In Villingendorf hat sich vor wenigen Tagen ein Familiendrama abgespielt. Foto: SDMG

Die tagelange Flucht des mutmaßlichen Todesschützen von Villingendorf hat die Gemeinde schwer belastet. Die Festnahme wird in dem kleinen Ort mit großer Erleichterung aufgenommen.

Villingendorf - Das lächelnde Gesicht eines Jungen umfasst von einem Paar Hände - die Fotomontage sowie Kerzen, Blumen und Kuscheltiere auf dem Rasenstück vor dem Einfamilienhaus in Villingendorf erinnern an den Sechsjährigen, der vor wenigen Tagen allem Anschein nach von seinem Vater abrupt aus dem Leben gerissen wurde. Der Mann ist seit Dienstag gefasst, nicht in Kroatien wie manche es erwartet hätten, sondern in einem zu Rottweil gehörenden Dorf unweit des Tatortes.

Die Flucht des Mannes, der neben seinem Sohn den Lebenspartner seiner Ex-Frau und dessen Cousine erschossen haben soll, hat in Villingendorf mit seinen rund 3500 Einwohnern eine diffuse Angst ausgelöst. Bürgermeister Karl-Heinz Bucher (CDU) sagt: „Das zehrte mehr und mehr an den Nerven.“

Zwei Streifenpolizisten fassten den gesuchten Mann

Deshalb seien ihm „ganze Steinbrüche vom Herzen gefallen“, als die Polizei ihn am Dienstagnachmittag benachrichtigt hatte: „Wir haben ihn.“ Eine Verkäuferin in der Bäckerei neben dem Rathaus kann jetzt ebenfalls aufatmen. „Ich hatte schon ein bissle Angst.“ Der Mann sei ja auf der Flucht noch bewaffnet gewesen. „Und man wusste ja nicht, wo er ist.“ Schultes Bucher berichtet auch von großer Erleichterung bei der regulären Elternversammlung der örtlichen Grundschule am Dienstagabend. Dort konnte die Polizei die gute Nachricht verkünden. Die über 100 Mütter und Väter hätten den Fahndungserfolg mit lang anhaltendem Applaus honoriert.

Das erschossene Kind war gerade in die Schule aufgenommen worden und erlebte seinen ersten offiziellen Schultag nicht mehr. Der Vater setzte der von seiner überlebenden Ex-Partnerin organisierten privaten Feier am Donnerstagabend vergangener Woche ein blutiges Ende.

Die Polizei sei über sich hinausgewachsen, meint Bürgermeister Bucher. Nicht ein Sondereinsatzkommando, sondern zwei Streifenpolizisten fassten den gesuchten Mann nach einem Hinweis aus der Bevölkerung in dem Rottweiler Teilort Neufra. In dem Ort klickten die Handschellen. Die Flucht des international gesuchten Kroaten endete in einer von kleinen Einfamilienhäusern gesäumten Nebenstraße. Kein Tropfen Blut floss mehr, obwohl der 40-Jährige eine Waffe bei sich trug.

Eine Gedenkfeier in der Grundschule soll an die Opfer erinnern

Ein Ehepaar aus der Nachbarschaft zeigt sich bestürzt, dass ein mutmaßlicher Todesschütze ausgerechnet in ihrem friedlichen Dorf dingsfest gemacht wurde. „Für mich war das beängstigend“, sagt die Frau mit Blick auf die Waffe. „Man weiß ja nie, wie jemand tickt.“ Ein anderer Passant wundert sich, dass der Kroate nicht untergetaucht ist. Den eigenen Sohn umbringen -„so was macht man doch nicht“, empört sich der alte Herr.

An das getötete Kind und die beiden anderen Verstorbenen soll in Kürze eine Gedenkfeier in der Grundschule erinnern. Dabei soll für den Jungen auch eine Kastanie gepflanzt werden, weiß Bucher - „nicht nur als Zeichen der Trauer, aber auch der Zuversicht, mit der man diese Trauer bewältigen kann“.