Bester und einziger Schlagertänzer der Welt: Roy Roberts Foto:  

Clou Simon lebt zwei Identitäten. Der Moderator und Schauspieler ist Baron der Gesellschaft Zigeunerinsel. Und als Schlagertänzer Roy Roberts unterhält er mit Schlagern der 60er Jahre.

Stuttgart - Herr Simon, der Name Clou Simon klingt ganz nach Künstlername. Wie heißen Sie wirklich?
Das sage ich niemandem.
Warum? Hört sich Ihr Name so schlimm an?
Nein, aber Clou Simon ist ein eingetragener Künstlername, sozusagen meine Marke. Der Name steht auch in meinem Personalausweis. Das deutsche Namensrecht erlaubt das glücklicherweise.
Und Roy Roberts?
Das ist meine zweite Identität als Schlagertänzer. Ich bin der einzige und der beste. Man muss schon etwas schizophren sein, um mit zwei Persönlichkeiten zu leben. Aber Roy Roberts ist mit seiner schwarzen Perücke und Sonnenbrille unverwechselbar. Wenn ich also selbst mal zweifle, wer ich gerade bin, dann schaue ich einfach mein Outfit an.
 
Haben Sie Humor? Es ist ja schließlich Fasching, und unser Gespräch muss deshalb lustig werden.
Wenn Sie etwas Lustiges hören wollen, dann müssen Sie schon mit Roy Roberts reden. Der ist von uns beiden für den Humor zuständig.
Herr Roberts, Sie haben ja früher mal Industriekaufmann gelernt. Warum schwänzen Sie Ihren Beruf? Wollten Sie damit vermeiden, dass der Wirtschaft Schaden entsteht?
Genauso ist es. Ich habe der Gesellschaft damit einen Dienst erwiesen. Mein Hausarzt findet meine Entscheidung auch gut.
Was hat Ihr Hausarzt mit Ihrem Beruf als Schlagertänzer zu tun, der ist doch nicht etwa ansteckend? Nicht dass das Publikum nach Ihrer Show Schlager der 60er Jahre trällernd durch die Gegend hopst?
Mein Hausarzt hat nur gemeint, meine Auftritte seien kurz genug, so dass ich beim Publikum keine nachhaltigen Gesundheitsschäden verursachen könne.
Das beruhigt ungemein.
Außerdem hopse und trällere ich nicht. Ich habe im Privatunterricht klassischen Gesang und Pop und an der New York City Dance School auf dem Killesberg Tanz mit den Schwerpunkten Jazz und Hip-Hop gelernt. Manchmal war ich auch im Ballett-Unterricht, aber da wurde ich ausgelacht. Zudem war ich als Sänger in mehreren Popbands sehr erfolgreich. 1998 haben wir zum Beispiel mit der Gruppe U.N.S. 5 mit fünf Leuten verschiedener Nationen den Preis als beste Newcomer des Jahres vom Bund und Förderkreis internationaler Nachwuchskünstler bekommen. So viel also zum Hopsen und Trällern.
Ich fühle mich geohrfeigt. Sie sind gerade so lustig wie ein Elferrat im Stuttgarter Fasching. Mit wem rede ich jetzt gerade, mit Roy Roberts oder mit Clou Simon?
Mit Clou Simon. Der ist für Zurechtweisungen zuständig. Aber Sie brauchen nicht mehr zu fragen, wer wer ist. Nehmen Sie’s einfach, wie es kommt.
Wie sind Sie jetzt auch noch Baron der Gesellschaft Zigeunerinsel geworden?
Ich bin viel herumgekommen. Drei Jahre lang war ich Theaterleiter und Sänger auf großen Kreuzfahrtschiffen. Dann habe ich 15 Monate lang als Fremdenführer für deutsche Kreuzfahrtschiffe in Schweden gearbeitet. Seither arbeite ich auch als Fotomodell und Moderator. Ich habe Schwedisch gepaukt, bis ich es fließend konnte, und dann als Schauspieler für schwedische Werbung gearbeitet. Gleichzeitig bin ich immer wieder nach Deutschland gependelt, habe dort moderiert und bin Modell gestanden. Als Schauspieler bin ich übrigens in einem Werbefilm zum Nachhaltigkeitsbericht 2014 für Mercedes auf You Tube zu sehen. Darin esse ich mit Dieter Zetsche Currywurst.
Hat sich nach dem Film Hollywood bei Ihnen gemeldet?
