De Villiers und von Zitzewitz haben viel Zeit gutgemacht – nun wollen sie mehr Foto: Getty

Vor dem Start der Rallye Dakar galten die Minis als haushohe Favoriten, doch nach der Königsetappe meldet plötzlich Toyota einen Anspruch auf den Sieg an. Das gefällt Sven Quandt natürlich nicht.

Iquique - Dirk von Zitzewitz genoss den Ruhetag der Rallye am Montag, auch wenn er nicht wirklich von Ruhe geprägt war. Zwischen Medienterminen marschierte der Beifahrer von Giniel de Villiers immer wieder zu seinem Toyota Hilux, um zufrieden festzustellen, dass die Mechaniker das Auto für die nächste Etappe in den Angriffsmodus versetzten. Bei den Pressekonferenzen erzählte der Mann aus Karlshof den Reportern ausgesprochen gerne von der Marathonetappe am Wochenende – vom Weg von Iquique in Chile nach Uyuni in den bolivischen Anden und zurück. „Ich denke, dass wir die großen Sieger der beiden Marathon-Tage waren“, sagte von Zitzewitz zufrieden und stolz.

Übertrieben hat er mit dieser vollmundigen Einschätzung wohl nicht. Auf den Königsetappen mit 1522 Kilometern, bei denen kein Fremdservice erlaubt war, ist es Toyota erstmals bei dieser Dakar-Auflage gelungen, den Minis auf dem achten Abschnitt einen Tagessieg abzuluchsen. Yazeed Alrajhi (Saudi-Arabien) und sein Co-Pilot Timo Gottschalk (Neuruppin) waren 1:12 Minuten vor dem Mini von Orlando Terranova/Bernardo Graue (Argentinien) im Etappenziel. „Statt wie befürchtet Zeit zu verlieren, haben wir welche gutgemacht. Super!“, freute sich Dirk von Zitzewitz für alle Toyota-Besatzungen. Zeit gutgemacht, obwohl allgemein erwartet worden war, dass die V8-Saugmotoren der Japaner in den Höhenlagen der Anden über 3000 Meter schwächeln würden im Vergleich zu den Turbodiesel-Minis.

Im Gegensatz zum Toyota-Beifahrer dürfte dessen Landsmann Sven Quandt einen eher unbehaglichen Tag im Servicelager von Iquique verbracht haben. Da hatte seine favorisierte Mini-Armada ausgerechnet die härteste Prüfung verloren. Der X-raid-Teamchef aus dem hessischen Trebur hatte vor der Rallye Dakar noch orakelt: „Wir gehen davon aus, dass sich die Rallye auf der Marathonetappe entscheidet.“ Nun liegen seine Angestellten mit Startnummer 301, Nasser Al-Attiyah (Katar) und Co-Pilot Matthieu Baumel (Frankreich), in der Gesamtwertung zwar noch 8:27 Minuten vor de Villiers/von Zitzewitz, doch die Kampfansage von Toyota ließ den 58 Jahre alten X-raid-Gründer wohl kaum unbeeindruckt.

Denn auf den restlichen fünf Tagesabschnitten bis nach Buenos Aires ist es für Toyota möglich, die fehlenden knapp achteinhalb Minuten aufzuholen – auch deshalb, weil Rallye-Veranstalter Amaury Sport Organisation (ASO) eine Feinjustierung am Regelwerk vorgenommen hatte, das zulasten der Minis ging. Nach dem Dreifach-Triumph 2014 sowie den Erfolgen 2013 und 2012 des X-raid-Teams sollte die Dakar wieder spannender werden, sollte die programmierte Vorfahrt der Minis gelöscht werden.

Toyota durfte beim Hilux 56 Kilogramm Gewicht abspecken, während der Mini dieselbe Last zunehmen musste – nun ist der Toyota 20 Kilogramm leichter als der Konkurrent. 56 Kilogramm mehr für den Mini sind nicht die Welt, dennoch wirken sie sich über lange Distanz belastend auf Fahrwerk und Bremsen aus. Der Luftmengenbegrenzer des Toyota wurde vergrößert, so dass auf Meereshöhe rund 450 PS zur Verfügung stehen,bislang waren es etwa 420. „So sind die Autos auf die gesamte Distanz gerechnet etwa 50 Minuten schneller“, schätzte Toyota-Teamchef Glyn Hall. Zudem wurden 120 Kilogramm Gewicht im Hilux besser verteilt.

Von Zitzewitz wird an diesem Dienstag mit einem guten Gefühl in den Toyota Hilux klettern und sich auf die 539 Kilometer nach Calama machen. Die letzte Rallye Dakar, bei der es eine Marathon-Prüfung gegeben hatte, war 2009 – am Ende triumphierten Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz.