Friedemann Tewald und Jürgen Becht (rechts) beringen den Nachwuchs. Foto: Michael Eick

Die seltenen Falken auf dem Fellbacher Schwabenlandtower ziehen ihren Nachwuchs problemlos auf. Jetzt sind die Küken in schwindelnder Höhe beringt worden.

Fellbach - Online-Falkenfreunde, die kürzlich über die Webcams nach den kleinen Federknäueln schauen wollten, rieben sich vielleicht verwundert die Augen. Eben noch saßen vier wohlgenährte Falkenbabys ihrer Nestbox am Fellbacher Schwabenlandtower – und plötzlich waren die Küken verschwunden.

Der Grund dafür war die Beringung des gut drei Wochen alten Falkennachwuchses. Die Projektgruppe Falken in Fellbach des Naturschutzbundes hat die Beringungsaktion in Kooperation mit Jürgen Becht von der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW) durchgeführt. Wanderfalken-Experte Becht kennt die Fellbacher Falken bestens, denn er wird vom Nabu regelmäßig mit den neuesten Informationen versorgt. Außerdem hat er auch die letztjährige Brut in schwindelnder Höhe beringt. Damals hieß das Hochhaus noch Gewa-Tower und das Team musste alle 34 Stockwerke zu Fuß bewältigen. Wenige Tage vor seinem 78. Geburtstag war Becht froh, dass er dieses Mal mit einem Aufzug in luftige Höhe gelangen konnte.

Die Ringe stellen keine Beeinträchtigung für die jungen Falken dar

„Das Alter der Jungvögel ist genau richtig für die Beringung“, sagt Herbert Kugel, der als Wanderfalken-Beobachter den Schlupf des ersten Kükens vor drei Wochen über die Webcam mitverfolgt hat. Die vier jungen Falken haben jeweils einen Nummernring der Vogelwarte sowie einen speziellen Kennring, der mit dem Fernrohr ablesbar ist, an ihre Füße bekommen. Die Ringe stellen dabei keine Beeinträchtigung für die Vögel dar, auch wenn die Küken mit ihren krallenbewehrten Füßen mächtig strampelten und lautstark zeterten. „Wichtig ist, dass die Ringe richtig sitzen“, erklärt Jürgen Becht, „dann halten sie ein Leben lang und können wertvolle Informationen über den Verbleib und die Lebensgeschichte der Falken liefern.“ Die aktuelle Falkenmama mit Namen Perenelle ist nicht beringt, ihre Herkunft wird also ungeklärt bleiben. Beim Fellbacher Männchen, genannt Falco, hofft das Team um Friedemann Tewald noch auf die Klärung der Frage, woher Falco stammt. Tewald, der die gesamte Kameratechnik ausgetüftelt hat, konnte zwar schon einige gute Aufnahmen anfertigen, auf denen man die beiden Ringe sehen kann. „Doch leider sind die Ringe schon sehr abgenutzt und kaum abzulesen. Mit Mühe konnte wir ein paar Buchstaben und Zahlen entziffern. Eine Anfrage bei der Beringungszentrale läuft.“

Die Küken werden von den Altvögeln regelmäßig gefüttert

Während die Frage nach der Herkunft des Papas also noch unklar ist, steht fest, dass in Baden-Württembergs höchstem Wohngebäude dieses Jahr vier junge Wanderfalken aufgezogen werden, drei Schwestern und ein Bruder. Die Küken werden von den Altvögeln regelmäßig gefüttert, sodass sie einen sehr gesunden und wohl genährten Eindruck machten. Ein Grund zur Sorge gibt es aus Sicht des Naturschutzbundes Fellbach nicht.