Vor zweieinhalb Jahren wurde die Heidenheimer Bankiersgattin Maria Bögerl ermordet. Bis heute gibt der Fall Rätsel auf. Foto: dpa

In einem Spezial der Sendung „Aktenzeichen XY“ werden fast 45 Minuten Sendezeit dem Mordfall Bögerl eingeräumt.

Heidenheim/Mainz - Die Suche nach dem Mörder der Heidenheimer Bankiersfrau Maria Bögerl hat mit einem Spezial der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ neuen Schwung bekommen. Mehr als 200 Hinweise seien bei der Sonderkommission „Flagge“ eingegangen, sagte Polizeisprecher Frank Buth am Donnerstag. Dem Sender bescherte der spektakuläre Fall aus dem Mai 2010 eine Spitzenquote mit 5,85 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 19,7 Prozent.

Mit Blick auf die neuen Tipps sagte Buth: „Ob und wie weit sich daraus eine heiße Spur ergibt, wird sich zeigen.“ Das könne Tage, aber auch Wochen dauern. Unter den Hinweisen seien auch solche, aus denen sich konkrete Ermittlungsansätze ergäben. „Auch nach mehr als zwei Jahren zeigt sich, dass die Leute noch immer mithelfen wollen.“

Erster Tippgeber schon kurz nach der Ausstrahlung

Schon kurz nach der Ausstrahlung am Mittwochabend hatten sich erste Tippgeber gemeldet. Laut ZDF-Teletext hatten sich mehrere Menschen wegen des mutmaßlichen Tatmessers mit einer 20 Zentimeter langen Klinge gemeldet. Einer habe mit Blick auf die sichergestellte Handschließe erklärt, vor zehn bis zwölf Jahren habe es in einer Heidenheimer Diskothek eine Handschellen-Messe gegeben.

Eine Sprecherin der Sendung betonte, es komme auch immer auf die Qualität der Hinweise an. „Mal hat man nur ein bis zwei, aber die richtigen.“ Daher lasse sich die Zahl von 200 Tipps schwer einordnen.

Die Ehefrau des Sparkassenchefs Thomas Bögerl war im Mai 2010 entführt und nach einer gescheiterten Lösegeldübergabe tot aufgefunden worden. Ihr Mann nahm sich ein Jahr später das Leben. Die Soko „Flagge“ mit 16 Mitgliedern, die nach der Sendung zeitlich begrenzt aufgestockt wurde, tappt seither im Dunklen.

Der Fall war schon zweimal bei "XY"

Das ZDF hatte den Fall schon zweimal in seinem Fahndungsklassiker aufgegriffen: Kurz nach der Entführung appellierten Thomas Bögerl und die beiden Kinder an die Täter, nach dem Leichenfund sendete „XY“ ein Update. Nun zeigte der Sender einen rund 25 Minuten langen Film, der den Tattag nach neuesten Ermittlungsergebnissen nachstellte.

„Um dem Fall Bögerl gerecht zu werden, kann man ihn nicht in zehn Minuten darstellen“, erklärte dazu „XY“-Chefredakteurin Ina-Maria Reize. „Der Fall Bögerl ist ein ganz außergewöhnliches Verbrechen, das an Tragik nicht zu überbieten ist. Die Ermittlungsarbeit ist außergewöhnlich komplex, es gibt überdurchschnittlich viele Spuren.“

Polizeisprecher Buth sagte zu den Szenen: „Das war nur eine von mehreren Tathypothesen.“ So war in den Ausschnitten von einem Täter die Rede. Im darauffolgenden Studio-Gespräch mit Moderator Rudi Cerne hatte Kriminaloberrat Volker Zaiß von einem anonymen Brief berichtete, der Hinweise auf mehrere Täter enthalte.

Die Soko rief unter anderem den Verfasser des Schreibens wie auch ausdrücklich eine Stuttgarter Taxifahrerin auf, sich bei ihr zu melden. Zudem hieß es, dass der mutmaßliche Aufenthaltsort der Täter wohl auf wenige Orte nordöstlich von Heidenheim eingegrenzt werden könne. DNA-Tests bei den dort lebenden Männern, deren Gencode mit Spuren an gesicherten Zigarettenkippen verglichen werden könnten, sind im Moment rechtlich noch nicht möglich, wie Buth erklärte.

Nach ZDF-Angaben war die „XY“-Sendung zwischen 19.00 und 23.00 Uhr mit einem Marktanteil von 19,7 Prozent die am besten eingeschaltete Sendung des Abends. Laut Branchenportal dwdl.de war es die höchste Reichweite seit der Januar-Ausgabe. Auch beim jüngeren Publikum zwischen 14 und 49 Jahren - sonst eine Domäne des Privat-TV - punktete das ZDF mit einem Marktanteil von 13,5 Prozent.

Polizei schaltet kostenlose Call-Center-Nummer

Die Polizei hat bis Freitagnachmittag um 14 Uhr eine zusätzliche kostenlose Call-Center-Nummer für Hinweise geschaltet (Telefonnummer: 0800/503503533). Zudem kann im Internet anonym unter  Kontakt mit der Sonderkommission „Flagge“ bei der Landespolizeidirektion im Regierungspräsidium Stuttgart aufgenommen werden.