Kristian Bezuidenhout Foto: Holger Schneider

Beim Musikfest Stuttgart hat der Hammerflügel-Virtuose Kristian Bezuidenhout Klavierwerke von Carl Philipp Emanuel Bach und von Mozart gespielt.

Stuttgart - Noch immer ist die Klaviermusik Carl Philipp Emanuel Bachs viel zu selten zu hören. Daran ändern auch wiederholte Vorstöße nichts, das Werk des vor 300 Jahren geborenen zweitältesten Sohnes von Johann Sebastian Bach in Erinnerung zu rufen – 1972 beginnend mit Gustav Leonhardt auf dem Cembalo über Ton Koopman und Andreas Staier bis hin zu Mikhail Pletnev auf dem modernen Konzertflügel. Höchste Zeit, dass uns nun auch ein Könner wie Kristian Bezuidenhout Einblicke gewährt in C. P. E.s Sammlung „für Kenner und Liebhaber“ (1779) sowie in dessen riesiges Sonatenwerk.

So hat Carl Philipp in den Sonaten B-Dur WQ 59/3 und G-Dur Wq. 55/6 Musikwelten neu vermessen, visionär Neues erfunden. Lebendig-Widerborstiges tritt da sturm- und dranghaft dissonant gegen Schattenhaftes an, Barockes gegen romantisch Schweifendes. Bezuidenhout lässt den Geist eines freien Improvisierens ohne Forciertheit spüren. Aber da ist auch eine Ausdrucksglut, die diese Musik dank Bezuidenhouts virtuosem Zugriff auf einem obertonreich-klangvollen Nachbau eines Tangentenflügels (nach Spath und Schmahl) durchzieht.

Auch Mozart war Kunde in deren Regensburger Werkstatt, kannte sehr wohl die dort entwickelte Zwischenform von Clavichord, Cembalo und Hammerklavier (bei der nicht Hämmerchen, sondern Holzstäbchen gegen die Saiten schlagen), die uns auch seine Musik im gut besuchten Weißen Saal wieder höchst lebendig werden lässt. Etwa am Beispiel der enorm farbig registrierten barocken Stilübungen von Mozarts Suite KV 399, der irrlichternd-genialischen Gigue KV 574 oder dem ebenfalls späten Adagio KV 617 – im Original ein Paradestück des 1991 verstorbenen Stuttgarter Glasharmonika-Virtuosen Bruno Hoffmann. In Mozarts expressiv auf Beethoven weisender c-Moll-Sonate KV 457 erinnert man sich an die lapidare Größe von Bezuidenhouts Wiedergabe im Rahmen der im Entstehen begriffenen Gesamtaufnahme aller Mozart-Sonaten (der Konzert-Mitschnitt ist am 9. und 30. 9. ab 13.05 Uhr auf SWR 2 zu hören).

Musikfest am Wochenende: Sa, 11 Uhr, Hospitalhof: „Väter & Söhne III“ mit Frank Peter, Serge und Arthur Zimmermann. Sa, 16–22 Uhr, Weißer Saal: Pianomarathon Internationaler Meisteramateure (I). Sa 19 Uhr, Theaterhaus: Junge Deutsche Philharmonie, Neville Marriner. So 16–22 Uhr, Weißer Saal: Pianomarathon Internationaler Meisteramateure (II). So 19 Uhr, Großer Kursaal Bad Cannstatt: Abschlusskonzert der Musikfest-Akademie.