Kommt die Bücherei ins leer stehende Kögel-Kaufhaus? Das Foto entstand im März während einer Info-Veranstaltung der Stadt zum möglichen Standort. Foto: Roberto Bulgrin/bulgrin

Die Esslinger Bücherei soll nach den Plänen des Rathauses in das leer stehende Kaufhaus Kögel umziehen. Die Pläne sind in der Stadt nicht unumstritten. Jetzt hat sich das Netzwerk Kultur in die Diskussion eingemischt.

Das Netzwerk Kultur hat sich in der Diskussion über den Standort der Esslinger Stadtbücherei eindeutig positioniert: „Zurzeit wird hitzig darüber diskutiert, ob es sinnvoll ist, die Esslinger Stadtbücherei in das ehemalige Modehaus Kögel umzuziehen. Als Interessensvertretung der freien und städtischen Kultureinrichtungen Esslingens sprechen wir uns eindeutig für den neuen Standort aus“, heißt es in einer Stellungnahme vom Donnerstag. Das Netzwerk Kultur ist ein unabhängiger Zusammenschluss freier und städtischer Kulturinstitutionen sowie Einzelpersonen in der Stadt. Als wichtigstes Ziel seiner Arbeit bezeichnet das Netzwerk die enge Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung der Esslinger Kulturakteure.

 

Vorentscheidung am 13. Mai

Die Diskussion um den Standort der Bücherei nahm ihren Anfang im September des vergangenen Jahres, als Oberbürgermeister Matthias Klopfer vorschlug, die Bücherei in das Kögel-Gebäude am Postmichelbrunnen zu verlegen. Bereits damals war absehbar, dass es von Januar dieses Jahres an leer stehen würde. Der Umzug soll für Belebung in der Innenstadt sorgen und, so die Hoffnung des Rathauses, letztlich auch Handel und Gastronomie beflügeln.

Der langjähriger Inhaber des Modehauses, Alexander Kögel, der auch für die Freien Wähler im Esslinger Gemeinderat sitzt, ist für den Vorschlag offen und verwahrte sich jüngst gegen den Vorwurf der Kungelei. Es stimme nicht, so der Geschäftsmann, dass er für den Fall eines Umzugs der Stadtbücherei in das Gebäude eine jährliche Miete zwischen 500 000 Euro und einer Million Euro von der Stadt verlange: „Für eine möglichst schnelle Nachnutzung, die der Stadtgesellschaft zu Gute kommt, werden sehr faire Mietpreise abgerufen. Sie betragen weniger als zehn Euro pro Quadratmeter.“ Eine Vorentscheidung gibt es am 13. Mai. Dann entscheidet der Gemeinderat, ob der Eigenbetrieb Städtische Gebäude damit beauftragt werden soll, mit Kögel einen Mietvertrag auszuhandeln.

Wie groß sind die Risiken im Pfleghof?

Das Netzwerk Kultur begründet seine Stellungnahme pro Kögel-Modehaus damit, dass sich der Bebenhäuser Pfleghof, in dem die Esslinger Stadtbücherei derzeit untergebracht ist, in einem renovierungsbedürftigen Zustand befinde. „Da es sich hierbei um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt, ist eine Renovierung mit hohen Kosten, unkalkulierbaren Risiken und einer langen Umbaudauer verbunden.“ Nun ergebe sich die Möglichkeit, eine frei werdende Gewerbefläche in bester Lage unkompliziert und schnell zum neuen Büchereistandort zu entwickeln. Die geschätzten Kosten in Höhe von 12,3 Millionen Euro seien dabei sinnvoll und effizient investiert.