Ab in den Matsch: Am Samstag robbten die Teilnehmerinnen beim Muddy Angel Run in Stuttgart durch den Schlamm. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Rund 7500 Teilnehmerinnen haben in Stuttgart beim „Muddy Angel Run“ mitgemacht. Dieses Jahr waren wieder Zuschauer am Streckenrand erlaubt.

Einen schlammigen Spaß haben sich Freundinnen und Kolleginnen am Samstag in Stuttgart gegönnt. Beim ausschließlich für Frauen veranstalteten „Muddy Angel Run“ auf dem Messegelände blieb kaum eine Teilnehmerin sauber.

Im Vergleich zum Vorjahr hatte sich einiges geändert. Wegen Coronaschutzmaßnahmen war die Veranstaltung im vergangenen Jahr auf zwei Tage gestreckt worden. 3500 Läuferinnen am Samstag und nochmal knapp 3000 am Sonntag absolvierten damals die Fünf-Kilometer-Strecke. Zuschauer waren keine zugelassen. Dieses Jahr schon.

Die meist männlichen Begleiter und vielen Kinder standen am Rand und sahen aus nächster Nähe zu, wie die Freundin, Ehefrau oder Mami sich bei den 15 zu bewältigenden Hindernissen ins trübe Schlammwasser stürzten und über moorigen Boden robbten. „Unsere Tochter würde am liebsten gleich mitmachen“, sagte ein Vater, der seine Tochter kaum zurückhalten konnte, sich der Mutter anzuschließen und die Kleidung voller Hingabe zu verschmutzen.

Vielleicht wird es diese Möglichkeit schon im kommenden Jahr geben, denn der Berliner Eventveranstalter Xletix überlegt, 2023 einen Kinder-Lauf ins Programm zu integrieren. Diese Mal waren die Kapazitäten mit 7500 Läuferinnen vollkommen ausgereizt. „Die Tickets waren schon eine ganze Weile restlos vergriffen“, sagte Xletix-Sprecherin Louisa Rieger. Das ist eine rege Nachfrage für ein Event, das manche als Firmenausflug und andere als Junggesellinnenabschied nutzen.

Siegerinnen gibt es keine

Als sportlichen Wettkampf versteht den Lauf kaum jemand . Es gibt keine Siegerinnen und keine Laufzeiterfassung. Die ganz Schnellen schaffen es in 30 Minuten, andere sind anderthalb Stunden unterwegs. „Wir sind zusammen losgelaufen, aber irgendwann verliert man sich auf der Strecke“, sagt Vanessa. Ihre Gruppe war mit knapp 50 Läuferinnen eine der größten. Die Mitarbeiterinnen der Medius-Kliniken hatten sich aus den Standorten Kirchheim, Nürtingen und Ruit zu einer großen Laufgemeinschaft verabredet. Spätestens beim kühlen Getränk nach der Schwitz- und Schmutzrunde war man wieder vereinigt. „Der Teamgeist wird gefördert“, sagen Vanessa und ihre Kolleginnen, „und es ist ja auch für einen guten Zweck.“

Wo immer die schlammigen Engel unterwegs sind, werden sie vom Verein Brustkrebs Deutschland begleitet. „Wir sind kein Charitylauf, aber wir fördern die Zusammenarbeit mit dem Verein, da die Sache jede Frau betrifft. Und weil es für manche immer noch ein Tabuthema ist, nutzen wir unsere Bühne, um bei der Aufklärungsarbeit zu unterstützen“, sagt Louisa Rieger.

Verein informiert über Brustkrebs

Vom Startgeld jeder Teilnehmerin geht ein Euro auf das Spendenkonto des Vereins, auch an den Shopverkäufen verdient Brustkrebs Deutschland anteilig mit. Über 600.000 Euro sind in den vergangenen sechs Jahren schon zusammengekommen. „Dieses Spendengeld ist für den Verein genauso wichtig wie die Möglichkeit, vor Ort mit den Frauen zu sprechen“, sagt Carolin, die den Infostand an diesem Tag betreut.

Dort verteilt die 29-Jährige Flyer über die Hilfsangebote des Vereins und Kärtchen mit einer „Anleitung zum Brustcheck“. Diese Selbstuntersuchung hatte bei Carolin vor sieben Jahren dazu geführt, dass ein Knoten in ihrer Brust früh entdeckt und sie dann mit einer Chemotherapie wieder geheilt werden konnte. „Seitdem arbeite ich ehrenamtlich für den Verein und ermuntere gerade junge Frauen, sich dem Thema anzunehmen.“

Auch der Termin für den nächsten „Muddy Angel Run“ in Stuttgart steht bereits: Die Schlammpfützen werden am 22. Juli 2023 wieder aufgefüllt. Der Vorverkauf beginnt am kommenden Dienstag.