Sagt, wo es langgeht: Stuttgarts neue Zuspielerin Femke Stoltenborg Foto: Baumann

Femke Stoltenborg ist die neue Zuspielerin des Volleyball-Bundesligisten Allianz MTV Stuttgart und schon jetzt eine Verstärkung für die Mannschaft.

Stuttgart - Wichtig ist, was am Ende rauskommt – am Ende der Saison, wenn abgerechnet wird. Doch auch schon in den ersten beiden Spielen mit Femke Stoltenborg gab es zwei Siege für die Stuttgarter Volleyballerinen, dabei hatte die neue Zuspielerin zuvor nur einmal mit der Mannschaft trainiert. „Auf dem hohen Niveau, das sie hat, sollte es gut funktionieren“, meint ihr neuer Trainer Guillermo Naranjo Hernández, „aber dass es gleich so gut klappt, das finde ich schon bemerkenswert.“

Vor einer Woche hatte Stoltenborg in Rotterdam noch das EM-Endspiel bestritten. „10 000 Menschen waren in der Halle, alle haben unsere Nationalhymne gesungen. Da lief es einem kalt den Rücken runter“, sagt Stoltenborg mit einem Leuchten in den Augen. Zwar gab es ein 0:3 gegen Russland, aber trotzdem freute sich die 1,90 m große Zuspielerin über die Silbermedaille. Es folgten einige Pflichttermine mit dem Nationalteam und – am Donnerstag, eine Woche vor dem Bundesliga-Start in Schwerin – der Umzug von Winterswijk, einem 28 000-Seelen-Städtchen an der deutsch-niederländischen Grenze, nach Stuttgart. Mit Gitarre und Holland-Rad im Gepäck.

Stuttgart gewinnt beim eigenen Vorbereitungsturnier

Bereits am Freitag stand Stoltenborg im kobaltblauen Stuttgarter Trikot in der Scharrena auf dem Feld und verteilte die Bälle beim 3:0-Erfolg über Asterix Kieldrecht (Belgien) an ihre neuen Mitspielerinnen mit allerhöchster Präzision. Akklimatisierungsprobleme? Von wegen! Die Regisseurin mit dem großen Ballgefühl zog gekonnt die Fäden. Und auch als sich ihr neues Team am Samstagabend mit dem 3:0 über ASPTT Mulhouse (Frankreich) den Gesamtsieg beim eigenen Vorbereitungsturnier sicherte, präsentierten sich Stoltenborg und ihre Zuspielkollegin Valerie Nichol zusammen mit dem auf mehreren Positionen neu formierten Team in großer Harmonie.

Derart reibungslos lief es bei der niederländerischen Profispielerin, die nebenher Psychologie studiert, nicht immer. Bei ihrer ersten Station in Deutschland, 2011/12 beim Dresdner SC, hatte sie kaum Einsatzzeiten. Eine Saison später bei VT Aurubis Hamburg zog sie sich einen komplizierten Fingerbruch zu und fiel nahezu komplett aus. Dann wechselte sie zu den Ladies in Black Aachen. Stoltenborg, die mit drei Geschwistern auf einem Bauernhof aufwuchs, hatte großen Anteil am Erreichen des dritten Platzes, dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Vergangene Saison spielte die eher schüchterne Regisseurin in der italienischen Liga Uno, bei Volley 2002 Forli. „Wir haben nur ein Spiel gewonnen“, sagt die 24-Jährige – kein Wunder, dass sie jetzt nach Siegen lechzt.

Stoltenborg traut ihrem neuen Team viel zu

Stuttgarts Manager Bernhard Lobmüller war schon länger an Stoltenborg interessiert, für die erste Champions-League-Saison hat es nun geklappt. Auch wenn aufgrund der EM vor dem Saisonstart nur sechs Trainingseinheiten mit dem kompletten Kader möglich sind, herrscht große Zuversicht. „Es ist mir sehr wichtig, dass ich mich in einer Mannschaft wohlfühle. Hier habe ich sofort gespürt, dass wir sehr viel Spaß zusammen haben werden“, sagt Stoltenborg, die allerdings von ihrem ersten Ausflug in die Stuttgarter Innenstadt mit gemischten Gefühlen zurückkehrte: „Da sind überall so viele Leute, daran muss ich mich noch gewöhnen.“ Ihre niederländischen Teamkolleginnen Deborah van Daelen und Kim Renkema, die sie schon länger kennt, werden ihr dabei helfen. Stoltenborg jedenfalls freut sich auf die neue Saison: „Ich habe das Gefühl, dass wir sehr viel erreichen können.“

Zumal das einzige Problem, das bisher auftrat, auch schon wieder gelöst ist. Am familieneigenen Wohnmobil, mit dem Mama Stoltenborg ihre Tochter nach Stuttgart brachte, war ein Auspuff locker. „Noch am Freitag“, sagt Stoltenborg, „haben wir eine Werkstatt gefunden, die das sofort schweißen konnte.“ Schließlich ist wichtig, was am Ende rauskommt. Nicht nur im Sport.