Nein, bei mir nicht und meines Wissens nach auch nicht bei Dieter Zetsche. Wir haben noch unsere Rollen im wirklichen Leben. Vielleicht ist das auch gut so. Aber vielleicht hat’s ja die Currywurst zu einer Spielfilmrolle geschafft. Aber das ist mir jetzt auch wurscht. Ich will endlich zum Zigeunerbaron kommen. Ich produziere auch die Stuttgarter Sängerin Pauline, von der es auf You Tube Songs zum Beispiel zur Schließung des Fernsehturms gibt. Ihre Mutter dachte wohl, ich hätte wegen meines unsteten Lebens etwas vom fahrenden Volk und die Rolle als Zigeunerbaron passe gut zu mir. Sie hat den Kontakt zum damaligen Zigeuner-Vize Paul Glaser hergestellt, und ich habe ihm gleich zugesagt.
Als Zigeunerbaron muss man aber singen.
Genau. Aber das wollte ich nicht. Deshalb habe ich gesagt, dass ich einen Zwillingsbruder namens Roy Roberts hätte, den ich zwar nicht leiden könne, der aber den Sangespart übernehme.
Fasching gilt ja als lustig, erleben Sie auf der Kampagne mit ihren festgelegten Ritualen ab und zu so etwas wie Situationskomik?
Auf der Kampagne bisher nicht. Situationskomik gefällt mir. Die Komik im Fasching ist produziert, aber wenn sie gut gemacht wird, verführt sie zum Lachen. Der Travestiekünstler Fräulein Wommy Wonder ist ein gutes Beispiel. In ihrer Rolle als Putzfrau tut sie so, als sei der Sänger Florian Silbereisen in sie verliebt und sagt: „Willst du mir deine Liebe beweisen, dann zeig mir erst dein Silbereisen!“ Humor lebt eben davon, dass man sich über sich selbst lustig machen kann. Deshalb sagt das voluminöse Fräulein über sich selbst: „Ich habe eine vergrößerte erotische Nutzfläche.“ Das ist auf Pointen hin geplanter Humor. Aber Situationskomik gefällt mir sehr gut. Sie entsteht plötzlich und unerwartet im realen Leben.
Was ist Ihnen im wirklichen Leben denn so alles passiert?
Ich bin einmal nachts von der Disco heimgefahren und wollte auf meinen Parkplatz. Aber darauf stand ein Auto und zwei Typen daneben. Ich konnte nicht reinfahren. Die beiden sagten, sie hätten eine Panne, ob ich ihnen nicht beim Schieben helfen könne. Ich wollte rasch ins Bett und habe mit angepackt. Am nächsten Morgen erfuhr ich, dass die beiden das Auto der Nachbarin stehlen wollten und ich sie dabei überrascht habe. Die haben das Auto einfach stehen lassen, wo wir es hingeschoben hatten, und sind dann abgehauen. Und noch ein Schwank aus dem prallen Leben: Handwerklich bin ich nicht sehr geschickt. Um mein Internetkabel zu verlegen, musste ich Löcher durch zwei Wände bohren. Bei der einen Wand habe ich das Telefonkabel getroffen, bei der anderen das Antennenkabel. Der Elektriker hat es wieder repariert. Kurz darauf bat mich eine Freundin, ihre Deckenlampe zu reparieren. Ich musste dafür ein Loch in die Decke bohren, und wieder habe ich ein Kabel getroffen. Seither stehe ich übrigens unter Strom.
Welchen Humoristen in Deutschland mögen Sie am liebsten?
Otto Waalkes. Für mich ist er der Größte, weil er in meinen Augen noch die beste Comedy bietet. Er hat einmal erzählt: „Meine Eltern mussten mir als Kind ein Schnitzel um den Hals hängen, damit wenigstens die Hunde mit mir spielten.“ Ich mag auch unerwartete Antworten auf Fragen. Ein Beispiel: „Warum haben Sie nicht geholfen, als Sie gesehen haben, dass ein Fremder Ihre Frau verprügelt?“ „Ach, ich dachte, der schafft das alleine.“
Wird man den Schlagertänzer Roy Roberts auch nach dem Fasching erleben?
Wenn das Publikum meine Auftritte gut überstanden hat und nach mir verlangt.