In der Mosesmühle in Bächlingen liegt der Biergarten direkt an der Jagst. Foto: privat

In der Mosesmühle in Langenburg gibt es bodenständige Regionalküche und internationale Kultur. Das Lokal ist idyllisch direkt an der Jagst gelegen. Das allerdings birgt auch ein Risiko.

Langenburg-Bächlingen - „In spätestens zwei Stunden haben wir hier Hochwasser“, sagt Frieder Ziegler (63) und zuckt mit den Schultern. Der Koch und Wirt ist es gewohnt, dass der schöne, große Biergarten des öfteren unter Wasser steht. Sein Lokal, die Mosesmühle, liegt sehr romantisch – aber auch direkt an der Jagst.

Schade, dass dieser Sonntag so verregnet ist. Im Biergarten hätte man lauschig sitzen können. Auch ein Spaziergang entlang des Flusses hätte Spaß gemacht. So reicht es zum kurzen Stopp beim Schloss Langenburg, dem hoch auf dem Hügel gelegenen Stammsitz der Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg, die mit dem britischen Königshaus verwandt sind. Und Wibele müssen natürlich auch gekauft werden. Wenn man schon mal in der Heimat des Gebäcks ist, geht es nicht ohne „se trädischonäl bisgwitts“, die traditionellen Kekse, wie sie der damalige Bürgermeister Fritz Gronbach in seiner lustigen Kauderwelsch-Rede nannte. Als Ihre Majestät die Queen 1965 auf Staatsbesuch in Langenburg Station machte, überreichte er „hör mädschesdi“ stolz eine Packung Wibele.

Überhaupt sind die Royals immer mal wieder auf Verwandtschaftsbesuch. Letztes Jahr etwa traf sich Prinz Charles mit Bio-Bauern auf dem Schloss. Man würde ihm gern raten, bei der nächsten Stippvisite auch mal in der Mosesmühle vorbeizuschauen.

Nachdem Frieder Zieglers Vater den Dienst als letzter Müller quittiert hatte, wurde die Mühle einige Jahre nur noch als Werkstatt und Garage genutzt. Doch im Jahr 2001 entschied sich die Familie, hier ein Lokal zu eröffnen: „Das war der Lebenstraum meines Mannes“, so Renate Ziegler (57).

Ein Wagnis, denn beide waren Quereinsteiger – er Physiker, sie Erzieherin. Doch es hat sich gelohnt, vor allem für die Gäste. Die Lage am Wehr ist traumhaft. Das Ambiente im Gastraum stilvoll und zum Wohlfühlen. Der Service von Renate Ziegler und Tochter Katharina (34) aufmerksam und herzlich. Das Essen fantasievoll und schmackhaft.

Besonders gern bereitet Frieder Ziegler Reh- und Wildschweinbraten zu. Das Wild schießt er selbst. Das Wildschwein (15,40 Euro), serviert mit fluffigen Semmelknödeln, ist butterzart. Der Rostbraten mit röschen Zwiebeln und selbst gemachten Spätzle (20,80 Euro) wunderbar mürb.

Wer kein Fleisch mag: Auf der angenehm übersichtlichen Karte stehen meist auch Fisch und stets ein veganes Gericht, an diesem Abend Thai-Curry mit Basmatireis (14,40 Euro). Im Preis der Hauptgerichte inbegriffen ist ein Salat vom Buffet, das Renate Ziegler liebevoll bestückt: Neben schmatzigem Kartoffelsalat und Blattsalaten gibt es unter anderem eine Linsen-Karotten-Variation und frischen Krautsalat.

Die Zutaten stammen allesamt aus der Region – „und mein Mann kocht selbstverständlich saisonal“, sagt die Wirtin. Auch die Getränke, das Bier etwa und viele der Weine, kommen aus der Gegend. Zudem gibt es selbst gemachte Limonaden – und herrlichen Holundersekt des Bächlingers Bernulf Schlauch, Bruder des ehemaligen Grünen-Politikers Rezzo Schlauch.

Neben dem Service gehört Renate Zieglers Herz den Kulturveranstaltungen, regelmäßig finden Ausstellungen und Konzerte statt. Am 10. Dezember etwa tritt der renommierte Sinti-Swinger Vano Bamberger auf. Doch woher hat die Mosesmühle eigentlich ihren Namen? „Einer der einstigen Müller hieß Moses“, erklärt Katharina Ziegler. Das Wasser hätte er an diesem Abend – anders als sein berühmter biblischer Namensvetter – nicht teilen können. Es steigt weiter.

Achtung: Am Sonntag, 26. Oktober, sowie am ersten November-Wochenende hat die Mosesmühle geschlossen.

Infos und Adresse

Adresse: Mosesmühle, Hürdener Straße 14, 74595 Langenburg, Telefon 0 79 05 / 94 00 42, www.mosesmuehle.de

Öffnungszeiten: Biergarten – von Mai bis Ende Oktober samstags ab 12 Uhr und sonntags ab 10.15 Uhr. Restaurant – freitags und samstags ab 18 Uhr, sonntags ab 12 Uhr (warme Küche bis 14 Uhr und ab 18 Uhr). Reservierung empfohlen. Für Gruppen unter der Woche nach Voranmeldung.

Von Weihnachten bis März geschlossen.