Bewohner des abgebrannten Gebäudes an der Kirchheimer Straße und Asylbewerber aus den Nachbargebäuden bemängelten nach Ausbruch des Feuers, dass die Rauchmelder defekt waren und sich Menschen nur durch abseilen oder einen Sprung aus dem Fenster retten konnten, weil Notausgänge fehlten. Foto: Peter-Michael Petsch

Feuerwehr: Es dauert lang, bis Alarmanlagen anschlagen. Stadt: Fehler werden aufgedeckt.

Stuttgart - War der Sicherheitsstandard in dem Asylbewerberwohnheim, dass am Samstag in Heumaden abgebrannt ist, ausreichend? Diese Frage beschäftigt jetzt die Polizei und die zuständigen Behörden der Stadt. Bei dem Brand wurden neun Menschen verletzt, zwei davon schwer.

Bewohner des abgebrannten Gebäudes an der Kirchheimer Straße und Asylbewerber aus den Nachbargebäuden bemängelten nach Ausbruch des Feuers, dass die Rauchmelder defekt waren und sich Menschen nur durch abseilen oder einen Sprung aus dem Fenster retten konnten, weil Notausgänge fehlten. „Hätte es die gegeben und hätten die Rauchmelder angeschlagen, wäre das nicht nötig gewesen“, sagt zum Beispiel der Libanese Fadi Abdelghani (42) und wirft der Stadt Versäumnisse vor.

Nach Auskunft von Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer gibt es jeden Monat sogenannte Brandverhütungsschauen, bei der geprüft wird, die Rauchmelder funktionieren und ob der Fluchtweg durchs Treppenhaus frei und nicht durch Gegenstände verstellt ist. „Die letzte Überprüfung im Asylbewerberheim an der Kirchheimer Straße war am 27. Juli. Da war alles in Ordnung“, sagt sie. Auch der Handfeuermelder in Eingangsbereich habe funktioniert. „Er wurde bei Ausbruch des Feuers eingeschlagen und hat Alarm ausgelöst.“

Wann genau ist das Feuer ausgebrochen?

Ungeklärt ist, ob die sechs Rauchmelder im Treppenhaus und auf den Fluren angeschlagen haben. Aus den ausgewerteten Videos, die Bewohner aufgenommen haben, geht das nicht hervor, da die Schreie der Flüchtenden alles anderen übertönten. Nach Auskunft von Markus Hauser vom vorbeugenden Brandschutz der Feuerwehr sind Rauchmelder für Wohnheime nicht vorgeschrieben. „Wir haben aber dafür plädiert, dass sie installiert werden – und zwar nicht nur in Fluren, sondern in allen Räumen von Asylbewerberwohnheimen. Denn wenn dort Feuer ausbricht, dauert es lang, bis die Melder im Flur Alarm auslösen“, sagt er.

Geklärt werden muss auch, wann genau dass Feuer ausgebrochen ist. Denn laut Brandschutzverordnung muss ein Wohngebäude 30 Minuten den Flammen standhalten. Als die Feuerwehr kurz nach 6 Uhr, etwa sieben Minuten nach dem ersten Alarm, vor Ort war, brannte das Gebäude bereits lichterloh. Extra Notausgänge seien nicht erforderlich, da mit dem Treppenhaus und der Möglichkeit zum Anleitern durch die Feuerwehr die vorgeschriebenen zwei Fluchtwege vorhanden waren, stellt Hauser fest.

„Falls es Fehler gab, werden wir sie aufdecken“, sagt Sozialbürgermeisterin Fezer und versichert, dass die übrigen 37 Asylbewerberunterkünfte, in denen rund 850 Menschen untergebracht sind, technisch nachgerüstet werden, falls das zu mehr Sicherheit beitrage. „Dazu müssen die Ermittlungen beendet und die Fakten auf dem Tisch sein.“

Laut Polizei werden die Untersuchungen frühestens Ende nächster Woche abgeschlossen sein. „Für die beiden Schwerverletzten besteht keine Lebensgefahr. Die sieben weiteren Verletzten wurden aus dem Krankenhaus entlassen“, so ein Polizeisprecher. Die 65 Personen, die in Notunterkünften einquartiert wurden, haben laut Fezer ihre Geldbezüge bereits jetzt, eine Woche früher als üblich, erhalten, damit sie nicht völlig vor dem Nichts stehen