Zwischen Kalifornien und Hawaii schwimmen 80 000 Tonnen Plastik. Eine neue Studie sagt nun detailliert, woher der Abfall stammt und woraus er besteht.
Als der französische Langstreckenschwimmer Ben Lecomte 2019 durch den Müllstrudel im Pazifik schwamm, beschrieb er das Erlebnis damals, „als würde man in einer verschneiten Nacht in den Himmel schauen, nur umgekehrt“. Seine Begleitcrew und er beobachteten, wie Albatrosse Plastik pickten, sie entdeckten Plastik im Magen eines Fisches und fanden Mikroplastik, das mit Plankton und kleinen Quallen verflochten war. Sie stellten fest, dass die meisten Teile Haushaltsprodukte wie Flaschen waren. Außerdem stießen sie auf Fischerausrüstung wie Netze und Kisten.
Das Problem ist die Fischerei
Laut einer aktuellen Analyse des Fachmagazins „Scientific Reports“ wurden 573 Kilogramm oder über 6000 Stück Hartplastikabfall analysiert, die 2019 von der Organisation The Ocean Cleanup eingesammelt wurden. Die niederländische Non-Profit-Organisation hat Technologien entwickelt, um schwimmende Kunststoffteile aus dem Ozean zu entfernen. Bei ihrer Analyse stellten die Forscher fest, dass mehr als ein Viertel der Fragmente von verlorenen oder entsorgten Fischereiutensilien stammte – darunter Fischnetze oder Seile. Unter dem Müll waren aber auch Kunststoffbojen sowie etliche nicht mehr identifizierbare Trümmer. Ein Plastikfragment in dem Strudel stamme mit zehnmal höherer Wahrscheinlichkeit aus der Fischerei als vom Festland.
Als die Forscher die Plastikobjekte nach Hinweise auf ihre Herkunft untersuchten, stellten sie fest, dass etwa zwei Drittel entweder in Japan (34 Prozent) oder China (32 Prozent) hergestellt wurden. Der Rest kam aus Korea (zehn Prozent), den USA (sieben Prozent) und Taiwan (sechs Prozent). Alle diese Nationen haben eine florierende Fischereiindustrie. Japan ist schon aufgrund des Tsunamis im Jahr 2011 zu einem der Hauptsünder geworden. Die zerstörerischen Wellen hatten ganze Häuser und ihre Ausstattungen ins Meer gerissen.
Seevögel gehen qualvoll am Müll zugrunde
Fast die Hälfte (49 Prozent) der Objekte, auf denen sich ein Produktionsdatum identifizieren ließ, stammte aus dem 20. Jahrhundert. Das älteste identifizierte Objekt war eine Boje aus dem Jahr 1966. Insgesamt treiben im sogenannten Great Pacific Garbage Patch, dem Großen Pazifischen Müllstrudel, über 80 000 Tonnen Plastik in einem Gebiet mit rund 1,6 Millionen Quadratkilometern Größe. Die Müllansammlung – die dreimal so groß wie Frankreich ist – befindet sich zwischen Hawaii und Kalifornien im Pazifik.
Besonders problematisch ist, dass Plastik sich in immer kleinere Teilchen zersetzt, die Seevögel, Schildkröten, Quallen und Fische fressen, die nicht selten qualvoll an ihnen zugrunde gehen. 2015 fanden australische Forscher heraus, dass selbst die Korallen im Great Barrier Reef mikroskopisch kleinen Plastikmüll fressen. Laut einer Studie der Naturschutzorganisation WWF nehmen auch Menschen pro Woche bis zu fünf Gramm der Plastikteilchen auf. Das entspricht in etwa einer Kreditkarte.