Ein Polizeitaucher sucht im Monrepos-See in Ludwigsburg nach der Tatwaffe. Foto: factum/Bach

Mit einer groß angelegten Tauchaktion hat die Polizei am Montag im Monrepos-See in Ludwigsburg nach Beweisen im Fall der getöteten Mutter Nadine Ertugrul gesucht – und vor allem nach der Tatwaffe.

Ludwigsburg - Es ist beinahe ein normaler Montagmittag am Monrepos-See in Ludwigsburg. Das Wetter: heiter bis wolkig. Spaziergänger flanieren Hand in Hand, Enten haben sich am Ufer versammelt. Und zwei Schwäne halten inne und betrachten, mit einem gewissen Sicherheitsabstand, das seltsame Treiben von ungewöhnlich gekleideten Menschen. Ein Beamter der Wasserschutzpolizei Stuttgart ist in seinen Neoprenanzug geschlüpft, zieht sich die neongelben Flossen an und gleitet mit der geschulterten Sauerstoffflasche ins eiskalte Wasser.

Der Einsatz ist Teil einer großen Suchaktion des Polizeipräsidiums Ludwigsburg im Fall der getöteten Nadine Ertugrul. Am 20. Oktober war die Leiche der 36-jährigen zweifachen Mutter unbekleidet und mit massiven Schnittverletzungen am Hals in einem Gebüsch zwischen den S-Bahn-Gleisen und der Reuteallee in Ludwigsburg-Eglosheim gefunden worden. Die Polizei hat offenbar noch keinen Verdächtigen verhaftet, geht aber davon aus, dass der Täter aus dem näheren Umfeld der Frau kommt.

Die Tauch- und Suchaktion sei der Versuch, in Punkto Beweismittel einen Schritt weiterzukommen, sagt der Polizeisprecher Peter Widenhorn. „Es wäre denkbar, dass der Täter Kleidung, Schmuck oder ein Tatwerkzeug im See entsorgt hat.“ Konkrete Hinweise darauf habe es zwar nicht gegeben. Aber man wolle sich nicht vorwerfen, „dass wir etwas übersehen haben könnten“, da der mutmaßliche Tatort nicht weit vom See entfernt liege.

Neun Taucher sind im Einsatz. Da bis in den Nachmittag hinein nichts Relevantes gefunden wurde, sei „wahrscheinlich ein weiterer Tauchtag notwendig“, sagt Widenhorn. Zudem seien vier Kollegen der Reiterstaffel im Umfeld des Sees unterwegs, um in der Umgebung in Gebüschen ebenfalls nach Beweisstücken zu suchen. Etwa 20 Kollegen seien an diesem Montag mit der Suchaktion beschäftigt, sagt Peter Widenhorn.

Ein weiterer Tauchtag ist geplant

Der Taucheinsatz der nach dem Mordfall eingesetzten Sonderkommission „Allee“ gleicht buchstäblich einem Fischen im Trüben. Beamte halten gelbe Seile, die an den Tauchern festgebunden sind. Der Sprechfunk gibt, außer dem lauten Rauschen des Atemgeräts, kaum etwas von sich. „Die Sicht am Grunde des Sees ist extrem schlecht“, erläutert Widenhorn. Deshalb nehmen sich die Spezialisten das Gewässer quadratmeterweise vor. Rosafarbene Markierungen an den Bäumen am Ufer geben den Tauchern Hinweise, wo die Kollegen schon gesucht haben. Da die Suche sorgfältig laufen muss, schafft die Polizei an diesem Montag nur etwa die Hälfte des Monrepos-Sees.

Erst Anfang Dezember hatte die Polizei bekannt gegeben, dass sie einen Anfangsverdacht in dem Mordfall hegt, sich aber über Details ausgeschwiegen. Was die Ermittlungen schwierig gestaltet, ist die Tatsache, dass Nadine Ertugrul wohl bereits mehrere Tage in dem Gebüsch unweit der PH gelegen war, als die Polizei sie fand. Was unmittelbar zuvor geschah, hat die Polizei inzwischen rekonstruiert. Die 36-Jährige war am 12. Oktober nach dem Sporttraining zu ihrer Wohnung im Ludwigsburger Stadtteil Eglosheim zurückgekehrt, ging dann aber noch ein Brot kaufen. Das jedenfalls hat ihr Mann ausgesagt, der bis zuletzt mit Nadine Ertugrul und den beiden kleinen Kindern gemeinsam gewohnt hat – obwohl sich das Ehepaar vor einiger Zeit getrennt hatte und Nadine Ertugrul, so die Polizeiermittler, eine neue Beziehung eingegangen war.