederlande und in Skandinavien noch fünf Attraktionen, drei Shows und drei Restaurants geschlossen. Sonst lief der Parkbetrieb normal. Es seien wie schon am Sonntag rund 20 000 Besucher in der Anlage gewesen, sagte Gabriel. Diese Zahl entspreche den Erwartungen in dieser Jahreszeit. Es sei noch zu früh, darüber zu sprechen, wann und wie der Wiederaufbau der zerstörten Gebäude vor sich gehen werde: „Auf jeden Fall bauen wir den Bereich wieder auf“, sagte er. Der Sprecher geht davon aus, dass von den großen Fahrgeschäften nur „Piraten in Batavia“ länger ausfällt.
Jedes Fahrgeschäft wird einmal im Jahr durchgecheckt
Entsetzt über den Brand ist Martin Knauer, der Pressesprecher der Tourismus Marketing Gesellschaft Baden-Württ emberg: „Es war ein Schock, schließlich ist der Park ein Zugpferd für den Tourismus.“ Er habe eine enorme Außenwirkung, ziehe Besucher aus dem In- und Ausland an, selbst aus den Golfstaaten kämen Fans der Anlage. Knauer lobt das gute Krisenmanagement der Verantwortlichen, die mit Augenmaß das Brandunglück begleitet hätten. „Meinen größten Respekt dafür, dass der Betrieb aufrecht erhalten werden konnte“, urteilt Knauer.
Die Sicherheits- und Brandschutzauflagen für den Park sind hoch. „Er wird regelmäßig auf Herz und Nieren geprüft“, sagt André Siegel, der Referent für Anlagensicherheit beim Verband der TÜV, „da gibt es strenge Auflagen in Deutschland.“ Vom Fahrgeschäft bis zur Lager- oder Veranstaltungshalle kontrolliere der TÜV alle Bereiche und erteile Zulassungen. Engelbert Gabriel betonte, dass jedes Fahrgeschäft vor jeder Saison überprüft werde.
Der Europa-Park ist in Baden-Württemberg die besucherstärkste Einrichtung – jährlich kommen rund 5,6 Millionen Menschen nach Rust. Und der Europa-Park will sein Angebot weiter ausbauen. Mit der Badelandschaft „Rulantica“ dringt der Park in eine neue Domäne vor – der Badepark in skandinavischem Stil soll im nächsten Jahr eröffnet werden; es werden rund 150 Millionen Euro investiert.